Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)TiHo eLib

Erhebungen zu biologischen Grunddaten, verschiedenen Ernährungstrends und dem Gesundheitsstatus von in Deutschland gehaltenen Hunden im Zeitraum von 2009 bis 2019

Eine dem Energie- und Nährstoffbedarf angemessene Fütterung erfordert fundierte Kenntnisse über das Normalgewicht der einzelnen Hunderassen. Futtermittelhersteller nutzen die Körpermasse u.a. für die Konzeption von Mischfuttermitteln. Fehleinschätzungen können dementsprechend Konsequenzen für die Versorgung des Hundes haben, sollten die der Kalkulation zu Grunde liegenden Daten nicht mehr dem tatsächlichen Phänotyp entsprechen. Zudem scheint sich ein Wandel in den Fütterungspraktiken abzuzeichnen, validierte Daten hierzu fehlen jedoch in der Literatur. In der vorliegenden Studie sollte ein Überblick über die durchschnittlichen Körpermassen der in Deutschland vorkommenden Hunderassen erstellt werden. Die Ziele dieser Arbeit waren einerseits die Erhebung der biologischen Grunddaten (z. B. Körpermasse) der am häufigsten in Deutschland gehaltenen Hunderassen, andererseits eine Erfassung der hierzulande praktizierten Fütterungstrends sowie ein Aufzeigen möglicher Zusammenhänge zwischen den einzelnen Fütterungspraktiken und dem damit eventuell verbundenen Auftreten nutritiv bedingter Störungen.

In dieser Erhebung wurden 7 653 Hunde mit einer Zugehörigkeit zu 236 verschiedenen Hunderassen und Mischlinge einem standardisierten Fitness- und Gesundheitscheck unterzogen. Es handelte sich dabei um Hunde, die ihren Besitzer auf eine deutsche Haustiermesse begleiteten (Feldstudie). Die Besitzer wurden bezüglich Informationen zu der praktizierten Fütterung, den biologischen Grunddaten, den Gesundheitsangaben sowie der Bewegungsaktivität ihres Hundes befragt. Die Daten wurden unter Zuhilfenahme eines Fragebogens und tierärztlicher Untersuchungen innerhalb eines Zeitraumes von 10 Jahren (2009 bis 2019) in Deutschland erhoben. Folgende Ergebnisse konnten anhand der vorliegenden Daten abgeleitet werden:

Populationsdaten: Im Ranking der am häufigsten vorkommenden Hunderassen befindet sich der Mischling an erster Position mit einem Anteil am gesamten Hundekollektiv von knapp 30 % (n = 2 262 von insgesamt 7 653 untersuchten Hunden). In absteigender Reihenfolge waren am häufigsten vorstellig: der kleine Mischling (n = 1 011; 13,2 %), der mittelgroße Mischling (n = 608; 7,9 %), der große Mischling (n = 453; 5,9 %), der Chihuahua (n = 343; 4,5 %), der Labrador Retriever (n = 299; 3,9 %), der Jack Russell Terrier (n = 241; 3,2 %), der Yorkshire Terrier (n = 239; 3,1 %), die Französische Bulldogge (n = 228; 3 %), der Australian Shepherd (n = 183; 2,4 %), der Golden Retriever (n = 178; 2,3 %), der Dackel (n = 174; 2,3 %), Mischlinge der Kategorie Zwerg (n = 170; 2,2 %) und die Rasse Mops (n = 161; 2,1 %). Alter: Das Durchschnittsalter aller teilnehmenden Hunde betrug 3,5 ± 3,1 Jahre. Dabei konnten 17,4 % der Hunde als Junghunde, 70,4 % als adult und 12,2 % als Senioren eingestuft werden. Körpermasse: Der größte Teil der Hunde (n = 3 461; 45,2 %) wog ≤ 10 kg. 34,8 % der Hunde waren zwischen 10 und 25 kg schwer, 18,8 % zwischen 25 und 50 kg und 1,2 % wogen > 50 kg. Body Condition Score (BCS): Knapp 76 % der Hunde (n = 5 765) wurden auf Grundlage des erhobenen BCS vom Tierarzt in die Gruppe normalgewichtig, 18 % (n = 1 337) in leicht übergewichtig, 4 % (n = 305) in adipös und 2,5 % (n = 191) in die Gruppe mager eingestuft. Der durchschnittliche BCS betrug 4,9 ± 1,0. Geschlecht: Intakte Hündinnen machten mit knapp 34 % den Großteil der untersuchten Hundepopulation aus, gefolgt vom intakten Rüden mit 33 %. Rund 19 % der Hündinnen und 15 % der Rüden waren kastriert. Fütterungspraktiken: Der Großteil der Hunde erhielt kommerziell hergestelltes Futter. Rund 7 % erhielten ausschließlich Nassfutter, 34 % bekamen Nass- und Trockenfutter gemischt, 44 % ausschließlich Trockenfutter, 2,5 % ausschließlich sogenannte Homemade Diets bzw. selbstzubereitete Mahlzeiten und rund 10 % wurden mit rohen Zutaten ernährt (BARF). Knapp 3 % der Hunde bekamen Mischungen aus zwei der genannten Futtermittel mit einem Anteil von ca. 50 %. Die häufigste Mischungsform (außer Nass- und Trockenfutter gemischt) war Trockenfutter gemischt mit rohen Zutaten, gefolgt von Trockenfutter und Homemade Diets. Es zeigte sich, dass vor allem kleine Hunde mit weniger als 10 kg Körpermasse eher Nassfutter erhielten und die Nassfütterung mit steigender Körpermasse abnahm. Bei der Mischration aus Trocken- und Nassfutter stellte sich ebenfalls ein Rückgang mit steigender Körpermasse dar. Die Fütterung mit rohen Komponenten wurde vor allem bei Hunden großer Rassen praktiziert.  Gesundheitsstatus: Von den 7 653 Hunden wurden 4 704 als gesund (61,5 %) und 2 949 als krank (38,5 %) eingestuft. Zahngesundheit: Von 7 099 Hunden hatte knapp die Hälfte (53,9 %; n = 3 825) einen sehr guten Zahngesundheitsstatus, 18,1 % (n = 1 287) hatten einen guten Zahngesundheitsstatus, 19,6 % (n = 1 392) hatten geringen Zahnbelag und 8,4 % (n = 595) hatten starken Zahnbelag. Bei Hunden, die nicht kommerzielle Futtermittel erhielten, zeigte sich weniger Zahnbelag als bei Hunden, die kommerzielle Nahrungen erhielten (p < 0,05). Das Angebot von Nassfutter führte im Vergleich zu den anderen Fütterungspraktiken zu einem stärkeren Zahnbelag (p < 0,05). Kleinere Hunde hatten häufiger Zahnbelag als große Hunde. Insgesamt hatten von den Hunden mit leichtem Übergewicht 24,2 % geringen und 10 % starken Zahnbelag. Von den adipösen Hunden hatten 30,9 % geringen und 15,1 % starken Zahnbelag. Die Hunde mit Adipositas hatten häufiger Zahnbelag als nicht adipöse Hunde (p < 0,05). Adipositas: Insgesamt 305 Hunde und damit 4 % wurden als adipös und 1 337 Hunde (18 %) als leicht übergewichtig eingestuft. Besonders übergewichtige und adipöse Rassen waren Mischlinge aller Gewichtsklassen, der Labrador Retriever und der Golden Retriever, gefolgt vom Mops, Dackel und Chihuahua. Kastrierte Hündinnen und Rüden litten häufiger an Adipositas als nicht kastrierte Tiere. Bei den Hunden, die mit BARF ernährt wurden, trat Adipositas signifikant seltener auf (p < 0,05). Weitere Erkrankungen: Bei 27,7 % der angegebenen Erkrankungen (n = 1 059) handelte es sich um Hauterkrankungen, gefolgt von Allergien (23 %), Scheinträchtigkeiten (15,8 %), Magen-Darm- Erkrankungen (12,3 %), Tumoren (7,7 %) sowie Herzerkrankungen (6,5 %). Nierenerkrankungen, Lahmheit, Leber-, Pankreas- und Harnblasenerkrankungen betrugen insgesamt weniger als 10 %. Bewegungsaktivität: Der Hauptanteil der Hunde (45,9 %; n = 157) hatte eine tägliche Bewegungsmöglichkeit von 1 bis 2 Stunden, 29,2 % der Hunde zwischen 2 und 3 Stunden, 11,1 % zwischen 30 Minuten und einer Stunde sowie die restlichen 13,7 % hatten mehr als 3 Stunden bzw. Dauerauslauf.

In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass auf einer Hundemesse eine annähernd ideale Hundepopulation vorzufinden ist, die im Vergleich zu anderen Erhebungen im Schnitt eher jüngere, gesunde Tiere mit einem hohen Gesundheitsstatus und geringen Anteil von Adipositas aufzeigte. Es zeigte sich weiterhin, dass kleine Hunde heute allgemein höhere Gewichte, große Hunde (z. B. Labrador Retriever und Berner Sennenhund) hingegen niedrigere durchschnittliche Körpermassen aufzeigen als noch vor Jahren. Der Anteil an nicht kommerzieller Hundeernährung ist mit 12 % noch relativ gering, trotz des vor allem medial spürbaren Wandels hin zu neuen Ernährungstrends in der Gesellschaft allgemein. Der Großteil der Hunde wird nach wie vor mit kommerziellen Futtermitteln ernährt.

Energy and nutrient appropriate feeding requires profound knowledge of the normal weight of individual dog breeds. Feed manufacturers use the body mass, among other things, for the conception of compound feeds. Incorrect estimates can therefore have consequences for the care of the dog, should the data on which the calculation is based on no longer correspond to the actual phenotype. In addition, a change in feeding practices seems to be emerging, but validated data on this are lacking in literature. In the present study one aim was to provide an overview of the average body masses of the dog breeds found in Germany. The objectives of this survey were, on the one hand, to collect basic biological data (e.g. body mass) of the most common dog breeds kept in Germany, and on the other hand, to record the feeding trends practiced in this country and to show possible correlations between individual feeding practices and the possible occurrence of associated nutritive disorders.

In this survey, 7 653 dogs belonging to 236 different breeds and mongrels were subjected to a standardized fitness and health check. These were dogs that accompanied their owners to a German pet show (field study). Owners were interviewed regarding information on feeding practices, basic biological data, health information, and exercise activity of their dog. The data were collected with the help of a questionnaire and veterinary examinations within a period of 10 years (2009 to 2019) in Germany. The following results could be derived from the available data:

Population data: In the ranking of the most common dog breeds, the mongrel is in first position with a share of almost 30 % (n = 2 262 of a total of 7 653 dogs examined). In descending order, the most frequently presented were: the small mongrel (n = 1 011; 13.2 %), the medium mongrel (n = 608; 7.9 %), the large mongrel (n = 453; 5.9 %), the Chihuahua (n = 343; 4.5 %), the Labrador Retriever (n = 299; 3.9 %), the Jack Russell Terrier (n = 241; 3.2 %), the Yorkshire Terrier (n = 239; 3.1 %), the French Bulldog (n = 228; 3 %), the Australian Shepherd (n = 183; 2.4 %), the Golden Retriever (n = 178; 2.3 %), the Dachshund (n = 174; 2.3 %), mixed breeds in the dwarf category (n = 170; 2.2 %), and the Pug (n = 161; 2.1 %). Age: The average age of all participating dogs was 3.5 ± 3.1 years. Thereby, 17.4 % of the dogs could be classified as young dogs, 70.4 % as adults and 12.2 % as seniors. Body mass: The majority of the dogs (n = 3 461; 45.2 %) weighed ≤ 10 kg. 34.8 % of the dogs weighed between 10 and 25 kg, 18.8 % between 25 and 50 kg, and 1.2 % weighed > 50 kg. Body condition score (BCS): Nearly 76 % of the dogs (n = 5 765) were classified by the veterinarian into the normal weight group, 18 % (n = 1 337) into slightly overweight, 4 % (n = 305) into obese, and 2.5 % (n = 191) into the lean group based on the collected BCS. The average BCS was 4.9 ± 1.0. Sex: Female intact dogs accounted for the majority of the canine population at nearly 34 %, followed by male intact dogs at 33 %. Approximately 19 % of the females and 15 % of the males were neutered. Feeding practices: The majority of the dogs were fed commercially produced food. About 7 % were fed exclusively wet food, 34 % were fed mixed wet and dry food, 44 % were fed exclusively dry food, 2.5 % were fed exclusively so-called homemade diets or home-prepared meals, and about 10 % were fed raw ingredients (BARF). Just almost 3 % of the dogs were fed mixtures of two of the above-mentioned types of food, with a share of about 50 %. The most common type of mixture (except wet and dry food mixed) was dry food mixed with raw ingredients, followed by dry food and homemade diets. It was found that especially small dogs with less than 10 kg body mass were more likely to be fed wet diets, and wet feeding decreased with increasing body mass. The mixed ration of dry and wet food also showed a decrease with increasing body mass. Feeding with raw components was mainly practiced in dogs of large breeds. Health status: Of the 7 653 dogs, 4 704 were classified as healthy (61.5 %) and 2 949 were classified as sick (38.5 %). Dental health: Almost half of 7 099 dogs (53.9 %, n = 3 825) had a very good dental health status, 18.1 % (n = 1 287) had a good dental health status, 19.6 % (n = 1 392) had low dental plaque, and 8.4 % (n = 595) had severe dental plaque. Dogs fed non-commercial diets showed less dental plaque than dogs fed commercial diets (p < 0.05). Offering wet food resulted in more dental plaque compared to the other feeding practices (p < 0.05). Smaller dogs had more frequent dental plaque than large dogs. Overall, of the dogs with slight overweight 24.2 % had low dental plaque and 10 % had high dental plaque. Of the obese dogs, 30.9 % had low dental plaque and 15.1 % had high dental plaque. The dogs with obesity had more frequent dental plaque than non-obese dogs (p < 0.05). Obesity: A total of 305 dogs, representing 4 %, were classified as obese and 1 337 dogs (18 %) were classified as slightly overweight. Particularly overweight and obese breeds were mixed breeds of all weight classes, the Labrador Retriever and the Golden Retriever, followed by the Pug, Dachshund and Chihuahua. Neutered female and male dogs were more likely to suffer from obesity than non-neutered animals. Obesity occurred significantly less frequently in dogs receiving BARF (p < 0.05). Other diseases: Skin diseases accounted for 27.7 % of the reported diseases (n = 1 059), followed by allergies (23 %), false pregnancies (15.8 %), gastrointestinal diseases (12.3 %), tumors (7.7 %), and heart diseases (6.5 %). Kidney diseases, lameness, liver, pancreas and urinary bladder diseases totaled less than 10 %. Exercise activity: The majority of dogs (45.9 %; n = 157) had a daily exercise opportunity of 1 to 2 hours, 29.2 % of dogs had between 2 and 3 hours, 11.1 % had between 30 minutes and one hour, and the remaining 13.7 % had more than 3 hours of daily exercise or continuous exercise.

In this study it was shown that an approximately ideal dog population can be found at a dog exhibition, which, compared to other surveys, shows on average rather younger, healthy animals with a high health status and low percentage of obesity. It was further found that small dogs today generally have higher weights, while large dogs (e.g., Labrador Retrievers and Bernese Mountain Dogs) have lower average body masses than years ago. The proportion of non-commercial dog food is still relatively low at 12 %, despite the noticeable shift, particularly in the media, towards new dietary trends in society in general. The majority of dogs are still fed with commercial feeds.

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