Untersuchungen zum Verhalten von Pansenprotozoen in vitro unter Zulage von Stoffen des Pflanzenabbaus sowie von auffälligen Grassilagen
Neben Bakterien und Pilzen sind Protozoen für eine effektive Pansenfunktion beim Rind und eine beständige Wirtsgesundheit von Bedeutung. In früheren Untersuchungen im künstlichen Pansen wurde beobachtet, dass nach Zulage von Silagen mit einem Reineiweißanteil am Gesamteiweiß von < 50 % (sog. Schadsilagen) die geradlinige Bewegung der Pansenprotozoen negativ beeinflusst wurde. Ziel vorliegender Arbeit war es, in einem kontrollierten Versuch, Pansenprotozoen anhand der Aktivität (Anteil an Protozoen die sich aktiv in Bewegung befinden [SAk]), Größe (Anteil an großen, mittleren und kleinen Protozoen [SGr]) und des Bewegungstyps (Anteil an Protozoen mit gerichteter oder abweichender Bewegung z.B. kreisend, taumelnd [SBe]) unter dem Einfluss von Polyaminen als Marker für den Pflanzenabbau sowie Schadsilagen und verpilztem Heu in vitro zu untersuchen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen Aufschluss über die Eignung von Pansenprotozoen zur Nutzung als Bioindikatoren in der tierärztlichen Praxis liefern. Die für die Untersuchungen benötigten Pansensaftproben stammten von einem fistulierten Rind der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Die Pansensaftproben wurden täglich 2 h nach der morgendlichen Fütterung des Spendertiers entnommen und unverzüglich für 5 h in HUNGATE-Puffer unter Zulage von Cadaverin, GABA, Spermin und Spermidin in den Konzentrationen 0 mol/l (Kontrolle), 0,02 mol/l, 0,04 mol/l, 0,16 mol/l, 0,32 mol/l und 0,64 mol/l inkubiert. Zum Zeitpunkt 0 h, 1/2 h, 1 h, 2 h und 5 h wurden die Pansenprotozoen mittels videogestützter Technik mikroskopisch unter Verwendung folgender Scores untersucht: SAk 1: < 30 % der Protozoen aktiv in Bewegung; SAk 2: ≥ 30 < 60 % der Protozoen aktiv in Bewegung; SAk 3: ≥ 60 % der Protozoen aktiv in Bewegung. SGr K: überwiegend kleine und gelegentlich mittlere Protozoen; SGr M: überwiegend mittelgroße Protozoen, alle Größenklassen vertreten; SGr G: überwiegend große und vereinzelt mittlere Protozoen. SBe 1 = freischwimmend, hauptsächlich Vorwärtsbewegung; SBe 2 = freischwimmende und ortsständig oder hektisch kreisende Protzoen. Unter Zulage der Polyamine wurden 20 Versuchswiederholungen und unter Zulage von 13 Schad-, 9 Kontrollsilagen und 5 verpilzten Heuproben wurden jeweils 3 Versuchswiederholungen durchgeführt. Folgende Ergebnisse wurden erzielt: 1. SAk: Über die Inkubationsdauer von 5 h nahm der SAk unter Zulage aller vier Polyamine einschließlich der Kontrolle ab. Im Vergleich zur Kontrolle, hatten die Zulagen von Cadaverin, GABA und Spermidin in den verschiedenen Konzentrationen keinen Effekt auf den SAk. Im Gegensatz dazu war der SAk nach Zulage von Spermin in den höheren Konzentrationen im Vergleich zur Kontrolle erniedrigt. 2. SGr: Im Verlauf der Inkubation mit Cadaverin, GABA und Spermidin nahm der Anteil an großen Protozoen zunächst im Zeitraum von ½ h bis 2 h zu, um danach zu Gunsten der kleinen und mittleren Protozoen abzufallen. Dieser Effekt war zwar auch in den Kontrollansätzen zu erkennen, aber weniger ausgeprägt. Bei Spermin nahm der Anteil großer Protozoen im Verlauf der Inkubation mit zunehmender Konzentration ab. Bei den anderen drei Polyaminen gab es keine konzentrationsabhängigen Veränderungen des SGr. 3. SBe: Der Anteil der Versuchsansätze mit gerichteter Bewegung nahm zum Zeitpunkt ½ h ab, um nach 1 h bis 2 h anzusteigen und zum Ende der Inkubation mehrheitlich wieder die Ausgangssituation zu erreichen. Während in den Kontrollansätzen dieser Effekt entweder nicht vorhanden oder nur sehr mäßig ausgeprägt war, hatte die Zulage mit den vier Polyaminen mit steigender Konzentration einen reversiblen negativen Effekt auf die gerichtete Bewegung. 4. Der Vergleich von Schadsilagen mit Kontrollsilagen ergab keine Unterschiede bzgl. der SAk, SGr und SBe. Bei beiden Silagetypen war von Beginn der Inkubation an nur in ca. 50 % der Ansätze eine ausschließlich gerichtete Bewegung erkennbar. 5. Die Zulage von verpilztem Heu ergab bei vier Proben in mindestens einem Versuchsdurchgang eine 100 %ige Mortalität. Die Größenverteilung war vergleichbar mit den Silageansätzen, während bei den hinsichtlich Bewegung auswertbaren Ansätzen im Gegensatz zu den Silageproben eine überwiegend gerichtete Bewegung der Protozoen gefunden wurde. Aus den Substratversuchen kann gefolgert werden, dass die Aktivität und die Größenverteilung der Pansenprotozoen nicht und der Bewegungstyp bedingt als Bioindikator in Frage kommen. Zeitliche Effekte, d.h. die Inkubationsbedingungen hatten einen größeren Effekt als die Zulage der Testsubstanzen. Von den vier getesteten Polyaminen hatte Spermin einen größeren Effekt als Cadaverin, GABA oder Spermidin. Schadsilagen hatten keinen nachweisbaren Effekt auf die untersuchten Testparameter im Vergleich zu Kontrollsilagen, während bei der Zulage von verpilztem Heu eine erhöhte Mortalität der Pansenprotozoen festgestellt wurde. Insgesamt sollte berücksichtigt werden, dass es sich hier um einen in vitro Kurzzeitversuch gehandelt hat und sich das Protozoenverhalten unter den weitaus komplexeren in vivo Bedingungen im Pansen unter Belastung mit Schadstoffen durchaus anders darstellen kann.
In addition to bacteria and fungi, protozoa are important for effective rumen function in cattle and consistent host health. In previous studies using the artificial rumen, it was observed that the linear movement of rumen protozoa was negatively influenced after the addition of silages with a pure protein content of < 50 % of the total protein (harmful silages). The aim of the present study was to analyze rumen protozoa in a controlled experiment based on activity (proportion of protozoa actively moving [SAk]), size (proportion of large, medium and small protozoa [SGr]) and movement type (proportion of protozoa with directed or deviating movement e.g. circling, tumbling, etc. [SBe]) under the influence of polyamines as markers for plant degradation as well as harmful silages and moldy hay in vitro. The findings should provide information on the suitability of rumen protozoa for use as bioindicators in veterinary practice. The rumen fluid samples required for the tests were taken from a fistulated cow at the Clinic for Cattle of the University of Veterinary Medicine Hannover. The rumen fluid samples were taken daily 2 h after the morning feeding of the donor animal and immediately incubated for 5 h in HUNGATE-buffer with the addition of cadaverine, GABA, spermine and spermidine at concentrations of 0 mol/l (control), 0.02 mol/l, 0.04 mol/l, 0.16 mol/l, 0.32 mol/l and 0.64 mol/l. At 0 h, 1/2 h, 1 h, 2 h and 5 h, the rumen protozoa were examined microscopically with video-assisted technology using the following scores: SAk 1: < 30 % of protozoa active in movement; SAk 2: ≥ 30 < 60 % of protozoa active in movement; SAk 3: ≥ 60 of protozoa active in movement. SGr K: predominantly small and occasionally medium-sized protozoa; SGr M: predominantly medium-sized protozoa, all size classes represented; SGr G: predominantly large and occasionally medium-sized protozoa. SBe 1: free-swimming, mainly forward movement; SBe 2: free-swimming and stationary or frantically circling protozoa. 20 test replicates were carried out for the addition of the polyamines and 3 test replicates each for the addition of 13 harmful, 9 control silages and 5 moldy hay samples. The following results were obtained: 1. SAk: Over the incubation period of 5 h, SAk decreased with addition of all four polyamines including the control. Compared to the control, the additions of cadaverine, GABA and spermidine at the different concentrations had no effect on the SAk. In contrast, the SAk was decreased after addition of spermine at the higher concentrations compared to the control. 2. SGr: In the course of incubation with cadaverine, GABA and spermidine, the proportion of large protozoa initially increased in the period from 1/2 h to 2 h and then decreased in favor of small and medium-sized protozoa. Although this effect was seen in the control preparations, it was less pronounced. In case of spermine, the proportion of large protozoa decreased with increasing concentration during incubation. For the other three polyamines, there were no concentration-dependent changes in SGr. 3. SBe: The proportion of the test preparations with directional movement decreased at 1/2 h, increased after 1 h to 2 h and in the majority of cases returned to the initial situation at the end of the incubation. While this effect was either absent or only very moderate in the control preparations, the addition of the four polyamines had a reversible negative effect on the directional movement with increasing concentration. 4. The comparison of harmful silages with control silages did not show differences with regard to SAk, SGr and SBe. In both silage types, an exclusively directional movement was only recognizable in approx. 50 % of the preparations from the beginning of the incubation. 5. The addition of moldy hay resulted in 100 % mortality in four hay samples in at least one experimental run. The size distribution was comparable with the silage samples. In contrast to the silage samples, addition of the moldy hay revealed a predominantly directional movement of the protozoa in the preparations that could be evaluated for movement. It can be concluded from the substrate tests that the activity and size of the rumen protozoa are not suitable as bioindicators and that the type of movement is only suitable to a limited extent. Temporal effects, i.e. the incubation conditions, had a greater effect than the addition of the test substances. Of the four polyamines tested, spermine had a greater effect than cadaverine, GABA or spermidine. Harmful silages had no detectable effect on the investigated test parameters compared to control silages, while an increased mortality of rumen protozoa was observed when moldy hay was added. Overall, it should be borne in mind that this was a short-term in vitro experiment and that protozoan activity may well be different under the far more complex in vivo conditions in the rumen when exposed to contaminants.
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