Pathological changes in neuronal and glial cells in a murine model for human GM1-gangliosidosis
Neuroglia sind heterogene Zellpopulationen, die im zentralen (ZNS), peripheren (PNS) und autonomen Nervensystem vorkommen. Während PNS-Gliazellen von Neuralleisten-Stammzellen (NCC) abstammen, haben ZNS-Gliazellen einen neuroektodermalen und mesodermalen Ursprung. Neuroglia fungieren als die ‚Hausmeister‘ des Nervensystems. Neben der Aufrechterhaltung der Homöostase und der Unterstützung der neuronalen Funktion sind sie auch an den Abwehrmechanismen des Nervensystems beteiligt. Zwei besonders interessante Gliazelltypen, die beide den Neurotrophinrezeptor p75NTR exprimieren, stellen Satellitengliazellen (SGCs) des PNS und Müllerzellen (MCs) der Retina. Beide Zelltypen stehen in sehr engem räumlichen Kontakt mit benachbarten Neuronen und reagieren aktiv auf Veränderungen der Mikroumgebung oder der Neuronen. Darüber hinaus interagieren und kommunizieren sie mit anderen Glialzelltypen. Als Reaktion auf eine Schädigung des Nervensystems zeigen beide Zelltypen Reaktionen in Form von Veränderungen ihres Phänotyps sowie morphologische Veränderungen, eine Proliferation, verstärkte Kommunikation und eine Modulation der neuronalen Erregung. Interessanterweise scheinen SGCs nicht nur nützliche und schützende Eigenschaften zu besitzen, sondern sind auch an der Entstehung von Schmerz und verändertem nozizeptiven Verhalten von Neuronen beteiligt. Darüber hinaus wurde beiden Zellpopulationen ein neurogenes und/oder regeneratives, stammzellähnliches Potenzial zugeschrieben. Obwohl das meiste Wissen über SGCs aus Studien an Nagetieren stammt, und häufig nur im Zusammenhang mit pathologischen Zuständen, gibt es nur wenige Studien über SGCs von Menschen und anderen Spezies, wie z. B. Schweinen, obwohl diese ein ideales Tiermodell für translationale Ansätze darstellen könnten. Darüber hinaus sind Studien über MCs in Bezug auf Retinopathien weit verbreitet, jedoch ist wenig über ihr Verhalten im Rahmen der GM1-Gangliosidose bekannt. Vor diesem Hintergrund wurden in dieser Arbeit drei inhaltiche verbundene Studien durchgeführt. Die Hypothese der ersten Studie war, dass (1) SGCs von Schweinen ein interessantes Großtiermodell zur Untersuchung der Plastizität von SGCs darstellen. Daher werden im ersten Teil der Arbeit die phänotypischen Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen nicht aktivierten SGCs von Schweinen und anderen Tierarten, insbesondere Mäusen und Hunden, aufgezeigt. Ähnlich den SGCs von Mäusen und Hunden exprimieren hohe Prozentzahlen der SGCs von Schweinen unter physiologischen Bedingungen Glutaminsynthetase (GS) und den Kaliumkanal 4.1 (Kir4.1). Daher können diese Marker als universelle Marker für die Detektion von SGCs innerhalb der DRG dienen. Die Expression des sauren Gliafaserproteins (GFAP), des Oligodendrozyten- Markers 2′,3′-cyclic-nucleotide 3'-phosphodiesterase (CNPase) und des Transkriptionsfaktors Sox2, einem Stammzellmarker, in SGCs von Schweinen ähnelte stark dem Expressionsprofil kaniner SGCs, aber nicht dem von Mäusen. Darüber hinaus waren Teile der SGCs von Schweinen positiv für den Mikroglia/Makrophagen Marker Iba1, ebenfalls im Gegensatz zu SGCs von Mäusen, die jedoch eine Expression für den gemeinsamen Leukozytenmarker CD45 aufweisen. Diese Ergebnisse verdeutlichen sowohl die artspezifischen Expressionsmuster als auch die gleichzeitige Vielfalt der SGC-Marker bei verschiedenen Tierarten. Das Expressionsmuster der SGCs von Schweinen war dem von Hunden sehr ähnlich und deutet darauf hin, dass SGCs von Schweinen unter physiologischen Bedingungen einen ähnlichen Phänotyp wie SGCs von Hunden aufweisen und möglicherweise ein ähnliches Reaktionsmuster im Kontext von Schädigungen zeigen. Beide Tiere stellen hochinteressante und geeignete Modelle für translationale Studien sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin dar, insbesondere im Hinblick auf chronische neuropathische Schmerzen. Basierend auf den Erkenntnissen früherer Studien über das physiologische Verhalten von SGCs in verschiedenen Spezies, und auch über Veränderungen in SGCs von homozygoten Knock-out-Mäusen (Glb1-/- Mäusen) in einem Mausmodell der GM1- Gangliosidose, konzentrierte sich der zweite Teil dieser Studie auf reaktive Veränderungen in Gliazellen der Netzhaut im gleichen Mausmodell. Die (2) Hypothese war, dass retinale MCs eine weitere interessante Gliazellpopulation darstellen, die sehr ähnliche Merkmale wie SGCs aufweist und ein vergleichbares Reaktionsmuster im Rahmen der GM1-Gangliosidose zeigt. Aktivierte MCs in Glb1-/- Mäusen zeigten eine signifikante Zunahme der GFAP-Expression bei fortschreitender Erkrankung, ähnlich wie SGC in Glb1-/- Mäusen. Dies deutet auf einen allgemeinen reaktiven Mechanismus in Form einer reaktiven Gliose hin und zeigt eine konservierte gliale Reaktion auf die neuronale GM1-Speicherung in verschiedenen Kompartimenten des Nervensystems. MCs zeigten ebenfalls eine Expression von GS, sowohl im gesunden als auch im kranken Zustand. Die Anzahl von GS-positiven MCs in Glb1-/- Mäusen nahm zum Ende der Untersuchung wieder ab. Eine initiale Hochregulierung von GS in MCs steht im Zusammenhang mit der beobachteten reaktiven Gliose und geht später wahrscheinlich aufgrund einer veränderten Glutamatverteilung und eines geringeren Bedarfs an GS nach neuronaler Schädigung und dem Verlust von Neuronen zurück. Diese Ergebnisse zeigen, dass MCs während der GM1-Gangliosidose deutliche Anzeichen einer Aktivierung aufweisen und dass sowohl GFAP als auch GS zuverlässige Marker zur Erkennung reaktiver Veränderungen in der Aktivität von MCs darstellen. Ähnlich wie bei MCs wird GS in SGCs unter physiologischen Bedingungen in allen Spezies zu einem sehr hohen Prozentsatz exprimiert. Ein weiteres Zeichen für die Aktivierung von Gliazellen in der Netzhaut von Glb1-/- Mäusen war der Nachweis von Iba1 positiven Mikroglia/Makrophagen. Reaktive Iba1 positive Zellen zeigten morphologische Veränderungen die mit einer Umverteilung dieser Zellen in die inneren Netzhautschichten als Hauptort der Veränderungen einhergingen. Diese reaktiven Veränderungen ähneln denen der Mikroglia im Gehirn, von denen man annimmt, dass sich ihr zellulärer Phänotyp in Anhängigkeit von ihrem Aktivierungsstatus verändert. Ein Hinweis auf immunologische Eigenschaften, vergleichbar mit SGCs von Mäusen (CD45), fanden sich in Teilen der SGCs von Schweinen (Iba1). Dies deutet auf funktionelle Ähnlichkeiten hin, obwohl die Expression der Marker artspezifisch variieren kann. Degenerative Veränderungen in Neuronen führen zu reaktiver Gliose. Funktionelle Veränderungen im neuronalen Gewebe sind jedoch auch ein Schlüsselfaktor für die Charakterisierung von Krankheiten, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien. Eine Methode zur Untersuchung der zellulären Funktionalität ist die zelluläre elektrophysiologische Untersuchung. Daher wurde in der dritten Studie eine spezialisierte neuronale Zellpopulation des medialen Nucleus des Trapezkörpers (MNTB) im ZNS untersucht, die ebenfalls von einer GM1-Akkumulation betroffen sind. Daher wurden MNTB-Neuronen in Glb1-/- Mäusen mithilfe von Elektrophysiologie und Elektroporation charakterisiert, einschließlich der Auswirkungen eine Substratreduktionstherapie (SRT) mittels Sinbaglustat. Mit Hilfe der Elektroporation konnte in der Studie eine Sinbaglustat-bedingte Verringerung der Vakuolisierung in Glb1-/- Mäusen unabhängig von der verwendeten Dosierung nachgewiesen werden. Die elektrophysiologische Untersuchung ergab, dass die basalen elektrophysiologischen Eigenschaften der MNTB-Neuronen nicht beeinträchtigt waren. Es wurden jedoch Veränderungen in der Wellenform des Aktionspotenzials und der zeitlichen Präzision während der hochfrequenten Stimulation der Glb1-/- -Mäuse festgestellt, die durch eine hohe Dosis von Sinbaglustat teilweise rückgängig gemacht werden konnten. Der Verlust der zeitlichen Präzision während der transienten Aktivität erreichte jedoch bei beiden Dosen ein Plateau, das näher am WT-Wert liegt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Untersuchung des Expressionsprofils in nicht aktivierten SGCs von Schweinen wertvolle Erkenntnisse über artspezifische Unterschiede innerhalb dieser Zellpopulation liefert. Das Verständnis der phänotypischen Merkmale von SGCs in situ ist entscheidend für in vitro-Studien an dieser Zellpopulation. Darüber hinaus bietet die potentielle Plastizität der SGCs vom Schwein, insbesondere aufgrund des Stammzell-ähnlichen Charakters, ein vielversprechendes Potenzial für potentiell therapeutisch genutzte Transplantationsstudien. Darüber hinaus wurden im zweiten Teil dieser Studie Aktivierungssignale in MCs im Mausmodell der GM1-Gangliosidose beschrieben, was neue Erkenntnisse über diese Zellpopulation und ihre Rolle in der Pathologie GM1- assoziierten Augenveränderungen liefert. MCs zeigen sehr ähnliche reaktive Veränderungen wie SGCs in demselben Mausmodell. Da beide Zellpopulationen Stammzellmarker exprimieren, wäre es interessant, diese Zellpopulation mit Blick auf das Gebiet der Zelltransplantationstherapie zu untersuchen. Darüber hinaus waren die MNTB-Neuronen im GM1-Mausmodell von einer intrazytoplasmatischen Akkumulation von Speichermaterial betroffen. Eine SRT mit Sinbaglustat reduzierte die Vakuolisierung und verlängerte das Überleben der MNTB-Neuronen in Glb1-/- behandelten Mäusen, unabhängig von der eingesetzten Dosis. Bezüglich der Elektrophysiologie fanden sich in den basalen Eigenschaften der Neuronen aller behandelten und unbehandelten Glb1-/- -Mäuse keine Beeinträchtigungen. Allerdings zeigte nur die mit der hohen Dosis behandelte Gruppe von Mäuse eine optimierte Wellenform des Aktionspotentials. Sowohl niedrige als auch hohe Dosen von Sinbaglustat stellten die zeitliche Präzision während einer hochfrequenten elektrischen Reizung der Zellen in transgenen Mäusen wirksam wieder her. Daher stellen die neuronalen elektrophysiologischen Eigenschaften einen interessanten Weg dar, pathophysiologische Mechanismen zu erforschen und Wege zu entwickeln, um die Auswirkungen von z.B. Speicherkrankheiten zu lindern.
Neuroglia are heterogeneous cell populations that reside in the central (CNS), peripheral (PNS), and autonomic nervous systems. While PNS glial cells originate from neural crest stem cells (NCC), CNS glial cells have a neuroectodermal and mesodermal origin. Neuroglia are regarded as the housekeepers of the nervous system. In addition to maintaining homeostasis and supporting neuronal function, they also participate in the defense mechanisms of the nervous system. Two particularly interesting glial cell types, both expressing the neurotrophin receptor p75NTR, are satellite glial cells (SGCs) of the PNS and CNS Müller cells (MCs). Both cell types are in very close spatial contact with adjacent neurons and actively react toward microenvironmental or neuronal changes. Moreover, they interact and communicate with other glial cell types. In response to injury, both cell types have shown reactions through alterations in their phenotype and morphological changes, proliferation, enhanced communication, and influence on neuronal excitation. Interestingly, SGCs appear to possess not only beneficial and protective features but are also involved in the generation of pain and altered nociceptive behavior of neurons. Furthermore, both cell populations have been assigned with neurogenic and/or regenerative, stem-cell- like potential. Despite the fact that most knowledge of SGCs is gathered from studies in rodents, and often in the context of pathological conditions, rare studies report about SGCs of humans and other species, such as pigs, that might represent an ideal animal model regarding translational approaches. Moreover, studies on MCs regarding retinopathies are widely expanded, however, little is known about their behavior in the context of GM1-ganglioside accumulation. Following the complex intercellular interactions, this thesis comprised three studies. The first hypothesis was that (1) porcine SGCs represent an interesting large animal model to investigate SGCs plasticity. Therefore, the first part of this thesis illustrates the phenotypic similarities and differences in non-activated porcine SGCs across other species, specifically mice and dogs. Similar to murine and canine SGCs, porcine SGCS express glutamine synthetase (GS) and the inwardly rectifying potassium channel 4.1 (Kir4.1) exclusively in high percentages under physiological conditions. Therefore, these markers can serve as universal markers for the entirety of SGCs within the DRG. Expression of glial fibrillary acidic protein (GFAP), oligodendrocyte marker 2′,3′-cyclic-nucleotide 3'-phosphodiesterase (CNPase), and neural progenitor transcription factor Sox2 in porcine SGCs was similar to canine but not murine SGCs. Moreover, small subsets of pigs SGCs were positive for the macrophages/microglia marker Iba1 in contrast to murine SGCs that showed expression for the common leukocyte marker CD45. These findings highlight the species-specific expression patterns and diversity of SGCs marker across different species. The detected expression pattern of porcine SGCs was quite similar to canine SGCs, indicating that porcine SGCs exhibit a similar phenotype under physiological conditions and potentially a similar response pattern in the context of pathological conditions. Both animals represent highly interesting and suitable models in translational studies in both human and veterinary medicine, particularly regarding chronic neuropathic pain. Based on the knowledge obtained from previous studies on the physiological behavior of SGCs in different species and also on alterations in SGCs of homozygous knock- out mice (Glb1-/- mice) in a murine model of GM1-gangliosidosis, the second part of this study focused on reactive changes in different glial cell population in the retina using the same murine model. The (2) hypothesis was, that retinal MCs share features very similar to SGC and show a comparable reaction pattern in a murine model of GM1- gangliosidosis. Activated MCs in Glb1-/- mice showed a significant increase in GFAP expression as the disease progressed, similar to SGC in Glb1-/- mice. This suggests a common mechanism of reactive gliosis, emphasizing a conserved glial response to neuronal GM1 storage across diverse nervous compartments. MCs also showed GS expression, in both healthy and diseased states. Upregulation of GS in MCs in Glb1-/- mice, decreased at late time points. The GS upregulation in MCs is associated with reactive gliosis due to neuronal injury and may decline later due to altered glutamate distribution and a reduced need for GS following neuronal damage and loss. These results show that MCs exhibit clear signs of activation during GM1-gangliosidosis and that both GFAP and GS represent reliable markers to detect reactive changes in MCs activity. Comparable to MCs, GS in SGCs is expressed exclusively and in a very high percentage in all species under physiological conditions. Another sign for glial cell activation in the retina in Glb1-/- mice was the detection of Iba1 positive microglia/macrophages. Reactive Iba1 positive cells showed morphological changes, which were accompanied by a redistribution of these cells to the inner retinal layers as the main site of injury. This reactive morphology is similar to microglia in the brain, which are believed to undergo changes in their cellular phenotypes in correlation with their activation status. Immunological properties were also detected in small subsets of porcine SGCs for Iba1 comparable with CD45 expression in murine SGCs. This indicates functional similarities despite species-specific variabilities in marker expression. Degenerative changes in neurons lead to reactive gliosis. However, functional alterations in neuronal tissue are also a key factor for the characterization of diseases, particularly with regard to new treatment strategies. One method to investigate cellular functionality is via cellular electrophysiological investigation. Therefore, the third study investigated a specialized neuronal cell population within the medial nucleus of the trapezoid body (MNTB), which is also affected by GM1 accumulation. Therefore, MNTB neurons in Glb1-/- mice were characterized using electrophysiology and electroporation, including the impact of a sinbaglustat (SRT) application. Using electroporation, the study demonstrated sinbaglustat-related vacuolization reduction in treated Glb1-/- mice independent of the dosage applied (high dose: HD; low dose: LD). Electrophysiological examination revealed that basal electrophysiological properties of MNTB neurons were unaffected. However, changes were detected in the action potential waveform and temporal precision during high-frequency stimulation of the Glb1-/- mice, which were partially reverted by a high dose of sinbaglustat. However, the loss of temporal precision during transient activity reaches a plateau closer to WT in both doses. In summary, the investigation of the expression profile within non-activated porcine SGCs provides valuable knowledge about species-specific differences within this cell population. Understanding the phenotypic characteristics of SGCs in situ is crucial for in vitro studies on this cell population. Moreover, the higher plasticity of porcine SGCs, specifically the stem-like character, offers promising therapeutic potential regarding transplantation studies. Additionally, the second part of this study revealed activation signals in MCs within the murine model for GM1-gangliosidosis, providing new insights into this cell population and its role in GM1-gangliosidosis-associated retinal pathology. MCs share reactive changes with SGCs in the same mouse model. Since both cell populations express stem cell markers, it would be interesting to investigate this cell population in the field of transplantation therapy. Furthermore, MNTB neurons in GM1- gangliosidosis murine model were affected by intracytoplasmic accumulation of storage material. However, SRT using sinbaglustat reduced vacuolization and improved survival in MNTB neurons in Glb1-/- treated mice, independent of the dose. Regarding electrophysiology, basal neuronal properties from all treated and untreated Glb1-/- mice were unaffected. However, the HD dose treated Glb1-/- mice revealed an improved AP waveform, and LD and HD of sinbaglustat effectively restored the temporal precision during trains of high-frequency activity in diseased mice. Therefore, neuronal electrophysiological properties are an interesting way to identify pathophysiological mechanisms and find ways to effectively alleviate the effects of the disease.
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