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Einfluss einer persistierenden Infektion mit dem kaninen Staupevirus auf kanine histiozytäre Sarkomzellen im Maus-Xenotransplantationsmodell

Aufgrund der zahlreichen Todesfälle, die sowohl bei Menschen als auch bei Hunden durch Neoplasien hervorgerufen werden, ist die Erforschung und Behandlung von Tumoren ein bedeutsames Feld der Wissenschaft. Oft liegt eine Resistenz der Tumoren gegenüber Radio- oder Chemotherapien vor, sodass hier neue Verfahren notwendig sind. In der Literaturübersicht der vorliegenden Arbeit wird ein vielversprechender neuer Therapieansatz, die virale Onkolyse, vorgestellt. Hierbei wird vor allem auf die ersten Anfänge verglichen mit aktuellen Studien eingegangen und verschiedene Wirkmechanismen und Modifikationen von onkolytischen Viren werden vorgestellt. Darüber hinaus erfolgt eine Diskussion des Tumormikromilieus und Möglichkeiten seiner Beeinflussung. Im Rahmen einer Beschreibung von Morbilliviren, die in mehreren Studien bereits ihr onkolytisches Potenzial bewiesen haben, wird auch das kanine Staupevirus (CDV) vorgestellt. Des Weiteren erfolgt eine Erklärung des kaninen histiozytären Sarkoms, eines aggressiven Tumors, der aus Makrophagen, Monozyten und/oder dendritischen Zellen hervorgeht. Die Literaturübersicht schließt mit einer Übersicht über murine Xenotransplantationsmodelle und bisherige Studien mit Staupevirus-Infektionen von DH82-Zellen, einer Zelllinie, die aus dem Knochenmark eines an der disseminierten Form des histiozytären Sarkoms leidenden Hundes isoliert wurde.

In der vorliegenden Arbeit wurde diese Zelllinie für ein murines Xenotransplantationsmodell zur Erforschung des onkolytischen Potentials des CDV verwendet. Besonderes Augenmerk galt dabei der intratumoralen Applikation von DH82 Zellen, die persistierend mit dem CDV-Stamm Onderstepoort (CDV Ond) infiziert waren (DH82 CDV Ond p.i. Zellen). So wurden die Tumoren nach einer Wachstumsphase von 35 Tagen entweder ein- oder zehnmalig, wobei jeden zweiten Tag eine Injektion erfolgte, mit CDV Ond p.i. Zellen infiziert. Als Kontrollen dienten Tumoren, die zehnmal mit nicht-infizierten DH82 Zellen bzw. mit UV-inaktivierten, homogenisierten DH82 CDV Ond p.i. Zellen injiziert wurden. Es erfolgte jeden zweiten bis dritten Tag eine Volumenbestimmung der Tumoren.

Die Ergebnisse wurden mit denen einer vorausgegangenen Studie verglichen, bei der unter gleichen Bedingungen eine einmalige, intratumorale Injektion mit CDV Ond bzw. mit UV-inaktiviertem CDV Ond durchgeführt wurde. Diese vorausgegangene Studie beschränkte sich jedoch auf die Erhebung der klinischen Daten, sodass die oben aufgeführten Gruppen im Folgenden in die weiteren Untersuchungen inkludiert wurden. Nach der Sektion wurden die Tumoren histologisch sowie immunhistologisch untersucht. Dabei wurden die Größe von Nekrosearealen, die intratumorale Gefäßdichte, die Mitoserate, der Anteil CDV-Nukleoprotein-positiver Zellen, und der Anteil an intratumoralen Makropagen (Mac3/CD107b positiven Zellen) sowie an apoptotischen Zellen (aktiverte Caspase 3 positiven Zellen) festgestellt. Neben einem Vergleich der Gruppen untereinander an einem Untersuchungszeitpunkt (Tag 77 nach der Transplantation), erfolgte bei den Gruppen, die zehn intratumorale Applikationen erhielten, zusätzlich eine Untersuchung der Parameter an verschiedenen Zeitpunkten (zusätzlich Tag 63 nach der Transplantation). Ein zuvor festgelegter, dritter Untersuchungszeitpunkt dieser Gruppen (Tag 119 nach der Transplantation) schied aus der statistischen Analyse aus, da einige Tiere vorzeitig euthanasiert werden mussten und die Gruppengröße somit nicht ausreichend war.

Des Weiteren wurde der Virusgehalt unter besonderer Berücksichtigung der Infektiosität (RT-qPCR sowie Virustitration mit anschließender Immunfluoreszenz) im Tumorgewebe untersucht. Hierbei wurde zusätzlich eine weitere Gruppe inkludiert, die in analoger Weise zu den oben beschriebenen Gruppen zehnmalige, intratumorale Applikationen mit CDV Ond erhielt und deren klinischen sowie histologischen und immunhistologischen Ergebnisse bereits in einer anderen Studie veröffentlicht wurden. Die Ergebnisse der vorgenannten Untersuchungen wurden nicht statistisch analysiert, da bei der Probennahme der Anteil intakten Tumorgewebes nicht genau bestimmt werden konnte.

Bezüglich der Volumenentwicklung stellte sich heraus, dass die Tumoren, denen zehnmalig DH82 CDV Ond p.i. Zellen injiziert wurden, an einigen Zeitpunkten eine signifikant kleinere prozentuale Tumorgröße aufwiesen als sämtliche anderen Gruppen. Auch die Gruppe, die eine einzelne intratumorale DH82 CDV Ond p.i. Zellinjektion erhielt, wies an einzelnen Untersuchungszeitpunkten statistisch signifikant kleinere prozentuale Tumorgrößen auf als einige der anderen Gruppen. Auch die histologischen und immunhistologischen Untersuchungsergebnisse wiesen auf eine onkolytische Wirkung einer CDV Infektion hin, wobei vor allem bei den Tumoren mit einer zehnmaligen DH82 CDV Ond p.i. Zellapplikation ein großer intratumoraler Nekroseanteil sowie eine reduzierte Gefäßdichte und Mitoserate festgestellt wurden. Es wurde keine Zunahme Caspase 3 positiver Zellen oder muriner Makrophagen bei den Tumoren mit zehnmaliger, intratumoraler Applikation von DH82 CDV Ond p.i. Zellen festgestellt. Mittels RT-qPCR wurde bei sämtlichen Tumoren, in die ein- oder zehnmal mit DH82 CDV Ond p.i. Zellen appliziert wurden, virale mRNA-Transkripte nachgewiesen. Die Untersuchung der akut infizierten Tiere verlief nur teilweise positiv. Infektiöses Virus konnte mittels Virustitration sowohl bei den Gruppen, die DH82 CDV Ond p.i. Zellen appliziert bekamen, als auch bei denjenigen, denen CDV Ond injiziert wurde, nur bei einem Teil der Tiere festgestellt werden. Dabei lag der späteste Untersuchungszeitpunkt, an dem ein zytopathischer Effekt beobachtet wurde, bei 62 Tagen nach der letzten Injektion mit DH82 CDV Ond p.i. Zellen.

Zusammenfassend konnte das onkolytische Potenzial des CDVs im vorliegenden Versuch bestätigt werden. Es wurde gezeigt, dass Injektionen mit persistierend infizierten Zellen wirkungsvoller zu sein scheinen als die direkte Applikation des Virus. Mit der Hemmung der intratumoralen Neovaskularisation wurde ein wichtiger Wirkmechanismus des CDVs aufgezeigt. Überraschenderweise war auch mehrere Wochen nach der letzten Applikation von DH82 CDV Ond p.i. Zellen infektiöses Virus in den Tumoren nachweisbar, auch wenn bei dem vorliegenden Versuch keine vollständige Tumorregression erreicht werden konnte. Jedoch könnten die hier erworbenen Erkenntnisse als Grundlage für zukünftige Studien dienen, in denen, beispielsweise durch den Einsatz von genetisch modifizierten Viren, in einem ähnlichen Therapieansatz vollständige Regressionen erzielt werden könnten.

Many deaths are caused by neoplasms in both, humans and dogs. Therefore, tumor research represents an important scientific field. Often, there is a resistance of neoplasms to radio- or chemotherapies, raising the need for new methods.

The literature overview presents a promising new therapeutic approach. In this context, the initial developments in the field of oncolytic viruses are contrasted to recent studies and different mechanisms of action as well as modifications are highlighted. Furthermore, the tumor microenvironment including possible influences is described. The next part deals with canine distemper virus (CDV) in the context of Morbilliviruses, which already proved their oncolytic potential in various previous studies. Moreover, canine histiocytic sarcoma, an aggressive neoplasm originating from macrophages, monocytes and/or dendritic cells is explained. The literature overview ends with an outline of murine xenotransplantation models and previous studies of CDV infections of DH82 cells, a permanent cell line isolated from the bone marrow of a dog suffering from disseminated histiocytic sarcoma.

In the present study, DH82 cells were used in a murine xenotransplantation model to investigate the oncolytic potential of CDV. Special attention was payed to the intratumoral application of persistently CDV (strain Onderstepoort)-infected DH82 cells (DH82 CDV Ond p.i. cells). Thus, after a growth phase of 35 days, tumors were injected with CDV Ond p.i. cells either once or ten times, with an injection every second day. Tumors with a tenfold application of non-infected DH82 cells or UV-inactivated, homogenized DH82 CDV Ond p.i. cells served as controls. Tumor volumes were clinically measured every second to third day.

The obtained results were compared to those of a previous study, in which a single intratumoral injection with CDV Ond or UV-inactivated CDV Ond was performed under the same conditions. However, this previous study was limited to the collection of clinical data. Therefore, the groups listed above were examined histologically as well as immunohistologically. The size of necrotic areas, intratumoral vessel density, mitotic rate,  percentage of CDV nucleoprotein-positive cells and the percentage of intratumoral, murine macrophages (Mac3/CD107b positive cells) as well as the relative number of apoptotic tumor cells (cleaved caspase 3 positive cells) were determined. In addition to a groupwise comparison at day 77 after transplantation, analyses for groups’ receiving ten intratumoral applications were performed at day 63 after transplantation. A previously determined third time point of these groups (day 119 post transplantation) was excluded from statistical analysis, because some animals had to be euthanized ahead of schedule leading to an insufficient group size.

Furthermore, the CDV amount in tumor tissue was investigated with special emphasis on virus infectivity (RT-qPCR as well as virus titration with subsequent immunofluorescence). For comparative studies, an additional group was included, which received a ten-fold intratumoral application of CDV Ond analogous to the groups described above and whose clinical as well as histological and immunohistological data were already published in another study. The results of the aforementioned investigations were not statistically analyzed, because the percentage of intact tumor tissue could not be determined accurately due to the sampling technique.

The percentage increase in tumor volume of neoplasms injected ten times with DH82 CDV Ond p.i. cells was significantly smaller at some time points than in all other groups. The group that received a single intratumoral DH82 CDV Ond p.i. cell injection also had statistically significantly smaller percentage tumor sizes than some of the other groups at individual time points.

The results of the histological and immunohistological evaluation also indicated an oncolytic effect of CDV, with large intratumoral necrotic areas, a reduced vessel density and mitotic rate especially in tumors with a tenfold application of DH82 CV Ond p.i. cells. No increase in cleaved caspase 3 positive cells or murine macrophages was detected in neoplasms with ten intratumoral applications of DH82 CDV Ond p.i. cells.

Viral mRNA transcripts were detected in all tumors in which DH82 CDV Ond p.i. cells were applied either once or ten times, while only some acutely infected neoplasms tested positive. Infectious virus was found by virus titration in some tumors injected with DH82 CDV Ond p.i. cells as well as in neoplasms injected with CDV Ond. The latest time point with detection of infectious virus leading to a cytopathic effect was 62 days after the last injection with DH82 CDV Ond p.i. cells.

In conclusion, the oncolytic potential of CDV was confirmed in the present study. It was shown that injections with persistently CDV infected cells appear to be more efficient than direct application of the virus. In this context, inhibition of intratumoral vascularization seems to represent an important mechanism of action of CDV. Surprisingly, infectious virus was still detectable within the tumors several weeks after the last application of DH82 CDV Ond p.i. cells. However, complete tumor regression could not be achieved in the present study. Nevertheless, the knowledge gained in the present investigations might serve as a basis for future studies in which complete regression might be achieved, for example, by using genetically modified viruses in a similar therapeutic approach.

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