Per- und antioxidativer Stoffwechsel von Broilern nach Fütterung mit Coenzym Q im Hinblick auf das Aszites-Syndrom
Das Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung der Auswirkungen einer CoQ10-Supplementierung auf klinische und biochemische Parameter sowie die Evaluierung des prophylaktischen Nutzens einer CoQ10-Fütterung beim Aszites-Syndrom (AS) des Broilers. In einem Fütterungsversuch wurden 200 Broiler in 2 Gruppen unterteilt. Eine Gruppe erhielt ab der 2. Lebenswoche mit 60 ppm CoQ10 supplementiertes Futter, während die andere Gruppe die gleiche Diät ohne Zusatz von CoQ10 erhielt (Kontrolle). In der 3. Lebenswoche wurde die Stalltemperatur auf 15 °C abgesenkt, um die Stoffwechselrate der Tiere zu erhöhen und dadurch Erkrankungen am Aszites-Syndrom zu provozieren. Vor und nach der Temperaturabsenkung wurde eine Bestimmung des Hämatokrits (HTK) durchgeführt. Erkrankte Tiere wurden zusammen mit je einem gesunden Kontrolltier aus beiden Fütterungsgruppen zur Probennahme aus der Gruppe entfernt. Am 31. Lebenstag wurde der Versuch beendet und von verbliebenen Tieren repräsentative Stichproben entnommen. Folgende klinische Parameter wurden bestimmt: Mortalität, Morbidität, Aszites-Inzidenz, Gewichtszunahmen und Futterverwertung während des Versuchszeitraums, HTK vor und nach der Temperaturabsenkung, HTK und Arterial Pressure Index (API) zum Zeitpunkt der Probennahme. Die biochemischen Untersuchungen umfaßten die Bestimmung der Konzentration von CoQ10 im Plasma und in der Herzmuskulatur, die Ermittlung der Antioxidativen Kapazität (AKap) des Plasmas durch photometrische Messung (AKap‑P) sowie mittels eines Chemilumineszenzverfahrens (AKap‑C) und die Bestimmung der Harnsäurekonzentration und der Thiobarbitursäure-reaktiven-Substanzen (TBARS) im Plasma. Zur Messung von CoQ10 im Plasma bzw. in der Herzmuskulatur wurden valide und reproduzierbare HPLC-Methoden etabliert, die eine getrennte Bestimmung von reduziertem und oxidierten CoQ10 im Probenmaterial mittels elektrochemischer bzw. UV-Detektion ermöglichen und durch eine schnelle Probenaufbereitung die Veränderungen im Redoxstatus der Proben minimieren. Die Methodik der fluorimetrischen Messung der TBARS in Homogenaten wurde für die Bestimmung von TBARS im Plasma modifiziert. Die Untersuchungen ergaben die folgenden Resultate: 1. Die CoQ10-Supplementierung zeigte keinen Einfluß auf die Leistungsparameter der Broiler, auf den HTK sowie Mortalität und Morbidität. Die einwöchige Temperaturabsenkung führte zu einer verminderten Futterverwertung und zu einer Erhöhung des HTK. Die aszitischen Tiere wiesen einen signifikant erhöhten API auf. 2. Der mittlere Plasmaspiegel von CoQ10 war bei gesunden Broilern aus der supplementierten Gruppe am Versuchsende ca. 60 % höher als bei Tieren aus der Kontrollgruppe, während die Konzentration in der Herzmuskulatur keine Unterschiede zwischen den Fütterungsgruppen aufwies. Die aszitischen Tiere aus der nicht supplementierten Gruppe hatten signifikant niedrigere CoQ10-Plasmaspiegel als die gesunden Tiere der gleichen Gruppe, während in der supplementierten Gruppe kein signifikanter Unterschied bestand. Gleiche Tendenzen waren in der Herzmuskulatur erkennbar. Dies deutet darauf hin, daß die Supplementierung mit CoQ10 dem Absinken der CoQ10-Konzentration entgegenwirkt. 3. Die gesunden Tiere am Versuchsende zeigten die höchste AKap‑P (fettlösliche Antioxidantien), während die aszitischen Tiere die höchste AKap‑C (wasserlösliche Antioxidantien) aufwiesen, was durch höhere Harnsäurespiegel bedingt war. Dagegen war die mittlere Plasmakonzentration an TBARS bei den jüngeren, während des Versuchs entnommenen Kontrolltieren am höchsten. Dies zeigt, daß sowohl fett- als auch wasserlösliche Antioxidantien die Lipidperoxidation vermindern und beide Substanzgruppen die Menge der meßbaren TBARS beeinflussen. 4. Während des Versuchs sind 9 Tiere am AS erkrankt. Die Aszites-Inzidenz unterschied sich nicht signifikant zwischen den beiden Fütterungsgruppen. Ob eine Supplementierung von Broilerfutter mit CoQ, wie sie von NAKAMURA et al. (1996) beschrieben wurde, zur Aszites-Prophylaxe geeignet ist, läßt sich aufgrund der niedrigen Aszites-Inzidenz während des Versuchszeitraums nicht sagen. Nur die antioxidative und die bioenergetische Funktion von CoQ ist bislang näher untersucht und es bedarf weiterer Studien, um die komplexe Wirkungsweise dieser Substanz zu verstehen und ihren medizinischen Nutzen zu evaluieren.
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