Sedation von amerikanischen Bisons (Bison bison) mit Butorphanol, Azaperon und Detomidin (BAD)
Amerikanische Bisons (Bison bison) unterliegen in Deutschland den lebensmittelrechtlichen Vorschriften und müssen als Rinderartige jährlich auf BHV-1 untersucht werden. Die notwendige Blutprobennahme erfolgt in einem Zwangsstand oder unter Allgemeinanästhesie, wobei zu beachten ist, dass gängige Antidota keine Zulassung für lebensmittelliefernde Tiere haben. Beide Varianten bergen Risiken für Mensch und Tier. Ziel dieser Arbeit war es, eine Sedation mit den für lebensmittelliefernde Tiere zugelassenen Medikamenten Butorphanol, Azaperon und Detomidin an Bisons zu evaluieren. Gearbeitet wurde in verschiedenen extensiv gehaltenen Herden. Nach Gewichtsschätzung erfolgte die Distanzinjektion mittels Narkosegewehr i.m. in die lange Sitzbeinmuskulatur, Schulter- oder Halsmuskulatur mit einer in Vorversuchen erarbeiteten Dosierung von 0,03 mg/kg Butorphanol, 0,24 mg/kg Azaperon und 0,03 mg/kg Detomidin. Sedationsgrad, Muskelrelaxation und Analgesie wurden im zeitlichen Verlauf ab Injektion beurteilt und deskriptiv analysiert. Nachdosierte Tiere wurden nicht berücksichtigt. Bei 86,7 % (n = 26 von 30) der Bisons konnte mit einer einmaligen Injektion von BAD in der oben beschriebenen Dosis eine Sedation erzielt werden, bei der am immobilisierten Tier Blutentnahmen, Einsetzen von Ohrmarken sowie Untersuchung und Verabreichung von Medikamenten möglich waren. 9,3 (± 4,8) min p.i. legten sich die Tiere erstmals ab. Die Zeit, bis Manipulationen toleriert wurden, betrug 24,9 (± 10,3) min und das Zeitfenster für mögliche Manipulationen 4,6 (± 5,7) min. 34,6 % der Bisons zeigten bei Schmerzstimuli leichte bis mittlere Abwehrreaktionen. Bei 61,5 % der Tiere war keine Reaktion zu beobachten, sodass die Analgesie insgesamt als gut bewertet wird. Nach durchschnittlich 92,2 (± 25,8) min zeigten die Probanden ohne Antagonisierung wieder eine gerichtete Lokomotion. Die Sedation mit BAD kann demnach als tierschutzgerechte Alternative zur Allgemeinanästhesie oder Fixation im Zwangsstand für kurze, wenig schmerzhafte Eingriffe an Bisons empfohlen werden.
American bison (Bison bison) are subject to food regulations in Germany and, as bovine species, must be tested annually for BHV-1. The necessary blood sampling is performed in a chute or under general anesthesia, with antidots having no approval for food-producing animals in Germany. Both variants involve risks for humans and animals. The aim of this study was to evaluate sedation in bison with the drugs butorphanol, azaperone and detomidine, which are approved for food-producing animals. The study was conducted in various extensively kept bison herds in Germany. After weight estimation, distance injection was performed by remote injection projectors i.m. into the long ischial, shoulder or neck muscles with a dosage of 0.03 mg/kg butorphanol, 0.24 mg/kg azaperone and 0.03 mg/kg detomidine, worked out in preliminary experiments. The degree of sedation, muscle relaxation and analgesia were assessed over time from injection and analysed descriptively. Post-dosed animals were not included. In 86.7 % (n = 26 of 30) of the bison, a single injection of BAD at the dose described above achieved sedation, allowing blood sampling, ear tag insertion, examination and administration of drugs on the immobilized animal. At 9.3 (± 4.8) min p.i., the animals got into recumbency for the first time. The time until manipulations were tolerated was 24.9 (± 10.3) min and the time window for possible manipulations was 4.6 (± 5.7) min. 34.6 % of the bison showed mild to moderate defensive responses to pain stimuli. No response was observed in 61.5 % of the animals, so overall analgesia was rated as good. After an average of 92.2 (± 25.8) min, without antagonization, the animals moved away again with directional locomotion. Sedation with BAD can therefore be recommended as an animal-friendly alternative to general anesthesia or handling in a chute for short, less painful procedures on bison.