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Entwicklung eines Untersuchungsschemas für die arthroskopische Kiefergelenkdiagnostik beim Hund und die morphologische sowie morphometrische Kiefergelenkuntersuchung und Darstellung mittels Computertomographie

Die Diagnose von Kiefergelenkerkrankungen bei Hunden stellte in der Vergangenheit oft eine Herausforderung für den Untersucher dar. Primäre Kiefergelenkerkrankungen werden bei Hunden derzeit nur selten erkannt. Störungen des Kauvorgangs und des Zahnschlusses sind jedoch häufig, so dass zu diesem Zeitpunkt eine Untersuchung des Kiefergelenks notwendig ist. Das klinische Bild der betroffenen Patienten variiert stark. Es kann von starken Bewegungseinschränkungen und Schmerzen bis hin zur klinischen Symptomlosigkeit reichen. In einigen Fällen können bereits bestehende Kiefergelenkerkrankungen daher einen schwerwiegenden Zufallsbefund bei der Diagnostik darstellen.

Ebenfalls bereiteten die Interpretation und Durchführung der bildgebenden Diagnostik aufgrund der komplexen Anatomie des Schädels von Fleischfressern oft Schwierigkeiten. Obwohl die Computertomographie (CT) ein äußerst wirksames Diagnostiktool bei Erkrankungen des Kiefergelenks ist, gibt es bislang nur wenige Studien zur Untersuchung von morphologischen und morphometrischen Kiefergelenkerkrankungen mittels CT. Die CT-Diagnostik bietet im Vergleich zu anderen bildgebenden Verfahren eine bessere Visualisierung der knöchernen Strukturen und die Möglichkeit, dreidimensionale Bilder zu erstellen. Intraspezifische Variationen in der Beschaffenheit des Kiefergelenks bei Hunden mit unterschiedlichen Gewichtsklassen und Schädelmorphologien wurden bislang nur unzureichend untersucht. Es ist jedoch von besonderer Bedeutung, die anatomischen Merkmale einzelner Hundetypen zu kennen, um pathologische Zustände innerhalb des Kiefergelenks identifizieren zu können.

Daher wurden in dieser Studie insgesamt 91 Hunde anhand von CT-Aufnahmen morphometrisch vermessen, um Dispositionen bestimmter Tiere zu ermitteln. Die Ergebnisse wiesen signifikante Unterschiede innerhalb verschiedener Untersuchungsgruppen auf. Brachycephale und leichtgewichtige Hunde wiesen inkongruentere und instabilere Kiefergelenke auf als schwergewichtige oder dolichocephale Hunde. Diese Prädisposition ist eine wichtige Erkenntnis in Bezug auf diese Hundetypen. Kiefergelenkerkrankungen können bei Tieren zu Leidensprozessen und erheblichen Einbußen in der Lebensqualität führen. Um zukünftiges Tierleid zu minimieren, sollte bei der Zuchtauswahl von prädispositionierten Tieren, wie leichtgewichtigen oder brachycephalen Hunden, besonders auch auf die Diagnostik des Kiefergelenks geachtet werden, um betroffene Tiere frühzeitig von der Zucht auszuschließen.

Da CT-Aufnahmen die Visualisierung bestimmter anatomischer Strukturen, wie dem Discus articularis, nicht ermöglichen, besteht bei erkrankten oder verdächtigen Kiefergelenken die zusätzliche Möglichkeit, diese mittels minimalinvasiver Verfahren zu untersuchen, Befunde zu stellen und im Bedarfsfall in derselben Sitzung eine Therapie des Gelenks durchzuführen.

Die Kiefergelenkarthroskopie und -punktion wurde erstmals 1970 beim Menschen durchgeführt und hat sich in der Humanmedizin bereits als nützliches Diagnostikverfahren etabliert. In der Veterinärmedizin ist die Gelenkarthroskopie zwar beschrieben, es fehlt bei Hunden jedoch ein etabliertes Untersuchungsschema, wie es beim Pferd existiert. Um dem Untersucher in Zukunft eine Hilfestellung bei der Arthroskopie von Kiefergelenkerkrankungen zu bieten und somit dieses diagnostische Verfahren vergleichbar zu machen, wurde an dieser Stelle ein Untersuchungsschema für die arthroskopische Untersuchung des Kiefergelenks entwickelt.

Bei den 32 untersuchten Hunden konnten von insgesamt 960 anatomischen Landmarks 939 bzw. 934 zu untersuchende Strukturen dargestellt werden. Somit ist dieses Untersuchungsschema als erfolgreich zu werten, da mindestens 97% aller Strukturen visualisiert und befundet werden konnten. Das hier erprobte Untersuchungsschema zeigt, dass der mediale Aspekt des Gelenks schwieriger darzustellen war als die anderen zu untersuchenden anatomischen Strukturen. Hierbei fielen Tiere mit besonders muskulösen Kiefergesichtsanteilen auf, die gut in den Schädel integrierte Kiefergelenke und damit besonders enge Kiefergelenkhöhlen aufwiesen. Die Untersuchung dieser Hunde gestaltete sich teilweise schwierig, da das Vordringen der Optik in tiefer liegende Kiefergelenkstrukturen, wie dem medialen Aspekt, somit erschwert war.

Die vorliegenden Studien bieten einerseits eine Interpretationsgrundlage für weitere Untersuchungen zur Erforschung von morphologischen Dispositionen des Kiefergelenks bestimmter Hundetypen. Zum anderen wurde ein Untersuchungsschema zur arthroskopischen Untersuchung des Kiefergelenks des Hundes entwickelt, das zukünftig dem Untersuchenden eine Hilfestellung bei der Untersuchung des Gelenks bietet und erhobene Befunde vergleichbar macht. Außerdem können diese Studien als Grundlage für die Anwendung dieser Konzepte auf andere Tierarten dienen.

The diagnosis of temporomandibular joint disease in the dog has historically been a challenge for the examiner due to the complexity of the condition. Primary temporomandibular joint disorders are currently clinically only rarely recognised in dogs. However, disorders of the chewing process and tooth closure are common, resulting in the necessity of an examination of the temporomandibular joint. The clinical picture of affected patients varies enormously and can range from severe movement restrictions and pain to clinical absence of clinical signs. In some cases, pre-existing temporomandibular joint disorders can therefore represent a serious incidental finding during diagnostics.

The interpretation and implementation of diagnostic imaging also often posed difficulties due to the complex anatomy of the skull of carnivores. Although computed tomography is an extremely effective diagnostic tool for diseases of the temporomandibular joint, only a few studies on the investigation of morphological and morphometric temporomandibular joint diseases using CT exist. CT offers better visualisation of the bony structures and the possibility of creating three-dimensional images. To date, intraspecific variations in the constitution of the temporomandibular joint in dogs with different weight classes and skull morphologies have been insufficiently investigated. However, it is particularly important to gain knowledge about the anatomical characteristics of individual dog types in order to identify pathological conditions within the temporomandibular joint.

Therefore, in this study, a total of 91 dogs were morphometrically measured using CT scans to determine the disposition of certain animals. The results showed significant differences within the various study groups. Brachycephalic and lightweight dogs showed more incongruent and unstable temporomandibular joints than heavyweight or dolichocephalic dogs. This predisposition is an important finding in relation to these dog types. Temporomandibular joint disorders can lead to suffering and considerable impairments in the quality of life of animals. To minimise future animal suffering, particular attention should be paid to the diagnosis of the temporomandibular joint when selecting predisposed animals for breeding, such as lightweight or brachycephalic dogs, in order to exclude affected animals from breeding at an early stage.

Since CT scans do not allow the visualization of certain anatomical structures, such as the articular disc, it is also available to examine diseased or suspicious temporomandibular joints using minimally invasive procedures, to make findings and, if necessary, to treat the joint in the same session. TMJ arthroscopy and puncture was first performed on humans in 1970 and today is established as a useful diagnostic procedure in human medicine. Although joint arthroscopy has been described in veterinary medicine including an examination scheme for horses, literature lacks an established examination scheme for dogs. In this study, an examination scheme for the arthroscopic inspection of the temporomandibular joint was developed to provide clinicians an assistance in the arthroscopy of temporomandibular joint disorders in canines and improve diagnostic procedure standards.

In the 32 dogs, which were examined, 939 respectively 934 (97%) structures out of a total of 960 examined anatomical landmarks could be visualised. This examination scheme can therefore be considered successful, as at least 97% of all structures could be visualised and diagnosed. The investigation scheme tested in this study shows that the medial aspect of the joint was more difficult to visualise than the other analysed anatomical structures of the temporomandibular joint. During the examination, animals with particularly muscular maxillofacial parts were notable. These animals had well-integrated temporomandibular joints and tight jaw structures. Examining these dogs was occasionally challenging due to limited optical penetration into deeper temporomandibular joint structures, particularly the medial aspect.

The present studies offer an interpretation basis for further investigations into the morphological disposition of the temporomandibular joint of certain dog types. Additionally, an examination scheme for the arthroscopic examination of the canine temporomandibular joint was developed, to aid examiners in investigating the joint and ensure comparable findings. Furthermore, this work can serve as a basis for applying these concepts to other animal species.

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