Intoxikation bei im Wildgehege gehaltenen Europäischen Damhirschen (Dama dama)
Zusammenfassung
Von in einem Wildgehege gehaltenen Damhirschen (Dama dama) unterschiedlichen Alters sind innerhalb von acht Tagen 18 von 29 Tieren ohne vorherige Symptomatik perakut verstorben. Aufgrund der hohen Todesrate wurde eine Intoxikation oder ein fulminantes infektiöses Geschehen vermutet. Zur Klärung der Todesursache wurden fünf der verendeten Tiere pathologisch untersucht. Die Sektion ergab unter anderem das Vorliegen akuter Tubulonephrosen sowie massiver Blutungen in das Darmlumen. Mittels einer botanischen Untersuchung wurden im Panseninhalt der Tiere sowohl Bestandteile von Eiben (Taxus baccata) als auch von Eichen (Quercus sp.) identifiziert. Eine parallel durchgeführte toxikologische Untersuchung des Panseninhaltes und des Lebergewebes ergab zudem den Nachweis des Eibentoxins Deacetylbaccatin sowie Pyrogallol, ein toxischer Metabolit der in Eichen enthaltenen Tannine. Zusätzlich führte eine mikrobiologische Untersuchung zum Nachweis einer Mischflora mit Beteiligung von unter anderem Clostridium perfringens mit Alpha- und Beta2-Toxinen sowie von Clostridium septicum und cochlearum. Nach kritischer Beurteilung des Gesamtfalls kommt der Aufnahme von Eibentoxin mit hoher Wahrscheinlichkeit die Hauptbedeutung an dem Todesgeschehen zu. Eiben sind sehr stark toxisch für eine Vielzahl an Spezies und lösen meist einen schnellen Herztod, weitestgehend ohne weitere Organläsionen, aus. Intoxikationen mit Taxus baccata können jedoch auch zu Nierenläsionen und gastrointestinalen Veränderungen führen. Pflanzenteile von Quercus spp. können bei erhöhter Aufnahme bzw. erhöhtem Toxingehalt in den aufgenommenen Pflanzenbestandteilen ebenfalls zu Symptomen führen und eine Tubulonephrose, wie sie in diesem Fall beobachtet wurde, auslösen. Eine zusätzliche Beteiligung einer Eichenvergiftung am Krankheitsgeschehen der Damhirsche ist deshalb ebenfalls möglich. Es könnte hierbei zu additiven toxischen Effekten gekommen sein. Clostridien sind typische postmortale Leichenbesiedler und eine Kontamination des Organismus ist nach dem Tod in wenigen Minuten möglich, sodass der erfolgte Nachweis aus Organmaterial der sich bereits in beginnender Zersetzung befindlichen Tiere hier wahrscheinlich von keiner klinischen Relevanz ist.
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