Ein Beitrag zur Risikobewertung von Tetracyclin-Rückständen in Lebensmitteln
Zur Überprüfung der Empfindlichkeit der Darmflora des Menschen gegenüber verschiedenen Tetracyclinen, wurden repräsentative Keime (E. coli und Lactobazillen) gesammelt und mit drei unterschiedlichen Testverfahren untersucht. Außerdem wurde an E. coli-Isolaten die Fähigkeit von 4-Epi-Tetracyclin und Anhydrotetracyclin zur Resistenzinduktion untersucht. Es wurden 126 E. coli-Isolate aus menschlicher Darmflora in die Untersuchungen einbezogen und in zwei Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 (61 E. coli-Isolate) enthielt E. coli-Isolate, die aus Human-Stuhlproben mit Hinweisen auf Darmerkrankung und/oder Vorbehandlungen stammten und Gruppe 2 solche (65 E. coli-Isolate), die aus Routine-Stuhlproben gewonnen wurden. Bei den 8 untersuchten Lactobazillen-Stämmen handelte es sich um typische Vertreter der Darmflora, die von der DSMZ bezogen worden waren. Für alle 126 E. coli-Isolate und 8 definierten Lactobazillen-Stämme wurde mittels E-Test, Agardiffusionstest und Agardilutionsmethode die minimale Hemmkonzentrationen (MHK) von Tetracyclin, Oxytetracyclin, Doxycyclin und Chlortetracyclin ermittelt. Außerdem wurden fünf E. coli-Isolate mit subinhibitorischen, ansteigenden Konzentrationen von 4-Epi-Tetracyclin und Anhydrotetracyclin bebrütet. Vor und nach der Bebrütung wurden die MHK von Tetracyclin, Oxytetracyclin, Doxycyclin und Chlortetracyclin mittels Agardiffusionsmethode bestimmt. Außerdem konnten mittels HPLC festgestellt werden, wie sich die dotierten Wirkstoffe nach Bebrütung verhalten. Für die untersuchten Tetracycline konnten aufgrund der Verteilung der ermittelten MHK-Werte Tetracyclin und Oxytetracyclin, sowie Doxycyclin und Chlortetracyclin hinsichtlich ihrer mikrobiellen Wirksamkeit in je eine Gruppen eingeteilt werden. Für Doxycyclin und Chlortetracyclin wurden sowohl niedrigere MHK-Werte als auch seltener resistente E. coli-Isolate ermittelt. Unterschiede hinsichtlich der Vorberichtsgruppen wurden nicht gefunden. Aus 4-Epi-Tetracyclin bildete sich in mit E. coli beimpfter BHI-Bouillon dessen Muttersubstanz Tetracyclin. Diese Kombination war in der Lage, Resistenzen gegenüber Tetracyclin, Oxytetracyclin, Doxycyclin und Chlortetracyclin zu induzieren. Die Summe aus 4-Epi-Tetracyclin und Tetracyclin in der BHI-Bouillon verringerte sich nach Bebrütung mit E. coli um bis zu 80% der 4-Epi-Tetracyclin-Ausgangskonzentration. Bei der Bebrütung von Anhydrotetracyclin mit E. coli in BHI-Bouillon entstand Epi-Anhydrotetracyclin. Diese Kombination bewirkte ebenfalls eine starke Resistenzinduktion gegenüber Tetracyclin, Oxytetracyclin, Doxycyclin und Chlortetracyclin. Die Summe aus Anhydrotetracyclin und Epi-Anhydrotetracyclin in der bebrüteten BHI-Bouillon stellten nur 50% der Ausgangskonzentrationen dar. Schlußfolgerungen Unter dem Eindruck der vorliegenden Ergebnisse erscheint die Annahme einer einheitlichen antimikrobiellen Wirkung für alle Tetracyclin-Derivate nicht gerechtfertigt. Die vorliegenden Ergebnisse zur Resistenzinduktion legen nahe, ETC- und ATC-Rückstände in die Risikobewertung von Tetracyclinen aufzunehmen und bei der Festlegung der ADI-Werte zu berücksichtigen.
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