Untersuchungen zum Thiamin- und Thiaminderivatgehalt im Pansensaft des Rindes nach Verfütterung von mit Mucor racemosus Fresenius verpilztem Heu (in vitro)
Ziel des Versuchs mit dem Langzeitinkubationssystem RUSITEC war, die Wirkung von Mucor racemosus Fresenius auf die ruminale in-vitro-Fermentation, insbesondere den Thiaminstoffwechsel zu untersuchen. Es wurden sechs Versuchsläufe mit einer Dauer von jeweils 25 Tagen durchgeführt. Jeder Versuchslauf bestand aus einer Vorlaufphase (10 Tage), einer zweigeteilten Hauptphase (je 5 Tage) und einer Nachlaufphase (5 Tage). Während der Vor- und Nachlaufphase wurden alle Fermenter mit unbehandeltem Heu einwandfreier Qualität beladen. In Hauptphase I wurden die Mucorfermenter (MF) mit unbehandeltem und nach Autoklavierung mit Mucor verpilztem Heu, die Kontrollfermenter (KF) mit unbehandeltem und autoklaviertem Heu beladen. In Hauptphase II wurde zusätzlich 0,3 mg Thiamin je Fermenter und Tag hinzugefügt. Zur Kontrolle der Fermentation wurden die Parameter pH-Wert, Ammoniakgehalt, Gasproduktion und -zusammensetzung, Cellulaseaktivität, Proteinkonzentration in der Bakterienfraktion, flüchtige Fettsäuren sowie Thiamin- und Thiaminderivate bestimmt. Ammoniakgehalt, Gasproduktion, Kohlendioxidproduktion, i-Buttersäure, i-Valeriansäure, Hexansäure, Thiamin- und Thiaminderivate in der Bakterienfraktion wurden weder durch Mucor- noch durch Mucor plus Thiamin-Inkubation beeinflußt. Die unter Einwirkung von Mucor sowie Mucor-Thiamin aufgetretenen Veränderungen sind den nachfolgenden Tabellen (Tab. 6.1 u. Tab. 6.2) zu entnehmen. Tab. 6.1: Veränderungen ruminaler Fermentationsparameter (maximaler %ualer Unterschied zur Kontrolle) unter Mucor (Hauptphase I) und Mucor-Thiamin Einfluß (Hauptphase II) ; Tab. 6.2: Veränderungen der in verschiedenen Pansenflüssigkeitsfraktionen bestimmten Gesamtthiamin-, Thiamin-, TMP- und TDP-Gehalte (maximaler %ualer Unterschied zur Kontrolle) unter Mucor (Hauptphase I) und Mucor-Thiamin Einfluß (Hauptphase II) Die Mucor-Inkubation verursachte einen Rückgang der Bakterienpopulation (Abnahme der bakteriellen Proteinkonzentration). Während stärke- und vermutlich auch celluloseabbauende Bakterien gehemmt wurden (Rückgang der Propion- u. Essigsäureproduktion), nahm die Aktivität methanogener Bakterien zu (Anstieg der Methanproduktion). Trotz der rückläufigen Bakterienzahl blieb die Thiamin- und Thiaminderivatkonzentration in der Bakterienfraktion unverändert, was auf eine erhöhte Stoffwechselaktivität der verbliebenen Bakterien hinweist. Auch der Celluloseabbau (unveränderte Cellulaseaktivität u. Kohlendioxidproduktion) wurde nicht beeinträchtigt, obwohl die Mucor-Inkubation zu einem Rückgang der Bakterienpopulation geführt hatte. Dieses deutet auf eine Förderung anderer cellulolytischer Pansenmikroorganismen (Protozoen u. vor allem Pansenpilze) hin. Die Thiaminzulagen wirkten dem Mucoreinfluß entgegen (Erholung der Bakterienpopulation, Anstieg der Essig- und Propionsäureproduktion). Eine thiaminolytische Wirkung von Mucor konnte nicht festgestellt werden (unveränderte Thiamin- und Thiaminderivatgehalte im Überstand, in der Fermenterflüssigkeit, in der Pflanzen- u. Protozoenfraktion sowie in der Bakterienfraktion). Die Wirkung der Mucor-Inkubation auf die Pansenmikroorganismen und damit auf die Fermentationsvorgänge und den Thiaminstoffwechsel waren nicht ausreichend, um eine ursächliche Erklärung für die CCN zu liefern.
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Wulff, Christiane: Untersuchungen zum Thiamin- und Thiaminderivatgehalt im Pansensaft des Rindes nach Verfütterung von mit Mucor racemosus Fresenius verpilztem Heu (in vitro). Hannover 2001. Tierärztliche Hochschule.
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