Umweltbedingte und genetische Einflüsse auf Merkmale der Leistungsprüfung beim Koppelgebrauchshund Border Collie
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das Datenmaterial aus den Leistungsprüfungen für Koppelgebrauchshunde im Hinblick auf genetisch- und umweltbedingte Variationsursachen zu untersuchen und daraus Schlußfolgerungen für die Zucht abzuleiten. Zur Verfügung standen die Ergebnisse der 48 in den Jahren 1994 bis einschließlich 1998 in Deutschland durchgeführten Leistungsprüfungen, auf denen 337 Koppelgebrauchshunde insgesamt 2745 Prüfungsläufe in drei Prüfungsklassen absolvierten. Die Aufgaben der Leistungsprüfung repräsentieren einen Ausschnitt der täglichen Hütearbeit und lassen sich in selbständige und kooperative Aufgaben einteilen, die in drei verschiedenen Prüfungsklassen mit grundsätzlich ähnlicher, im Schwierigkeitsgrad und im Ausmaß der erlaubten Hilfestellung unterschiedlicher Aufgabenstellung getestet werden. Ausgewertet wurden die Merkmale Outrun (Einhollauf), Lift (Aufnehmen der Schafe), Fetch (Bringen der Schafgruppe), Drive (Treiben), Shed (Trennen), Fangen eines Schafes und Pen (Einpferchen). Da im Mittel 28,2 % der Hunde aufgrund unerwünschter Verhaltensweisen nicht alle Prüfungsaufgaben vollständig absolvierten, wurde auch die Häufigkeit der Disqualifikationen, das freiwillige Abbrechen der Prüfungesläufe durch die Hundeführer sowie die wichtigsten Gründe für den Abbruch der Prüfung wie Beißen oder Verlieren von Schafen in die Auswertungen mit einbezogen. Die Pedigreeinformationen der Probanden von 147 Vätern und 201 Müttern umfaßten bis zu zwölf Generationen. Es nahmen 36 Tiere ohne Vorfahreninformationen teil und wurden daher nicht in die Varianzanalyse und die Schätzung genetischer Parameter einbezogen. Der Inzuchtkoeffizient der eingetragenen Tiere betrug durchschnittlich 2,8 %. Die Schätzung der Varianz-Kovarianzkomponenten mittels Restricted Maximum Likelihood- Methoden für die zufälligen Effekte des Hundeführers, des permanenten Umwelteinflusses auf den Hund und des additiv-genetischen Einflusses des Hundes wurde getrennt nach den drei Prüfungsklassen sowie über alle Prüfungsklassen durchgeführt. Als fixe Effekte gingen das Alter der Probanden zum Zeitpunkt der Prüfung, das Geschlecht, die Startnummer, die Nummer des Prüfungslaufes, die Veranstaltung und die Anzahl der Hunde pro Hundeführer innerhalb der Prüfungsklassen sowie der Inzuchtkoeffizient als lineare Kovariable in das Modell ein. Geschlecht und Startnummer erklärten keinen signifikanten Anteil der Streuung der analysierten Merkmale, während die Veranstaltung und die Prüfungsklasse i. d. R. von signifikanter Bedeutung waren. Die Heritabilitätsschätzwerte für die Leistungsmerkmale bewegten sich zwischen h2 £ 0,001 und h2 = 0,13 bei Standardfehlern (SE) zwischen SE £ 0,001 und SE = 0,08. In allen Prüfungsklassen waren Heritabilitätsschätzwerte für die unerwünschten Verhaltensmerkmale mit h2 £ 0,001 bis h2 = 0,06 gering. Die Wiederholbarkeiten der Leistungsmerkmale innerhalb Veranstaltung bewegten sich meist im Bereich von w = 0,1 bis w = 0,5; wird dagegen die Wiederholbarkeit über alle Veranstaltungen untersucht, liegen die Werte meist im Bereich von w = 0,1 bis w = 0,3. Die additiv-genetischen Korrelationen zwischen den Merkmalen Outrun, Lift und Fetch waren sehr hoch positiv mit Werten von rg = 0,67 bis zu rg = 0,99. Dagegen zeigten sich einerseits zwischen den Merkmalen Outrun, Lift und Fetch und den Merkmalen Drive, Shed und Pen andererseits häufig hoch negative additiv-genetische Korrelationen. Die phänotypischen Korrelationen zwischen den Leistungsmerkmalen variierten von rp = -0,03 bis rp = 0,31. Die unerwünschten Verhaltensmerkmalen zeigten zu den Leistungsmerkmalen Outrun und Lift additiv-genetische Korrelationen zwischen rg = - 0,75 und rg = -0,99. Die Merkmale Disqualifikation und freiwilliger Abbruch der Prüfung durch den Hundeführer waren additiv-genetisch hoch positiv korreliert. Die Schwierigkeit, Einflüsse des Hundeführers von additiv-genetischen Effekten des Tieres infolge einer ungenügend verknüpften Verwandtschaftsstruktur und einer geringen Größe der Nachkommengruppe zu trennen und Selektionseinflüsse werden als mögliche Ursachen für die niedrigen Heritabilitätsschätzwerte angesehen. Die züchterische Einflußnahme auf Merkmale der Leistungsprüfung ist bei den gefundenen Heritabilitätsschätzwerten und der vorliegenden Strukur der Nachkommen nur in begrenztem Umfang möglich.
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