Diagnostik von Streptococcus suis und Actinobacillus pleuropneumoniae mit der Loop-Mediated Isothermal Amplification (LAMP)
Streptococcus (S.) suis ist ein bedeutender Krankheitserreger beim Schwein, spielt aber auch eine Rolle als Zoonoseerreger und damit für die Lebensmittelsicherheit und die öffentliche Gesundheit. Sowohl Präventions- als auch Therapiemaßnahmen gegenüber S. suis sind von einer schnellen und zuverlässigen Erregerdiagnose abhängig, da das Krankheitsbild bei unterschiedlichen Differentialdiagnosen gleich ist. Der Wunsch nach einer schnellen und einfachen diagnostischen Methode, die möglichst vor Ort durchgeführt werden kann, führte vor einiger Zeit zur Entwicklung der Loop-Mediated Isothermal Amplification (LAMP). Obwohl bereits mehrere LAMP-Methoden für den Nachweis von S. suis im Bereich der Humanmedizin und der Lebensmittelkontrolle entwickelt wurden, fehlt es bis heute an einem Serotypübergreifenden LAMP-Assay für die feldtaugliche Diagnostik an Proben von erkrankten Schweinen. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde erstmals ein LAMP-Assay entwickelt und validiert, der auf dem Aspartokinase/Homoserin-Dehydrogenase kodierenden Gen (thrA-Gen) für die Detektion von S. suis basiert. Mit 99% Inklusivität und 100% Exklusivität zeigte sich die thrA-LAMP als hochspezifisch für S. suis, so dass S.-suis-Isolate aller klinisch relevanten Serotypen detektiert werden konnten. Die relativ große Stichprobe an Isolaten mit einer breiten genetischen Vielfalt, die für die Validierung genutzt wurde, erlaubte eine sicherere Validierung der analytischen Spezifität der thrA-LAMP als bei vergleichbaren bereits publizierten S.-suis-LAMP-Assays. Mit der LPTV-Koch-Methode konnte ein einfaches, schnelles und materialarmes DNA-Extraktionsverfahren mit der thrA-LAMP kombiniert werden, welches den Einsatz der Methode außerhalb eines Labors unter Feldbedingungen ermöglicht. In direkter Gegenüberstellung von vier verschiedenen DNA-Extraktionsverfahren erzielte die thrA-LAMP kombiniert mit der LPTV-Koch-Methode die niedrigste Nachweisgrenze von 1,08 KbE/Reaktionsansatz (2,2 x 10^3 KbE/mL). Die anwendungsbezogene Nachweisgrenze dieses LAMP-Assays wurde anhand von Einmischversuchen mit physiologischer Gehirn- und Gelenksmatrix bestimmt. In Kombination mit der LPTV-Koch-Methode wurde für die thrA-LAMP eine Nachweisgrenze von 10^4 − 10^5 KbE/Tupfer für Gehirngewebe und 10^3 − 10^4 KbE/Tupfer für Gelenksgewebe ermittelt. Dabei zeigte sich die thrA-LAMP als robust gegenüber inhibitorischen Effekten der Gehirn- und Gelenksmatrix. Die Ergebnisse des direkten Vergleichs der anwendungsbezogenen Nachweisgrenze von LAMP und real-time PCR ließen darauf schließen, dass die angenommene höhere Robustheit der LAMP-Methode gegenüber Inhibitoren im Vergleich zur PCR von der untersuchten Matrix abhängig ist. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Einmischversuches kann die thrA-LAMP in Kombination mit der LPTV-Koch-Methode als geeignet für den Nachweis von S. suis aus Gehirn- und Gelenkstupfern von Schweinen betrachtet werden. Die Anwendung des DNeasy® Blood & Tissue Kits verbesserte lediglich die LAMP-Nachweisgrenze für Gehirntupfer. Auf Basis von klinischen Proben erkrankter Schweine wurden die diagnostischen Gütekriterien der thrA-LAMP in Kombination mit der LPTV-Koch-Methode und des DNeasy® Blood & Tissue Kits durch Gegenüberstellung mit der kulturellen Untersuchung bzw. real-time PCR als Referenzmethode bestimmt. In Kombination mit der LPTV-Koch-Methode lag die mittlere diagnostische Sensitivität für den Nachweis von S. suis aus Gehirntupfern in Bezug auf die kulturelle Untersuchung bei 88% und die Spezifität bei 96%. In Bezug auf die real-time PCR lag die Sensitivität bei 77% und die Spezifität bei 100%. Für den thrA-LAMP-Nachweis von S. suis aus Gelenktupfern nach Anwendung der LPTV-Koch-Methode war die mittlere diagnostische Sensitivität in Bezug auf die kulturelle Untersuchung bei 10% und die Spezifität bei 100%. In Bezug auf die real-time PCR war die Sensitivität bei 4% und die Spezifität bei 100%. Die thrA-LAMP in Kombination mit der LPTV-Koch-Methode eignet sich daher für den Nachweis von S. suis aus Gehirntupfern klinisch kranker Schweine, jedoch nicht für den S.-suis-Nachweis aus Abstrichen entzündlich veränderter Gelenke. In Kombination mit dem DNeasy® Blood & Tissue Kit konnte für beide Matrizes die LAMP-Sensitivität verbessert werden, sodass mit diesem Extraktionsverfahren auch eine Anwendung der LAMP für Gelenkstupfer möglich ist. Als Ursache für die unerwartet niedrige Sensitivität der thrA-LAMP für den S.-suis-Nachweis aus Gelenkstupfern klinisch kranker Tiere wurden gelenksspezifische, entzündungsassoziierte Inhibitoren vermutet (z.B. Immunglobulin G), die mit der kit-basierten DNA-Extraktion eliminiert werden konnten. Der direkte Vergleich der Materialkosten zeigte das Potenzial der LAMP-Methode als günstigere Alternative zur real-time PCR bei Verwendung einer simplen DNA-Extraktionsmethode. Zukünftig sollten thrA-LAMP und LPTV-Koch-Methode für den Einsatz an intra-vitam Proben, wie Blutproben oder Punktate der Gelenks- und Zerebrospinalflüssigkeit optimiert werden. Damit könnte die Notwendigkeit einer diagnostischen Sektion umgangen werden. Eine zusätzliche Validierung der thrA-LAMP in Bezug auf Liquor- und Synovia-Punktate des Menschen könnte die intra-vitam Diagnostik von S. suis in der Humanmedizin ergänzen. Actinobacillus pleuropneumoniae (App) kann im Falle eines klinischen Ausbruchs zu hohen Tierverlusten und wirtschaftlichen Einbußen führen. Eine wesentliche Strategie in der Prävention App-assoziierter Krankheiten besteht in der Verhinderung des Eintrags in den Bestand. Als Haupteintragsquelle gelten subklinisch-infizierte Trägertiere (,,Carrier‘‘), in denen App asymptomatisch die Tonsille besiedelt. Serologische Untersuchungen in Kombination mit App-spezifischen PCRs aus Tonsillenabstrichen gelten als das Mittel der Wahl zur Identifizierung subklinisch-infizierter Trägertiere. Mit der LAMP-Methode erhoffte man sich eine günstigere Alternative zur PCR, welche darüber hinaus direkt am Ort des Geschehens verwendet werden könnte. Im zweiten Teil der vorliegenden Studie wurden die neuartige pilQ- und eamA-LAMP entwickelt, optimiert und für den spezifischen Nachweis von App validiert. Das vielfältige Tonsillenmikrobiom des Schweines birgt eine hohe Gefahr von falsch-positiven Ergebnissen aufgrund von Kreuzreaktionen mit verwandten Nicht-Zielspezies. Aus diesem Grund wurde die analytische Spezifität beider LAMP-Assays an einer möglichst großen und vielfältigen Stichprobe an Ziel- und Nicht-Zielspezies überprüft. Während beide LAMP-Assays 100% Inklusivität erzielten, zeigte die pilQ-LAMP eine Kreuzreaktion mit der nahe verwandten Spezies Actinobacillus (A.) lignieresii. Aufgrund der Hinweise, dass A. lignieresii zum Tonsillenmikrobiom des Schweines gehört, wurde die pilQ-LAMP als ungeeignet für den spezifischen Nachweis von App aus der Tonsille angesehen. Im Gegensatz dazu konnten mit der eamA-LAMP 100% der untersuchten Nicht-Zielspezies als richtig-negativ identifiziert werden. Durch einen großen Stichprobenumfang, der auch nahverwandte Spezies der Gattung Actinobacillus umfasste, konnte die analytische Spezifität der eamA-LAMP sicher validiert werden. Damit wurde der Grundstein für eine zukünftige Validierung der eamA-LAMP an Tonsillenabstrichen gelegt.
Streptococcus (S.) suis causes serious diseases in swine, is also a zoonotic pathogen and therefore a threat for food safety and public health. Prevention as well as therapy against S. suis depend on rapid and reliable diagnosis of this pathogen. The need for quick and simple on-site diagnostic tools led to development of the LAMP-method for various pathogens in the recent past. Although several LAMP-methods have already been developed for the detection of S. suis in human medicine and food control, a cross-serotype LAMP-assay for a feasable diagnostic of clinical samples from diseased pigs is still lacking. In this study, the first LAMP assay based on the aspartokinase/homoserine dehydrogenase coding gene (thrA-gene) has been developed and validated for the detection of S. suis. With 99% inclusivity and 100% exclusivity, the thrA-LAMP proved to be highly specific for S. suis and was able to detect all clinically relevant serotypes. Considering the large sample size and the broad genetic diversity of the examined isolates, the analytical specificity of the thrA-LAMP was more reliably validated than comparable S.-suis-LAMP-assays developed in the past. The LPTV boiling method represents a simple, fast and material-effective DNA extraction procedure, which could be combined with the thrA-LAMP enabling the use of the LAMP under field conditions. Comparing the four different DNA extraction methods, the thrA-LAMP combined with the LPTV boiling method achieved the lowest cell-based detection limit of 1.08 CFU/reaction (2,2 x 10^3 CFU/mL). The application-relevant detection limit of this LAMP assay was determined by spiking experiments using physiological brain and joint matrix. In combination with the LPTV boiling method, with the thrA-LAMP a detection limit of 10^4 − 10^5 CFU/swab for brain tissue and 10^3 − 10^4 CFU/swab for joint tissue was achieved. The thrA-LAMP proved to be robust against inhibitory effects of the brain and joint matrix. A direct comparison of the sensitivity of the LAMP and the real-time PCR revealed, that the assumed higher robustness of the LAMP against inhibitors compared to PCR is dependent on the matrix under investigation. The results of the spiking experiments showed, that the thrA-LAMP combined with the LPTV boiling method can be considered suitable for the detection of S. suis from brain and joint swabs from swine. Using the DNeasy® Blood & Tissue Kit, the LAMP detection limit was only improved for brain swabs. The diagnostic quality criteria of the thrA-LAMP in combination with the LPTV boiling method and the DNeasy® Blood & Tissue Kit were determined using clinical samples from diseased pigs in comparison with cultural investigation and real-time PCR as reference methods. For the detection of S. suis from brain swabs, thrA-LAMP combined with the LPTV boiling method achieved 88% sensitivity and 96% specificity using cultural investigation as reference method and 77% sensitivity and 100% specificity using real-time PCR as reference method. Application of thrA-LAMP and LPTV boiling method on joint swabs resulted in 10% sensitivity and 100% specificity using cultural investigation as reference method and 4% sensitivity and 100% specificity using real-time PCR as reference method. The thrA-LAMP combined with the LPTV boiling method was suitable for the detection of S. suis from brain swabs of diseased pigs, while it was not suitable for the detection of S. suis from swabs of inflamed joints. Using the DNeasy® Blood & Tissue Kit improved LAMP sensitivity for both matrices, enabling the application of thrA-LAMP on clinical joint swabs. The unexpectedly low sensitivity of the thrA-LAMP in joint swabs from diseased swine might be due to joint-specific, inflammation-associated inhibitors, which were eliminated during kit-based DNA extraction. The comparison of material costs between LAMP and real-time PCR revealed, that the LAMP is a cheaper alternative to the real-time PCR, when using a simple DNA extraction method. In future studies, thrA-LAMP and LPTV boiling method should be optimized for the examination of S. suis from intra-vitam samples, such as blood or punctates of joint and cerebrospinal fluid, so that a necropsy would not be necessary. An additional validation of the thrA-LAMP assay with human cerebrospinal fluid and synovial punctates would supplement also the intra-vitam diagnostic in human medicine. In case of a clinical outbreak Actinobacillus pleuropneumoniae (App) can lead to high animal and economic losses. A key strategy in the prevention of App-associated diseases is to prevent the introduction of the pathogen in the herd. Subclinically infected carrier animals asymptomatically colonized by App on the tonsil are considered the main source of infection. Serological tests combined with App-specific PCRs in tonsillar swabbings are considered the method of choice for identifying subclinically infected carriers. The LAMP method was considered as a cheaper and faster alternative to the PCR, which could also be used outside a laboratory directly at site. In the second part of this study, the novel pilQ- and eamA-LAMP were developed, optimised and validated for the specific detection of App. The diverse tonsillar microbiome of the pig bears a high risk of false-positive results due to cross-reactions with related non-target species. Therefore, the analytical specificity of both LAMP assays was tested on as many and diverse isolates of target and non-target species as possible. While both LAMP assays achieved 100% inclusivity, the pilQ-LAMP showed a cross-reaction with the closely related species Actinobacillus (A.) lignieresii. Based on the evidence of A. lignieresii being part of the porcine tonsillar microbiome, the pilQ-LAMP was considered unsuitable for the specific detection of App from the tonsil. In contrast to that, with the eamA-LAMP 100% of the non-target species were identified as true-negative. Due to the high number of isolates including closely related members of the genus Actinobacillus in the sample pool, the analytical specificity of the eamA-LAMP has been validated reliably. This provided the basis for a future validation of the eamA-LAMP for the detection of App from tonsillar swabs.
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