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Equine proliferative Enteropathie : Untersuchungen zur Antikörperkinetik sowie blutchemischen und klinischen Veränderungen bei erkrankten Fohlen

Die equine proliferative Enteropathie (EPE) ist eine Erkrankung des Dünndarms bei Fohlen und Absetzern im Alter von vier bis sieben Monaten, ausgelöst durch das Bakterium Lawsonia intracellularis. Die hier vorliegenden Daten entstammen einer Studie, die im Rahmen eines neu etablierten Monitoringprogramms auf einem Betrieb mit endemischem Vorkommen von EPE durchgeführt wurde. Dieses Programm fokussierte eine Früherkennung der EPE mittels regelmäßiger Probennahmen zur Bestimmung von Totalprotein und Albumin. Im Herbst und Winter 2019/2020 wurden 42 Fälle von EPE dokumentiert und in die Auswertung einbezogen werden.

 

Das Ziel der ersten Studie war es, klinische Symptome, Therapie, Therapieerfolg und mögliche Langzeitfolgen von Fohlen mit Verdacht auf equine proliferative Enteropathie retrospektiv zu beschreiben. Vierzig der Fohlen, bei denen im Rahmen des Monitorings der Verdacht auf eine equine proliferative Enteropathie bestand, wurden in dieser Auswertung betrachtet. Analysiert wurden klinische sowie blutchemische Befunde bei Diagnosestellung, die Ergebnisse weiterer diagnostischer Tests und die Therapie. Um einen Eindruck über mögliche Langzeitfolgen zu bekommen, wurden diese Tiere, sofern möglich, ungefähr neun Monate nach der Erkrankung erneut untersucht. Alle Fälle traten in den Monaten September 2019 bis Januar 2020 auf und die betroffenen Fohlen waren zwischen fünf und zehn Monaten alt. Die meisten Tiere zeigten bei Diagnosestellung nur milde klinische Symptome, wobei Fieber am häufigsten beobachtet wurde. Darüber hinaus wurden Diarrhoe (7/40), periphere Ödeme (4/40) und Koliken (3/40) beobachtet. Alle Fohlen wiesen bei Diagnosestellung eine Hypoproteinämie auf, bei einem mittleren Totalprotein im Serum von 36,7 ± 7,1 g/L (min. – max.: 22,1 – 48,0 g/L). 37/40 Fohlen zeigten außerdem eine Hypoalbuminämie. Die mittlere Albuminkonzentration lag bei 19,1 ± 4,6 g/L (min. – max.: 7,1 – 28,1 g/L). Die Diagnose wurde mittels zwei gängiger diagnostischer Tests abgesichert, einer PCR zum Nachweis des Erregers im Kot und einem serologischen Test, hier einem Immunoperoxidase monolayer assay (IPMA), zum Nachweis von Antikörpern gegen den Erreger im Serum der Tiere. Ein positiver Titer wurde bei allen erkrankten Fohlen festgestellt, während die Ausscheidung von Lawsonia intracellularis im Kot mittels PCR nur in 21 Fällen nachgewiesen wurde. Die antimikrobielle Behandlung erfolgte mit Tetracyclinen. Fast alle Tiere wurden initial für durchschnittlich sieben Tage mit Oxytetracyclin intravenös behandelt. Anschließend erfolgte die orale Gabe von Doxycyclin für weitere sieben bis acht Tage. Weitere unterstützende Therapie in Form von zum Beispiel Flüssigkeitstherapie oder der Verabreichung von Entzündungshemmern wurde individuell auf die Tiere angepasst. Fast alle erkrankten Tiere erhielten eine Transfusion von equinem Plasma zum Ausgleich der ausgeprägten Hypoproteinämie. 39 der 40 Fohlen haben die Erkrankung überstanden. Außerdem zeigte die Nachuntersuchung nach etwa neun Monaten im Vergleich zu Kontrollfohlen keinen Hinweis auf Langzeitfolgen im Hinblick auf ihren Gesundheits- und Entwicklungszustand.

 

Ziel des zweiten Studienteils war es, den Zeitraum vor der Diagnosestellung einer EPE zu erfassen, mit besonderem Augenmerk auf den Verlauf von Gesamteiweiß, Albumin und Antikörpertiter. Im Rahmen des erstmals auf dem Gestüt durchgeführten Monitorings wurden regelmäßig Serumtotalprotein und -albumin aller Fohlen im Alter zwischen vier und neun Monaten bestimmt. Die Untersuchung erfolgte zweiwöchentlich vor und wöchentlich nach dem Absetzen. Darüber hinaus wurden zweiwöchentlich Serumproben der Fohlen asserviert, welche später für die serologische Untersuchung dieser Studie herangezogen werden konnten. Zusätzlich wurden die Rektaltemperatur und die Gesamtleukozytenzahl bestimmt und ebenfalls in die Auswertung einbezogen. Alle beschriebenen Daten wurden im Vergleich zu 83 nicht erkrankten Kontrollfohlen analysiert. So wurden 42 erkrankte und 83 Kontrollfohlen in diese Studie eingeschlossen. Es wurden die Verläufe von Gesamteiweiß, Albumin, Antikörpertiter und Gesamtleukozytenzahl verglichen. Die beiden Gruppen zeigten bis zur Diagnosestellung keine signifikanten Unterschiede in den analysierten Werten. Zum Zeitpunkt der Diagnose unterschieden sich die Gruppen jedoch signifikant in den Werten von Totalprotein und Albumin sowie im Titer. In der Gesamtleukozytenzahl konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Außerdem konnten innerhalb der Gruppe der erkrankten Tiere bei Diagnosestellung signifikant niedrigere Werte im Totalprotein, Albumin und Gesamtleukozytenzahl im Vergleich zur vorherigen Probennahme gemessen werden, während ein signifikanter Anstieg im Titer beobachtet wurde. Diese Veränderungen, mit Ausnahme des Titeranstiegs, zeigten sich in der Kontrollgruppe nicht. Im Totalprotein und Albumin konnte bei den erkrankten Tieren ein starker Abfall der Werte in nur kurzer Zeit dargestellt werden. Innerhalb von durchschnittlich 7,5 Tagen sank der Totalproteingehalt um 22,9 ± 7,7 g/L (min. – max.: 6,0 – 33,9 g/L) und der Albumingehalt um 12,2 ± 4,5 g/L, (min. – max.: 1,7 – 20,7 g/L). Alle erkrankten Fohlen wiesen bei Diagnosestellung eine Hypoproteinämie und 39 dieser 42 Fohlen eine Hypoalbuminämie auf. Die Ergebnisse bestätigen den großen diagnostischen Nutzen der Totalprotein- und Albuminwerte in der Früherkennung der EPE. Alle erkrankten Fohlen sowie 50/83 Kontrollfohlen waren zum Zeitpunkt der Diagnosestellung seropositiv. In beiden Gruppen wurde ein signifikanter Titeranstieg im Vergleich zur vorherigen Probennahme festgestellt. Zeitlich konnte eine Serokonversion in beiden Gruppen etwa parallel festgestellt werden, was einen zeitgleichen Erregerkontakt aller Fohlen einer Herde vermuten lässt, wobei nur einzelne Individuen eine EPE entwickeln. Es bleibt offen, was einzelne Individuen zum Ausbilden einer EPE prädisponiert. Zusätzlich zu den ohnehin mittels PCR untersuchten erkrankten Tieren, wurden in dieser Studie 19 Kontrollfohlen mittels PCR auf Lawsonia intracellularis im Kot untersucht, wovon nur eine einzelne Probe ein positives Ergebnis ergab. Gesunde Tiere scheinen also nicht nennenswert zur Umweltkontamination mit dem Erreger beizutragen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass weder der Schutz vor einer Erkrankung noch eine definitive Diagnose aus einem positiven Antikörpertiter abgeleitet werden können. Es bleibt die Empfehlung, für eine Absicherung der Verdachtsdiagnose EPE sowohl eine PCR für Lawsonia intracellularisim Kot als auch einen serologischen Test durchzuführen. Zusammen mit typischen klinischen und labordiagnostischen Befunden sowie ultrasonographischen Veränderungen kann eine Diagnose bei Vorliegen mindestens eines positiven diagnostisches Tests (PCR und/oder Serologie) als ausreichend sicher angesehen werden.

Equine proliferative enteropathy (EPE) is a disease affecting the small intestine of foals and weanlings between four and seven months of age and is caused by the bacterium Lawsonia intracellularis. The data presented here were collected in a study carried out as part of a new monitoring program established on a farm with endemic occurrence of EPE. This program aimed at an early detection of EPE by regular determination of serum total protein and albumin in young horses. 42 cases of EPE could be documented during fall and winter 2019/2020 and were included in the study described here.

 

The aim of the first study was to retrospectively describe clinical symptoms, therapy and outcome of foals with suspected equine proliferative enteropathy. Forty foals with suspected equine proliferative enteropathy during monitoring were included in this report. Clinical and clinicopathologic findings at diagnosis, results of further diagnostic tests, and therapy were evaluated. In order to assess possible long-term effects, the animals were examined approximately nine months after the onset of the disease, if possible. All cases occurred between September 2019 and January 2020, and the affected weanlings were on average between five and ten months of age. Most animals only had mild clinical signs when the diagnosis was made, with fever being the most frequently reported. In addition, diarrhea (7/40), peripheral edema (4/40), and colic (3/40) were seen. All foals showed hypoproteinemia at diagnosis, with a mean serum total protein of 36.7 ± 7.1 g/L (min - max: 22.1 - 48.0 g/L). 37/40 foals also showed hypoalbuminemia. The mean albumin concentration was 19.1 ± 4.6 g/L (min - max: 7.1 - 28.1 g/L). The diagnosis was further supported by two common diagnostic tests, a PCR to detect the pathogen in feces and an immunoperoxidase monolayer assay (IPMA) to detect antibodies against the pathogen. A positive titer was detected in all affected foals, whereas shedding of Lawsonia intracellularisvia fecal PCR could only be shown in 21 cases. Tetracyclines were chosen for antimicrobial treatment of the animals. Most animals were initially treated with oxytetracycline intravenously for an average of 7 days. Oral doxycycline was subsequently given for another seven to eight days. Further supportive therapy, for example, fluid therapy or the administration of anti-inflammatory drugs was individually adapted to the animals. However, almost all affected animals received equine plasma IV in order to treat the severe hypoproteinemia. A median total amount of 6 L was administered, delivered in one to seven treatments. 39 of the 40 foals included in this study survived the disease. A follow-up examination about nine months later revealed no evidence of long-term effects on the health and development of the foals compared to control animals.

 

The objective of the second part of this study was to assess the period before the diagnosis of EPE was made, with particular attention to the course of serum total protein, serum albumin, and antibody titers. Serum total protein and albumin of all foals between four and nine months of age were determined regularly as part of the monitoring carried out at the farm. The screening was performed every two weeks before weaning and every week after weaning. Serum samples from all foals were stored every two weeks, for later serological analysis. Additionally, rectal temperature and white blood cell count were determined and included in this study. All results were compared with 83 healthy control foals. Finally, 42 affected and 83 control foals were included in this study. As the focus here was on the time before the diagnosis of EPE, the courses of total protein and albumin, antibody titer and white blood cell count were compared. The two groups showed no significant differences in the analyzed values until the diagnosis was made. However, at the time of diagnosis, the groups showed significant differences in total protein, albumin, and antibody titers. No significant difference could be detected in the white blood cell count. Moreover, significantly lower values in total protein, albumin and white blood cell count were found in the group of affected animals at the time of diagnosis compared to the previous sampling, while a significant increase in antibody titer was detected. These differences, except of an increasing antibody titer, were not seen in the control group. A rapid decrease of total protein and albumin values was observed in the affected animals. Over an average of 7.5 days, total protein values decreased by 22.9 ± 7.7 g/L (min. - max.: 6.0 - 33.9 g/L) and albumin values decreased by 12.2 ± 4.5 g/L, (min. - max.: 1.7 - 20.7 g/L). All foals showed hypoproteinemia at the diagnosis, with 39/42 foals being also hypoalbuminemic. This highlights the important diagnostic potential of total protein and albumin values in the early detection of EPE. All affected foals and 50/83 control foals were seropositive at the time of diagnosis. A significant increase in titer was observed in both groups compared to the previous sampling. Seroconversion was detected in both groups at approximately the same time, suggesting simultaneous pathogen exposure in all foals of a herd, while only individual foals develop EPE. It remains unclear what predisposes individuals to develop EPE. In addition to the affected animals that were tested by PCR for fecal shedding of Lawsonia intracellularis, 19 control foals were further tested via PCR in this study, only one of these samples was positive for Lawsonia intracellularis. Thus, it may be assumed that healthy foals do not have major impact on the pathogen load in the environment. In summary, a positive antibody titre against Lawsonia intracellularis cannot alone set the diagnosis of clinical EPE nor the protection against the disease. To confirm the suspected diagnosis of EPE, it is recommended to perform both a qPCR for Lawsonia intracellularis in feces and a serological test. A diagnosis can be considered reliable if at least one positive diagnostic test (PCR and/or serology) is available, in combination with typical clinical and clinicopathologic signs as well as ultrasonographic changes.

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