Untersuchungen zum selbstregulierten Lernen in der Studieneingangsphase der Veterinärmedizin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover
Ziel dieser Arbeit war es, die Bedarfe der Studienanfänger*innen in Bezug auf ihre Studieneingangsphase an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und mit Berücksichtigung der Heterogenität dieser Gruppe zu identifizieren, um das Spektrum an Unterstützungs- und Lehrangeboten anzupassen, gegebenenfalls zu erweitern und so einen möglichst reibungslosen Übergang in das Studium an der Hochschule zu gewährleisten. Außerdem wurden das Curriculum in der Studieneingangsphase auf mögliche Hürden sowie die bereits bestehenden Unterstützungsangebote, die Wahlpflichtveranstaltungen „Lernen lernen“ und „Lernsprechstunde“, auf ihre Nachhaltigkeit und eventuellen Optimierungsbedarf überprüft.
Um diese Forschungsfragen zu beantworten, wurden insgesamt fünf Umfragen, jeweils an verschiedene Gruppen gerichtet, durchgeführt: In zwei Befragungen des ersten Semesters (Matrikel 2021), in der die Teilnehmenden erst prospektiv und später retrospektiv ihre Wahrnehmungen, Erwartungen und Erfahrungen der Studieneingangsphase bewerten sollten, konnte eine verbundene Stichprobe von 50 Datensätzen gewonnen werden. Beim Pre- und Posttest „Lernen lernen“ wurden 105 verbundene Datensätze und bei der Evaluation der Veranstaltung 114 vollständig ausgefüllte Fragebögen ausgewertet. Für die Kleingruppenveranstaltung „Lernsprechstunde“ ergaben sich 17 vollständige Evaluationen.
In Übereinstimmung mit den Erwartungen und den Ergebnissen aus anderen Studiengängen und potenziert durch die Besonderheiten des Curriculums der Tiermedizin sehen sich die Studierenden vor allem durch die Masse an zu lernenden Stoffes, den Leistungsdruck der akademischen Bildung und lernbezogene Anforderungen aus dem Spektrum der Selbstregulation herausgefordert. Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover bietet mit den bestehenden Learning Skills Interventions als Wahlpflichtveranstaltungen somit bereits Unterstützungsangebote auf den richtigen Gebieten an. Anhand der Evaluierung dieser Veranstaltungen konnte
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gezeigt werden, dass sie in der Wahrnehmung der Teilnehmer*innen nachhaltige Erleichterung bringen und stellt ihre außerordentliche Relevanz – insbesondere des Erwerbs von Fähigkeiten des selbstregulierten Lernens in der Studieneingangsphase – im Tiermedizinstudium heraus. Der Zeitpunkt der Studie lag inmitten der COVID-19 Pandemie, sodass auch soziale Herausforderungen in den befragten Kohorten stets eine Rolle spielen. Des Weiteren entmutigen die scheinbar nicht berufsrelevanten Grundlagenfächer mit viel Platz im Stundenplan des ersten Semesters sowie fehlende klinisch-praktische Inhalte die Studienanfänger*innen. Unterschiede zwischen Studierenden mit verschiedenen Voraussetzungen wie der Bildungsherkunft und der Berufserfahrung hinsichtlich besonderer Bedarfe konnten nicht gefunden werden.
Interessante Erkenntnisse sind außerdem, dass angehende Tiermediziner*innen sich bereits früh überdurchschnittlich stark mit dem angestrebten Berufsstand identifizieren, was zu einer bemerkenswert hohen Zielbindung führt und dass sich schon im ersten Semester ein Wechsel des angestrebten Tätigkeitsfeldes innerhalb des Berufsstandes der Tiermedizin abzeichnet.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Studieneingangsphase der Veterinärmedizin an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover die sie erlebenden Studierenden vor große und potenziell überfordernde Herausforderungen stellt, die in der Regel allerdings bewältigt werden können. Insbesondere vor dem Hintergrund der Bedeutung, die die Wahrnehmung der Studieneingangsphase für die Einstellung zum angestrebten Beruf hat, sollten die Studierenden dort bestmöglich unterstützt werden. Die allgemeine Studierfähigkeit kann und sollte durch Förderung im Bereich der Selbstregulation effektiv gesteigert werden.
The aim of this research was to identify the needs of first-year students with regard to their study entry phase at the University of Veterinary Medicine Hannover, Foundation and with consideration of the heterogeneity of this group, in order to adapt the range of support and teaching offers, to expand them if necessary and thus to ensure a smooth transition from school to university. In addition, the curriculum was reviewed for possible hurdles as well as the already existing support offers - the elective courses "Learning to Learn" and "Learning Consultation" - were assessed for their sustainability and possible need for optimization.
To answer these research questions, a total of five surveys, each addressed to different groups, were conducted: In two surveys of the first semester (matriculation 2021), in which participants were first asked to evaluate prospectively and later retrospectively their perceptions, expectations and experiences of the study entry phase, a connected sample of 50 data sets was obtained. For the „Learning to Learn“ pretest and posttest, 105 linked data sets were analyzed, and for the evaluation, 114 completed questionnaires were analyzed. For the small group course "Learning Consultation", 17 complete evaluations were collected.
In accordance with the expectations and the results from other study programs and potentiated by the peculiarities of the veterinary medicine curriculum, students see themselves challenged primarily by the mass of content to be learned, the pressure to perform in academic education, and learning-related requirements from the spectrum of self-regulation. The University of Veterinary Medicine Hannover thus already offers support in the right areas with the existing Learning Skills Interventions as elective courses. Based on the evaluation of these classes, it could be shown that they provide sustainable relief in the perception of the participants and highlights their extraordinary relevance - especially of the acquisition of self-regulated learning skills in the study entry phase - in studies of veterinary medicine.
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The timing of the study was in the midst of the COVID-19 pandemic, so social challenges are also a factor in the cohorts surveyed. Furthermore, the seemingly non-professional basic subjects with a lot of space in the first semester timetable as well as a lack of clinical-practical content discourage first-year students. Differences between students with different prerequisites regarding special needs could not be found.
Interesting findings are also that future veterinarians identify themselves early on with the desired profession, which leads to a remarkably high goal commitment and that a change of the desired field of activity within the profession of veterinary medicine is already apparent in the first semester.
In summary, it can be stated that the study entry phase of veterinary medicine at the University of Veterinary Medicine Hannover, Foundation presents the students with great and potentially overwhelming challenges, which can, however, usually be overcome. Since the perception of the study entry phase is of uttermost importance for the attitude towards the intended profession, students should be supported during this timeframe in the best possible way. General study ability can and should be effectively increased through support in the area of self-regulation.
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