Untersuchungen zu Digitalisierungsstrategien in der universitären Lehre zu Pandemiezeiten im Sommersemester 2020 an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Im Zuge der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie in Deutschland im März 2020 und den damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen kam es bundesweit zu einer Durchführung des Sommersemesters 2020 in überwiegend digitaler Form. So musste auch an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) das Semester zunächst ad hoc auf ein vollständig digitales Semester umgestellt werden. Aufgrund der sinkenden Infektionszahlen in den Sommermonaten 2020 konnten zum Ende des Sommersemesters jedoch einige wenige Veranstaltungen im kleinen Rahmen und unter strengen Hygiene- und Abstandsregelungen wieder in Präsenz durchgeführt werden, wodurch das Semester nicht ausschließlich digital stattgefunden hat. Im Rahmen dieser Arbeit sollte die Umsetzung des digitalen Sommersemesters 2020 an der TiHo sowie die Bedarfe, Wünsche und Anforderungen von Seiten der Studierenden und der Lehrenden hinsichtlich der langfristigen Relevanz und Übertragbarkeit untersucht werden. Um erste Erfahrungen, Bedarfe und Herausforderungen von Seiten der Studierenden und Lehrenden zu ermitteln, wurden jeweils ein leitfadengestütztes Fokusgruppengespräch mit neun Studierenden und eines mit acht Lehrenden durchgeführt. Mithilfe der daraus gewonnen Ergebnisse wurde anschließend ein Online-Fragebogen für die Studierenden und einer für die Lehrenden erstellt und damit eine Semesterevaluation für beide Gruppen durchgeführt. Die Teilnahme an der Semesterevaluation war sowohl für die Studierenden, als auch für die Lehrenden freiwillig und umfasste Themenbereiche, wie die Hilfestellungen und Schwierigkeiten zu Beginn des Semesters, technische Voraussetzungen, Umsetzung und Nutzung der unterschiedlichen digitalen Lehrangebote sowie Verbesserungsbedarfe und einen Ausblick auf die zukünftige Lehre. In die abschließende Auswertung flossen 558 vollständig ausgefüllte Fragebögen der Studierenden und 103 vollständig ausgefüllte Fragebögen der Lehrenden ein. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Studierenden für ihr Studium auch schon vor der COVID-19-Pandemie häufig digitale Lehrangebote wie beispielsweise Lehrvideos und CASUS-Fälle nutzten, während die Lehrenden diese, vor der Pandemie bedingten Umstellung auf ein digitales Semester, eher vereinzelt einsetzten. Während des Semesters zeigte sich eine deutlich erhöhte Nutzung digitaler Lehrangebote von Seiten der Lehrenden, welche im Vergleich zu der Nutzung der Studierenden jedoch an einigen Stellen noch weiter gefördert und ausgebaut werden kann. Als größte Hürde von Seiten der Lehrenden zeigte sich die Digitalisierung von praktischen Inhalten und auch die Studierenden sahen in diesem Aspekt Schwierigkeiten bezüglich der Umsetzung. Der Zeitaufwand für die Erstellung digitaler Lehrangebote wurde von Seiten der Lehrenden als deutlich höher im Vergleich mit der Vorbereitungszeit für Präsenzveranstaltungen bewertet. Auch die Studierenden gaben an für die Bearbeitung digitaler Lehrangebote mehr Zeit zu benötigen. Es zeigten sich darüber hinaus auch einige Vorteile der digitalen Lehre wie eine erhöhte Flexibilisierung, Wiederholungsmöglichkeit, sowie das Lernen im eigenen Lerntempo für Studierende und eine Flexibilisierung für die Lehrenden. Auch wurden von Seiten der Studierenden und Lehrenden eine höhere Teilnahme und Interaktion der Studierenden an den Lehrveranstaltungen festgestellt. Hinsichtlich der technischen Ausstattung an der TiHo sahen beide Gruppen einen Verbesserungsbedarf, jedoch konnten die Lehrenden ihre Lehre mit der vorhandenen Hardware gut digitalisieren. Studierende und Lehrende wünschten sich beide für die Zukunft mehr Schulungen der Lehrenden für die Online-Lehre und zeigten ein deutliches Interesse an einer Beibehaltung digitaler, interaktiv aufbereiteter Lehrangebote in der tiermedizinischen Ausbildung. Als hilfreiche Maßnahmen für eine zeitnahe Bearbeitung von digitalem Material wurden insbesondere Terminvorgaben, Aufgabenstellungen und Lernkontrollfragen bzw. Quizze angesehen. Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass die Umsetzung sowohl aus Sicht der Studierenden als auch aus Sicht der Lehrenden als weitestgehend gelungen bewertet wurde. Beide Gruppen sehen ein Potenzial in E-Learning-Angeboten und wünschen sich diese auch für die zukünftige Lehre. Dabei präferierten die Studierenden vor allem den Ausbau von asynchronen Angeboten, während die Lehrenden im Lehrformat Blended Learning das größte Potenzial sahen. Digitale Lehrangebote können dabei als wertvolle Ergänzungen für die tiermedizinische Ausbildung gesehen werden, welche viele Vorteile für Studierenden und Lehrende erbrachten.
As a result of the COVID-19 pandemic in Germany in March 2020 and the resulting contact restrictions, the 2020 summer semester had to be held predominantly in digital form throughout Germany. Therefore, the semester at the University of Veterinary Medicine Hannover, Foundation (TiHo) had to be switched to a digital semester on an ad hoc basis. However, due to the declining number of infections in the summer months of 2020, a few courses could be held in person again at the end of the summer semester in small groups and under strict hygiene and distance regulations. Therefore this semester did not take place exclusively digitally. This study aimed to investigate the implementation of the digital summer semester 2020 at the TiHo as well as the needs, wishes and requirements of students and lecturers with regard to long-term relevance and transferability of online teaching tools. In order to identify initial experiences, needs and challenges on the part of students and teachers, a guided focus group discussion was conducted with nine students and another with eight teachers. The results were used to create an online questionnaire for students as well as one for lecturers, which was used to conduct a semester evaluation for both groups. Participation in the semester evaluation was voluntary for both students and lecturers and covered topics such as helpful assistance and difficulties at the beginning of the semester, technical requirements, implementation and use of the various digital teaching options, as well as areas for improvement and an outlook for future teaching. The final evaluation included 558 fully completed questionnaires from students and 103 fully completed questionnaires from lecturers. The results of the study show that even before the COVID-19 pandemic, students frequently used digital teaching materials for their studies, such as teaching videos and CASUS cases, while lecturers used these more sporadically before the pandemicinduced switch to a digital semester. During the semester, there was a significant increase in the use of digital teaching materials by lecturers, although this could be further encouraged and improved in some areas compared to student use. The biggest difficulty for lecturers was the digitization of practical content, and students also saw difficulties with implementation in this aspect. Teachers rated the time required to create digital courses as considerably higher compared to the preparation time for face-to-face courses. Students also stated that they needed more time to work on digital courses. There were several benefits of digital teaching, such as increased flexibility, the possibility of repetition and learning at one's own pace for students, as well as greater flexibility for teachers. Students and lecturers also noted a higher level of student participation and interaction in the courses. With regard to the technical equipment at the TiHo, both groups saw a need for improvement, but the lecturers were able to digitize their teaching with the available hardware. Students and lecturers both wished more future training for lecturers in online teaching and showed a clear interest in retaining digital, interactive courses in veterinary training. Deadlines, tasks and learning control questions or quizzes were seen as particularly helpful measures for the prompt processing of digital material. In summary, it was shown that the implementation was rated as successful from both the students' and lecturers' point of view. Both groups see potential in e-learning offerings and would also like to see these for future teaching. Students particularly preferred the expansion of asynchronous courses, while lecturers saw the most potential in the blended learning format. Digital courses can be seen as valuable additions to veterinary training, which could demonstrate many advantages for students and lecturers.
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