Untersuchungen an Kälbern mit enzootischer Bronchopneumonie
Im Rahmen einer klinischen Wirksamkeitsstudie wurde an 81 Kälbern der Rasse DSB (18 weiblich, 63 männlich) die Möglichkeit der Erweiterung der klinischen Diagnostik durch die Anwendung der Impulsoszilloresistometrie (IOS) geprüft. Darüber hinaus sollten die Zusammenhänge zwischen klinischer Symptomatik, Ergebnissen von Blutgasanalysen des arteriellen Blutes und IOS-Parametern näher charakterisiert werden. Es wurden in vier Versuchsdurchgängen je zwanzig Kälber über einen Zeitraum von jeweils etwa drei Wochen untersucht. Am Tag der Einstellung waren die Tiere 19,5 + 0,8 Tage alt. Sie hatten ein mittleres Körpergewicht von 40,3 + 0,8 kg. Innerhalb eines Versuchsdurchgangs wurden die Kälber täglich zweimal klinisch untersucht; die klinische Symptomatik wurde mittels eines Scores quantifiziert. Im Abstand von drei Tagen wurden Blutgasanalysen und IOS-Messungen durchgeführt. Insgesamt wurden 462 IOS-Messungen in die Auswertung einbezogen. Mit Hilfe des respiratorischen Scores wurden die Kälber täglich folgenden Gruppen zugeordnet: klinisch lungengesunde Kälber, klinisch lungengesunde Kälber mit Fieber, lungenkranke Kälber ohne Dyspnoe, lungenkranke Kälber mit inspiratorischer Dyspnoe, lungenkranke Kälber mit exspiratorischer Dyspnoe und klinisch lungengesunde Kälber mit Erkrankungen anderer Organsysteme. Die Atemfrequenz und das Atemzugvolumen erwiesen sich als sensitive Parameter für die Diagnose einer Dyspnoe. Mit zunehmendem Schweregrad der respiratorischen Symptomatik veränderten sich diese beiden Parameter hochsignifikant. Die Atemminutenvolumina unterschieden sich nicht zwischen lungengesunden und lungenkranken Kälbern. Auch für die zentrale Resistance waren keine signifikanten Unterschiede nachweisbar. Die periphere Resistance war hingegen bei Tieren mit exspiratorischer Dyspnoe gegenüber lungengesunden Tieren erhöht. Die Resistance und die Reactance bei 5, 10, 15 und 20 Hz unterschieden sich trotz eines tendenziellen Anstiegs nicht signifikant zwischen lungengesunden und lungenkranken Tieren; die statistische Absicherung gelang nicht aufgrund erheblicher interindividueller Varianzen (Variationskoeffizienten von 24 – 35 %). Der respiratorischer Score korrelierte hochsignifikant mit der Reactance bei 5 und 10 Hz, nicht hingegen mit der Resistance. Verlaufsuntersuchungen an 14 Kälbern zeigten, daß die Reactance bei 5 Hz am besten geeignet war, um Änderungen der Atmungswiderstände im Zusammenhang mit einer Bronchopneumonie nachzuweisen. Die Negativierung dieses Wertes ist Hinweis auf eine Abnahme der Compliance in Verbindung mit einer peripheren Obstruktion. Sauerstoffpartialdruck (pO2), alveolo-arterielle Sauerstoffdifferenz (A-aDO2) und Sauerstoffsättigung (Sat-O2) im arteriellen Blut unterschieden sich zwischen lungengesunden Kälbern (pO2 94 + 4 mm Hg, A-aDO2 13 + 7 mm Hg, Sat-O2 96 + 1 %), lungenkranken Tieren mit inspiratorischer Dyspnoe (pO2 84 + 7 mm Hg, A-aDO2 24 + 8 mm Hg, Sat-O2 94 + 4 %) und lungenkranken Tieren mit exspiratorischer Dyspnoe (pO2 73 mm + 17 mm Hg, A-aDO2 36 + 12 mm Hg, Sat-O2 89 + 11 %); Unterschiede im Partialdruck des Kohlendixoxids und pH waren nicht signifikant. Die Reactance bei 5 und 10 Hz korrelierte signifikant mit pO2 (r = 0,38), A-aDO2 (R = - 0,38) und Sat-O2 (r = 0,31); Korrelationen zwischen Parametern der Blutgasanalyse und der Resistance waren nicht nachweisbar. Es läßt sich schlußfolgern, daß Verlaufsuntersuchungen mittels IOS bei Kälbern mit Atemwegserkrankungen wesentliche Informationen über Änderungen von Atmungswiderständen liefern können; einmalige Untersuchungen sind aufgrund erheblicher interindividueller Varianzen der Lungenfunktionsparameter nicht sinnvoll.
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