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Zeitlicher Verlauf des Wirkstoffeinsatzes von Antibiotika in der Geflügelhaltung

Antimikrobielle Resistenzen gehören zu den wichtigsten Gefahren für die öffentliche Gesundheit. Der Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung gerät daher immer öfter in den Mittelpunkt der Diskussion. Verschiedene staatliche, wirtschaftliche und wissenschaftliche Monitoringsysteme erfassen den Einsatz von Antibiotika bei Lebensmittel liefernden Tieren in Deutschland und Europa. Ergebnisse dieser Systeme sind oft nicht oder nur bedingt miteinander vergleichbar.

 

Die vorliegende Arbeit basiert auf Daten zum Antibiotikaeinsatz in der deutschen Masthähnchenpopulation, die im Rahmen des wissenschaftlichen Projekts VetCAb-Veterinary Consumption of Antibiotics erfasst wurden. Ziel der Arbeit ist, neben einer Erfassung der Therapiehäufigkeit, auch die Beschreibung wirkstoffgruppen-spezifischer Behandlungsmuster im Laufe des Produktionszyklus und die Ermittlung eines medianen Gewichts zum Zeitpunkt der Behandlung zu ermöglichen. Darüber hinaus werden unterschiedliche Variablen zur Berechnung des Antibiotikaeinsatzes verglichen und ihre Eignung für Surveillance und Benchmarking in Mastgeflügelbeständen diskutiert.

 

Daten zum Antibiotikeinsatz aus 37 Masthähnchen haltenden Betrieben wurden auf Ebene des einzelnen Durchgangs ausgewertet. Für den Zeitraum zwischen 2013 und 2018 wurden 3.274 antibiotische Behandlungen aus 2.546 Masthähnchendurchgängen erfasst. Nach einer anfänglichen Reduktion der Therapiehäufigkeit zwischen 2014 und 2015, bleibt die mediane Therapiehäufigkeit konstant bei einem Wert von sechs. In dem kompletten Studienzeitraum blieben 31,2 % der Mastdurchgänge unbehandelt. Der höchste prozentuale Anteil an der Therapiehäufigkeit entfällt dabei auf die Wirkstoffgruppen der Aminoglykoside (25,6 %) und Lincosamide (25,6 %), dicht gefolgt von den Polypeptiden (21,4 %) und Beta-Laktamen (16,2 %). Zwischen 2013 und 2014 konnte ein signifikanter Abfall in der Therapiehäufigkeit der als HPCIA eingestuften Wirkstoffgruppen Fluorchinolone, Makrolide und Polypeptide gezeigt werden. Das mediane Gewicht der Masthähnchen zum Zeitpunkt der Behandlung liegt bei 111 g und variiert bei den einzelnen Wirkstoffgruppen. Das so ermittelte mediane Gewicht zum Zeitpunkt der Behandlung liegt weit unter dem vom ESVAC vorgeschlagene Standardgewicht für Masthähnchen von 1 kg. Diese Diskrepanz zwischen tatsächlichem und geschätztem Gewicht zum Zeitpunkt der Behandlung beeinflusst jedoch die Ergebnisse unterschiedlicher Antibiotikamonitoringsysteme und erschwert besonders die länderübergreifende Vergleichbarkeit des Antibiotikaeinsatzes in Masthähnchen haltenden Betrieben. Ein Vergleich zwischen THUDD und THDDD zeigt, dass dadurch sowohl die Gesamttherapiehäufigkeit, als auch die Gewichtung der einzelnen Wirkstoffgruppen beeinflusst werden.

 

Abschließend lässt sich festhalten, dass die mediane Therapiehäufigkeit in Masthähnchen haltenden Betriebe in Deutschland noch nicht dauerhaft reduziert werden konnte. Eine Reduktion bei dem Einsatz von kritischen Wirkstoffgruppen konnte gezeigt werden, wobei der Wirkstoff Colistin weiterhin einen erheblichen Anteil an der Gesamttherapiehäufigkeit ausmacht, was kritisch überprüft werden sollte. Bezüglich des nationalen Monitorings empfiehlt es sich weiterhin auf Systeme zurückzugreifen, die auf die Used Daily Dose basieren und die tatsächliche Behandlungssituation auf dem Betrieb möglichst genau beschreiben.

Antibiotic resistance is one of the greatest threats to global health in our century. Tackling this problem monitoring and surveillance of antimicrobial usage in livestock is required. Different national and European monitoring systems are currently applied to collect antimicrobial usage data in livestock, the outcomes of which differ and are not always directly comparable.

 

The present work aim is to investigate antibiotic usage patterns in broiler chicken flocks in Germany, paying particular attention to the proportions of different antimicrobial classes and the weights of the broiler chickens at the time of treatment. It furthermore compares two different methods to calculate antibiotic usage in livestock, demonstrating the differences between applying the Used Daily Dose and Defined Daily Dose and discusses their advantages and disadvantages in terms of national and cross-country antimicrobial usage monitoring.

 

Antimicrobial usage data from 2,546 commercial broiler chicken flocks collected retrospectively for the time period of 2013 – 2018 is presented in this work. Data is gathered within the scientific project “VetCAb – Veterinary Consumption of Antibiotics” and it encompasses all antimicrobial treatments during the fattening period of each flock. Overall, 3,274 antimicrobial treatments were performed in the study population over the six years study period. After a short-term drop in the treatment frequency between 2014 and 2015 and a subsequent increase in 2016, the treatment frequency remained stable at six in consecutive years. In total, 31.2 % of the broiler chicken flocks evaluated did not use antimicrobials at all. The highest relative treatment frequency was allocated to the usage of aminoglycosides (25.6 %) and lincosamides (25.6 %), followed by polypeptides (21.4 %) and beta-lactams (16. 2 %). Between 2013 and 2014 a considerable reduction in the proportional use of the highest priority critically important antimicrobials, such as fluoroquinolones, macrolides and polypeptides was observed. The median body weight at the time of treatment was 111 g and substantially lower than the standard weight for broilers proposed by ESVAC. This discrepancy between standard weight and actual weight at the time of treatment can have a significant impact on the outcome of antimicrobial monitoring systems. A comparison between TFUDD and TFDDD shows that under- or overestimation of the overall TF, as well as of the relative share of the antimicrobial classes used is possible.

 

To conclude – a sustained reduction of the treatment frequency in broiler chicken farms seems to not yet have been achieved. A reduction in the usage of the highest priority critically important antimicrobials could have been shown. Nevertheless, colistin still accounts for a large share of the antimicrobial treatments in broiler chicken flocks in Germany that must be subjected to critical scrutiny. Regarding national antibiotic monitoring systems, we strongly recommend indicators that base on the Used Daily Dose and reflect actual treatment patterns at the farm level.

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