Neuweltkamele in Deutschland : Untersuchungen zu Haltung, Managementmaßnahmen und häufigen Erkrankungen
Die Zahl der gehaltenen Lamas und Alpakas in Deutschland nimmt stetig zu und Tierärztinnen und Tierärzte werden immer häufiger zur Behandlung einzelner Tiere oder zur Betreuung eines Tierbestandes konsultiert. Über die Haltungsformen, den Wissensstand der Tierhalterinnen und Tierhalter sowie häufig auftretende Erkrankungen und Bestandsprobleme ist bisher jedoch wenig bekannt. Ziel dieser Arbeit war es, den Status quo in den Beständen zu erfassen, häufige Krankheitsprobleme herauszuarbeiten und deren diagnostische Möglichkeiten zu diskutieren. Im ersten Teil der Arbeit (Manuskript Ⅰ) wurden mittels einer Onlineumfrage unter 255 Tierhalterinnen und Tierhaltern von Neuweltkamelen (NWK), Daten hinsichtlich Populationsstruktur, Haltungsformen, Management und Gesundheitsproblemen in deutschen NWK-Beständen gesammelt. Über die Hälfte der Umfrageteilnehmenden hatte innerhalb der letzten sechs Jahre mit der Haltung von NWK begonnen. Es handelte sich überwiegend um kleinere Betriebe mit weniger als 15 Tieren und die NWK wurden insbesondere als Hobbytiere genutzt. In über 80 % der Betriebe wurden Impfungen und Entwurmungen durchgeführt. Endound Ektoparasitenbefall waren die von den Umfrageteilnehmenden am häufigsten genannten Krankheiten, alles in allem wurden Krankheitssymptome jedoch kaum registriert. Insgesamt 55,3 % der Tierhalterinnen und Tierhalter schätzten ihr eigenes Wissen über Gesundheitsprobleme bei NWK als gut, 14,5 % als sehr gut ein. Gleichzeitig bewerteten sie das Bereitstellen von Informationsmaterial über Gesundheitsprobleme bei NWK seitens der Tierärzteschaft und der Veterinärämter insgesamt als „zu wenig“. Über die Hälfte der Tierhalterinnen und Tierhalter stimmten der Aussage, dass Tierärztinnen und Tierärzte im Allgemeinen ausreichend Wissen im Bereich der NKW haben, wenig bis gar nicht zu. Der zweite Teil der Arbeit (unveröffentlichte Ergebnisse) umfasste die Aufarbeitung der Fälle von NWK in der Klinik für kleine Klauentiere und forensische Medizin und Ambulatorische Klinik der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover von 2005 bis Ende November 2021 sowie eine retrospektive Auswertung aller Sektionsberichte von Lamas und Alpakas aus diesem Zeitraum. Über die Jahre konnte ein steigendes Patientenaufkommen an NWK festgestellt werden. Dabei wurden Alpakas deutlich häufiger als Lamas aufgenommen. Von den 223 obduzierten Tieren wiesen 50,2 % der Tierkörper einen Ernährungszustand schlechter als mäßig auf. Pathologische Veränderungen des Gastrointestinaltrakts (44,8 %) wurden bei juvenilen wie auch bei adulten NWK im Vergleich zu anderen Organsystemen am häufigsten festgestellt. Bei fast einem Drittel aller obduzierten Tiere wurden teils erosive, teils ulzerative Veränderungen in den Kompartimenten nachgewiesen. Leberveränderungen (26,0 %) wurden häufiger bei älteren Tieren diagnostiziert, während Atemwegserkrankungen (23,3 %) eher bei jüngeren Tieren gefunden wurden. Im dritten Teil der Arbeit (Manuskript Ⅱ) sollte ein Überblick über Magengeschwüre bei Alpakas, als häufig festgestellte Diagnose bei der Sektion, gegeben werden. Dafür sollten neben pathologischen Befunden auch klinische und labordiagnostische Befunde am lebenden Tier in die Studie einbezogen werden. Bei 44 (23,5 %) der 187 obduzierten Alpakas wurden Magenulzera festgestellt, diese fanden sich überwiegend in C3, neun Ulzera wiesen eine Perforation auf. Bei weiteren zehn Tieren (5,3 %) lagen lediglich Schleimhauterosionen vor. Es konnte keine Geschlechtsprädisposition für das Auftreten von Magenulzera ermittelt werden. Adulte Tiere waren aber signifikant häufiger betroffen als juvenile Alpakas. Bei Alpakas mit Magenulzerationen wiesen signifikant häufiger zusätzlich andere Organe und Organsysteme neben dem Magen pathologische Veränderungen auf. Viele Alpakas mit Magenulzerationen hatten einen schlechten Ernährungszustand (47,7 %), eine Kachexie wurde jedoch nicht signifikant häufiger diagnostiziert als bei obduzierten Tieren ohne Magengeschwür. Alpakas mit Magenulzera wurden in der Klinik vor allem mit unspezifischen Symptomen vorgestellt. Die hämatologischen Untersuchungen ergaben signifikant niedrigere Leukozytenwerte und signifikant weniger segmentkernige Granuloyzten bei verstorbenen Tieren mit Magenulzera gegenüber verstorbenen Tieren ohne Magenulzera. Bei 94 % der verstorbenen Alpakas mit Magenulzera waren die stabkernigen Granulozyten erhöht und lagen außerhalb der Referenzintervalle, allerdings war kein signifikanter Unterschied zwischen Alpakas mit Magenulzera gegenüber Alpakas ohne Magenulzera festzustellen. Von zwölf Alpakas mit Magenulzera, die auf okkultes Blut im Kot untersucht wurden, hatten drei Tiere einen positiven Befund. Die Studie kam zu dem Schluss, dass die Diagnose eines Magenulkus am lebenden Tier aufgrund unspezifischer Symptome und weniger eindeutiger Hinweise mittels labordiagnostischer Untersuchungen meist schwierig ist. Die Ergebnisse der pathologischen Untersuchungen verdeutlichten, dass es sich häufig um chronische Prozesse handelt. Da eine multifaktorielle Pathogenese vermutet wird, kommt der frühzeitigen Erkennung von Krankheiten und Krankheitssymptomen durch Tierhalterinnen und Tierhalter sowie seitens der Tierärzteschaft eine wichtige Bedeutung zu. Die Dissertation konnte einen aktuellen Überblick über die Haltung von NWK in Deutschland geben und Wissensdefizite bei einigen Tierhalterinnen und Tierhaltern aufdecken. Bei NWK scheinen vor allem Probleme des Gastrointestinaltrakts aufzutreten, insbesondere Magenulzera kommen häufig vor. Klinisch und labordiagnostisch ist die Diagnose jedoch schwer zu stellen.
The number of llamas and alpacas being kept in Germany is steadily increasing and veterinarians are being consulted more and more frequently concerning the treatment of individual animals or herd management. However, little is known about the structure of the farms, the level of knowledge of animal owners, frequently occurring diseases and population problems. The aim of this study was to record the status quo on the farms, to identify common disease problems and to discuss their diagnostic possibilities. In the first part of this study (manuscript Ⅰ), data on population structure, husbandry systems, management and health problems on German farms were collected by conducting an online survey among 255 owners of South American camelids (SAC). More than half of the survey participants had started keeping SAC within the last six years. Most of them had smaller farms with fewer than 15 animals and the SAC were mainly kept as hobby animals. Vaccinations and deworming were carried out on more than 80% of the farms. Infestations with endo- and ectoparasites were most frequently mentioned by the survey participants, but all in all, disease symptoms were hardly ever registered. A total of 55.3% of the animal owners estimated their own knowledge of health problems in SAC as good, 14.5% as very good. At the same time, they rated the provision of information material on health problems in SAC by the veterinarians and veterinary offices as insufficient overall. More than half of the owners agreed little to not at all with the statement that veterinarians generally have sufficient knowledge in the field of SAC. The second part of the study (unpublished data) comprised a review of the cases of SAC in the Clinic for Swine and Small Ruminants, Forensic Medicine and Ambulatory Service of the University of Veterinary Medicine Hannover, Foundation, Germany from 2005 to the end of November 2021, as well as a retrospective evaluation of all necropsy reports of llamas and alpacas from this period. An increasing number of camelid patients was found over the years, with alpacas being admitted to the clinic significantly more frequently than llamas. Of the 223 dissected animals, 50.2% of the alpacas had a nutritional status worse than moderate. Pathological changes in the gastrointestinal tract (44.8%) were most frequently found in juvenile and adult SAC compared to other organ systems. In almost one third of all dissected animals, erosive and / or ulcerative changes were detected in the compartments. Pathological changes of the liver (26.0%) were diagnosed more frequently in older animals, while respiratory diseases (23.3%) were found more often in younger animals. In the third part of the study (manuscript Ⅱ), an overview of gastric ulcers in alpacas as a frequent finding in necropsy was presented, including clinical and laboratory diagnostic findings in the living animal. Gastric ulcers were found in 44 (23.5%) of the 187 dissected alpacas, these being predominantly found in C3. Nine of which were perforated. Erosions were found in another ten animals (5.3%). No sex predisposition for the occurrence of gastric ulcers could be determined, but adults were significantly more frequently affected than juveniles. In alpacas with gastric ulcers, other organs and organ systems besides the stomach showed pathological changes significantly more often than in deceased alpacas without gastric ulcers. Many alpacas with gastric ulcers had a poor nutritional status (47.7%), but cachexia was not diagnosed significantly more often than in deceased animals without gastric ulcers. Alpacas with gastric ulcers were presented to the clinic due to non-specific symptoms. Haematological investigations revealed a significantly lower white blood count (WBC) and significantly lower segmented neutrophils in deceased animals with gastric ulcers compared to deceased animals without gastric ulcers. In 94% of the deceased alpacas with gastric ulcers, the band neutrophils were increased and above the reference intervals, but there was no significant difference between alpacas with gastric ulcers and those without gastric ulcers. Of twelve alpacas with gastric ulcers tested for faecal occult blood, three animals had positive findings. The study concluded that the diagnosis of gastric ulcers in living SAC is usually difficult due to nonspecific symptoms and missing indications from laboratory investigations. The results of the pathological examinations revealed that the process is often chronic. As a multifactorial pathogenesis is suspected, early recognition of diseases and disease symptoms by animal owners and veterinarians is crucial. The thesis provides an overview of the current situation regarding the keeping of SAC in Germany and reveals a lack of knowledge among some animal owners. In SAC, problems of the gastrointestinal tract seem to occur most frequently, especially gastric ulcers. However, gastric ulcers in SAC are difficult to diagnose clinically or in laboratory investigations.
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