Transport von Ebersperma für die Künstliche Besamung : Entwicklung eines Monitoring-Systems zur grenzwertbasierten Minimierung vibrations-assoziierter Verluste der Spermaqualität
Flüssig-verdünntes Ebersperma für die Künstliche Besamung wird von wenigen zentralen Eberstationen zu den ferkelerzeugenden Betrieben geliefert. Sechs Zuchtunternehmen aus drei Ländern (Deutschland, Brasilien, USA) wurden zu ihrem Auslieferungsprozess befragt. Es wurde festgestellt, dass derzeit kein transportbegleitendes System zur Überwachung von Umwelteinflüssen auf die hoch empfindlichen Besamungsportionen existiert. Seit einiger Zeit stehen Vibrationsemissionen im Verdacht, die Qualität von verdünntem Ebersperma zu beeinträchtigen, wobei es keinen Konsens über die repräsentative Simulation transportassoziierter Vibrationen gibt. Aus diesem Grund wurde der Prototyp eines Messsystems entwickelt, welcher den Displacement Index (Di) als Maß für die Intensität von Vibrationen berechnet. In standardisierten Testfahrten (n = 120) wurden auf verschiedenen Straßenarten (A: glatter Asphalt, B: unterbrochener Asphalt, C: Kopfsteinpflaster, D: Feldweg) mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten (30, 60, 90, 120, 150 km/h) Vibrationen aufgezeichnet und analysiert. Eine zweifaktorielle ANOVA zeigte signifikante Unterschiede im mittleren Di in Abhängigkeit von Straßenbelag und Geschwindigkeit sowie eine Interaktion beider Faktoren (p < 0,001). Während einer zehnstündigen, 800 km langen Referenzlieferung einer deutschen Besamungsstation konnte ermittelt werden, dass 33 % der gefahrenen Straßen von guter Qualität (Di < 1,0) sind. Vibrationsintensitäten von unterbrochenem Asphalt (Di 1,0–1,5) wiesen 40 % der Straßen auf, während 25 % deutlich erhöhte Erschütterungen (Di ≥ 1,5) aufgrund von Kopfsteinpflaster oder unbefestigten Straßen zeigten. Im zweiten Teil der Arbeit wurde im split-sample Verfahren der Einfluss verschiedener Vibrationsintensitäten (Di = 0,5–6,0) und unterschiedlicher Einwirkzeiten (0–12 h) auf insgesamt 546 Beltsville Thawing Solution (BTS)-verdünnte Besamungsportionen von 39 Pietrain-Ebern untersucht. Die Gesamtmotilität der Spermien (TSM) wurde an den Tagen 1 bis 4 mittels computergestützter Spermienanalyse gemessen, wodurch auch der Effekt der Lagerungsdauer betrachtet wurde. An Tag 4 wurde zusätzlich ein Thermo-Resistenztest (TRT) durchgeführt und der prozentuale Anteil der Spermien mit mitochondrialer Aktivität (MITO) und intakten Plasma- und Akrosomenmembranen (PMI) mittels Durchflusszytometrie bestimmt. Ein gemischtes Modell berücksichtigt den Eber als zufälligen Effekt. Die Interaktion zwischen Di und Einwirkzeit konnte den Verlust der einzelnen Spermaqualitätsparameter (TSM = -0,30 ± 0,03 %; TRT = -0,39 ± 0,06 %; MITO = -0,45 ± 0,06 %; PMI = -0,43 ± 0,05 %) signifikant erklären (p < 0,001). Zusätzlich sank die Gesamtmotilität der Spermien um 0,66 ± 0,08 % mit jedem Tag der Lagerung (p < 0,001).
Es konnte gezeigt werden, dass sowohl kurze und heftige als auch lang andauernde, milde Vibrationen zum Qualitätsverlust in BTS-verdünntem Ebersperma führen. Deshalb hat sich die Festlegung eines Grenzwertes für schädigende Vibrationsemissionen als nicht zielführend erwiesen. Vielmehr sollte bei der Auslieferung der Besamungsportionen auf vibrationsarme Streckenverläufe und angepasste Geschwindigkeiten geachtet werden. Außerdem sollte der Transport so kurz wie möglich andauern. Ein neu entwickeltes Überwachungssystem kann heute Vibrationen und andere Umwelteinflüsse wie z. B. die Temperatur messen und in Echtzeit auswerten. Somit wird den Fahrenden jederzeit ein Überblick über den aktuellen Zustand der Ware gegeben und es können je nach Situation Maßnahmen zur Optimierung der Transportbedingungen ergriffen werden.
Liquid-extended boar semen for artificial insemination (AI) is delivered from a few central boar stations to sow farms. Six breeding companies from three countries (Germany, Brazil, USA) were interviewed about their delivery process. It was found that there is currently no system to monitor environmental effects on the vulnerable AI-doses. It has been suspected for some time that vibration emissions affect the quality of liquid-preserved boar semen, although there is no consensus on the representative simulation of transport-associated vibrations. For this reason, the prototype of a measurement system was developed, which calculates the displacement index (Di) as a measure for the intensity of vibrations. In standardized test drives (n = 120), vibrations were recorded and analyzed on different road types (A: smooth asphalt, B: interrupted asphalt, C: cobblestone, D: dirt road) at different speeds (30, 60, 90, 120, 150 km/h). A two-way ANOVA showed significant differences in mean Di depending on road surface and speed as well as an interaction of both factors (p < 0.001). During a ten-hour, 800 km reference delivery from a German boar station, it was determined that 33 % of the roads traveled were of good quality (Di < 1.0). Forty percent of the roads showed vibration intensities of interrupted asphalt (Di 1.0–1.5), while 25 % showed increased vibrations (Di ≥ 1.5) due to cobblestones or unpaved roads.
In the second part of this work, a split-sample procedure was used to investigate the influence of different vibration intensities (Di = 0.5–6.0) and different exposure times (0–12 h) on a total of 546 Beltsville Thawing Solution (BTS)-extended AI-doses from 39 Pietrain boars. Total sperm motility (TSM) was examined on days 1–4, which also considered the effect of storage time. On day 4, an additional thermo-resistance test (TRT) was conducted, and the percentage of spermatozoa with mitochondrial activity (MITO) and intact plasma and acrosomal membranes (PMI) was determined using flow cytometry. A mixed model accounted for boar as a random effect. The interaction be-tween Di and exposure duration could significantly explain (p < 0.001) the loss of each semen quality parameter (TSM = -0.30 ± 0.03 %; TRT = -0.39 ± 0.06 %; MITO = -0.45 ± 0.06 %; PMI = -0.43 ± 0.05 %). In addition, TSM decreased by 0.66 ± 0.08 % with each day of storage (p < 0.001).
The study revealed that both short, intense vibrations and prolonged, mild vibrations contributed to quality deterioration in BTS-extended boar semen. Therefore, setting a threshold value for harmful vibration emissions has not proven to be expedient. Instead, attention should be paid to low-vibration routes and adapted speeds during the delivery of the AI-doses. In addition, the transport should last as short as possible. A newly developed monitoring system can now measure vibrations and other environmental influences such as temperature and evaluate them in real time. This means that the driver can be given an overview of the current condition of the goods at any time and, depending on the situation, measures can be taken to optimize the transport conditions.