Effekt einer phytopharmakologischen Substanz basierend auf Echtem Galgant auf die Motorik des Magens und unteren Ösophagussphinkters im Meerschweinchenmodell

Die Motorik des Gastrointestinaltraktes (GIT) wird vorrangig durch den myenterischen Plexus des enterischen Nervensystems (ENS) reguliert. Fehler im Zusammenspiel von ENS und glatter Muskulatur können verschiedene Funktionsstörungen verursachen, wie die gastroösophageale Refluxkrankheit und die funktionelle Dyspepsie. Zur Behandlung dieser Krankheitsbilder existieren unterschiedliche synthetische Arzneimittel, die teilweise unzureichend wirken oder unerwünschte Nebenwirkungen zeigen. Pflanzliche Präparate rücken zunehmend in den Fokus, da sie aufgrund ihres natürlichen Ursprungs eine bessere Bekömmlichkeit suggerieren. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Effekt einer phytopharmakologische Substanz (PPS) basierend auf Echtem Galgant auf die Motorik des unteren Ösophagussphinkters und verschiedener Regionen des Magens von Meerschweinchen zu charakterisieren und zu quantifizieren, sowie den zugrundeliegenden Wirkmechanismus zu identifizieren. Dadurch sollte eingeschätzt werden, ob Echter Galgant als Basis für ein Phytotherapeutikum im Einsatz gegen die gastroösophageale Refluxkrankheit und die funktionelle Dyspepsie in Frage kommt. Dafür wurde die basale und elektrisch stimulierte Motilität von Muskel-Plexus-Präparaten im Organbad vor und nach Zugabe verschiedener Konzentrationen der Substanz untersucht. Die Substanz hatte einen relaxierenden, dosisabhängigen, regionsspezifisch unterschiedlich starken Effekt auf die glatte Muskulatur des unteren Ösophagussphinkters und des Magens. In Versuchen mit Tetrodotoxin konnte festgestellt werden, dass dieser Effekt nicht nerval, sondern vorrangig myogen vermittelt ist. Durch Inkubation mit unterschiedlichen Calciumkanal-Antagonisten konnte eine Hemmung der transient receptor potential (TRP) -Kanäle der Untergruppe A1 als ein quantitativ bedeutsamer Wirkmechanismus identifiziert werden, durch den der Calcium-Einstrom in die glatte Muskulatur und somit auch der Muskeltonus reduziert wird. Die vorübergehende Relaxation des unteren Ösophagussphinkters ist allerdings ein zugrundeliegender Pathomechanismus der Refluxkrankheit, sodass ein Einsatz von Echtem Galgant zur Behandlung dieser kontraproduktiv wäre. Währenddessen ist eine Relaxation der glatten Muskulatur des Magens zur Behandlung der funktionellen Dyspepsie erwünscht und somit ein potenzieller Einsatz von Echtem Galgant als Basis für ein Phytotherapeutikum denkbar. Da es sich bei der vorliegenden Arbeit um eine in-vitro-Studie im Meerschweinchenmodell handelt, bleibt eine Übertragbarkeit der Ergebnisse auf menschliches Gewebe zu prüfen.