Untersuchungen zu Ursachen, Lokalisation, Therapie und Prognose von Bissverletzungen beim Hund
Im Verlauf dieser Studie wurden Daten von 92 gebissenen Hunden (Opfer) und den 92 die Bissverletzungen verursachenden Hunden (Tätern) gesammelt und ausgewertet. Unter den Opfern waren die Rassen Mischling, Rauhaar Teckel, Jack Russel Terrier, West Highland White Terrier sowie Yorkshire Terrier besonders häufig vertreten. Als Täter dominierten folgende Rassen: Mischling, Schäferhund, Sibirian Husky, Pitbull Terrier, Pitbull Mischling und Staffordshire Terrier. Insgesamt waren auf Täterseite besonders große Rassen beteiligt, während das typische Opferprofil sich durch kleine Rassen auszeichnete. Die Geschlechterverteilung zeigte auf beiden Seiten eine klare Dominanz der nicht kastrierten Rüden, gefolgt von nicht kastrierten Hündinnen. Sowohl kastrierte männliche als auch kastrierte weibliche Tiere wurden deutlich seltener auffällig, was darauf schließen lassen könnte, dass eine Kastration ein möglicher Weg zu sein scheint, das Aggressionspotential von Hunden zu reduzieren. Das Durchschnittsalter der Opfer lag bei 5,5 Jahren, das der Täter bei 4,2 Jahren, in beiden Gruppen waren mehr als die Hälfte der Hunde ≤ 4 Jahre alt. Die meisten Zwischenfälle ereigneten sich in Grünanlagen (40,2%) sowie auf öffentlichen Wegen und Straßen (40,2%). Hierbei waren signifikant mehr Täter nicht angeleint als Opfer, 17,4% der Täter sogar herrenlos unterwegs. Verantwortungsvolle Besitzer mit Tieren, die ein erhöhtes Aggressionspotential aufweisen, hätten dem zufolge durch Leinennutzung einige der Zwischenfälle verhindern können. In mehr als 60 % der Auseinandersetzungen kannten sich die Tiere nicht und es kam zu einem spontanen Angriff. 12 % der Besitzer gaben an, dass zuvor schon eine Rivalität zwischen Opfer und Täter bestanden hat. Auch diese Zwischenfälle hätten bei vermehrter Kontrolle der Tiere minimiert werden können. Auffällig erscheint, dass mehr als 80 % der Täter keine Verletzungen bei den Auseinandersetzungen davongetragen haben und nur Einzellfälle gravierendere Verletzungen erlitten als ihre Opfer. Nahezu alle der gebissenen Hunde dieser Untersuchung waren den Kontakt zu anderen Hunden gewohnt. Etwa ein Drittel von ihnen wurde vor diesem Zwischenfall bereits einmal oder sogar mehrfach gebissen (Wiederholungsopfer). Lediglich 12 % der Opfer hatten bereits selbst einmal einen anderen Hund gebissen. Hiervon waren signifikant mehr Hunde aus der Gruppe der Wiederholungsopfer. Bei 46 % der Opfer kam es nach der Auseinandersetzung zu Wesensveränderungen. 37 % der Hunde wurden ängstlicher, 9 % der Tiere aggressiv gegenüber anderen Hunden. Besitzer dieser Hunde sollten somit sensibler auf das Verhalten ihres Tieres im Umgang mit anderen achten, um ggf. vorzeitig einschreiten zu können. Bei ca. 20 % der Zwischenfälle kam es auch zu Personenschäden, etwa doppelt so viele Opfer- wie Täterbesitzer wurden verletzt. Eine richtige Einschätzung und Prognose von Bisswunden ist, gerade auch in Hinblick auf die zu erwartenden Behandlungskosten, schwierig, da die äußerlich sichtbaren Verletzungen oft nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Häufigste Lokalisationen der Wunden waren in der eigenen Untersuchung die Kopf- und Halsregion, gefolgt von den Extremitäten sowie Abdomen- und Thoraxverletzungen. Die zwei letztgenannten Verletzungsbilder traten signifikant häufiger bei kleinen Rassen auf. Mehr als 90 % der Bissverletzungen wurden binnen der ersten acht Stunden tierärztlich versorgt, keine der Wunden war älter als zwei Wochen. Ein ausgiebiges Debridement und eine Lavage der Wunden sowie die Verwendung von Drainagen scheinen einen positiven Einfluss auf die Wundheilung auszuüben. Die Gesamtkomplikationsrate lag bei 28,3 %, eine Exsudation und eine Infektion trat dabei als häufigste Wundheilungsstörungen auf. Insgesamt verheilten ca. 80 % der Bissverletzungen vollständig, bei etwa 17 % verblieben geringe kosmetische oder funktionelle Defizite wie beispielsweise haarlose Stellen oder Narben. Die Mortalität lag in dieser Studie bei 3,3 %, wobei es sich in allen Fällen um polytraumatisierte Hunde kleiner Rassen handelte. Aus den mikrobiologisch untersuchten Tupferproben ließen sich 300 Bakterienstämme aus 29 verschiedenen Gattungen isolieren. Hierbei dominierten bei den aeroben Keimen Staphylococcus species, Streptococcus species, Pasteurella species und Bacillus species sowie bei den obligat anaeroben Gattungen Bacteroides species und Prevotella species. In neun Fällen konnten keine Keime nachgewiesen werden. Sowohl bei den aeroben, als auch bei den obligaten anaeroben Keimgattungen überwiegen die gramnegativen Keime deutlich. Bei Betrachtung der aeroben Keimarten ist der Großteil der isolierten Keime jedoch grampositiv. Viele der isolierten Keime zählen zur physiologischen Haut- oder Mundhöhlenflora von Hunden. Eine Antibiotikatherapie im Zusammnenhang mit Bisswunden scheint ratsam, kein Antibiotikum ist jedoch in der Lage, alle in Frage kommenden Keime abzutöten. In dieser Untersuchung konnte die Amoxicillintherapie ein sehr breites Wirkungsfeld in Hinblick auf die isolierten Keimarten vorweisen. Diese wurde nach Vorliegen der Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchung ergänzt oder umgestellt. Eine mikrobiologische Untersuchung sollte im Zusammenhang mit dem Management von Bisswunden in jedem Fall erfolgen, hierbei sollte unbedingt auch auf Anaerobier untersucht werden.
During this study data from 92 bitten dogs (victims) and 92 dogs that caused the bite injury (offender) were collected and analysed. In the group of the victims the breeds Mixed, Wirehaired Dachshund, Jack Russel Terrier, West Highland White Terrier and Yorkshire Terrier could be found very often. On the offenders side the breeds Mixed, German Shephard, Sibirian Husky, Pitbull Terrier, Pitbull Mixed and Staffordshire Terrier dominated. The typical offender in this study was a large breed dog and the victims were most likely small dogs. A closer look at the sex of the dogs in both groups showed a clear dominance of not castrated males followed by not castrated females. Also castrated males as well as castrated females were involved in bite injury more seldom, which could lead to the conclusion that castration is one way to reduce aggression in dogs. The average age of the victims was 5.5 years, of the offenders 4.2 years. In both groups more than half of the dogs was ≤ 4 years old. Most of the bite attacks happened in public parks (40.2%) and on the streets (40.2%). Significantly more offenders than victims were running around without a leash, 17.4 % of the offenders were not accompanied by their owner. Responsible owners of potentially aggressive dogs could therefore reduce the number of incidents just by using a leash. In more than 60 % of the cases the animals did not know each other before the incident and the attack happened spontaneously. 12 % of the owners said that there had been rivalry between offender and victim before. The number of these attacks could have been minimized if the dogs had been controlled properly. Strikingly, more than 80 % of the offenders did not suffer any injury during the attack, just a few offenders had more severe injuries than the victims. Nearly all of the dogs in this study were used to having contact to other dogs. One third of the victims had been bitten before at least once (repeated victims). Just 12 % of the victims had themselves bitten another dog before. Significantly more of those victims that became offenders thermself had been bitten more than once before. 46 % of the victims showed a change of character after the incident. 37 % became timid, 9 % aggressive against other dogs. Owner of such dogs should pay special attention to their animals when having contact to other dogs. In about 20 % of the incidents people suffered injuries as well, owners of victims were injured twice as often as owners of offenders. The prognosis and costs for treating bite injuries is hard to estimate because the visible injuries are just the “tip of the iceberg”. In this study head and neck injuries were the most common, followed by the extremities and abdominal and thoracic injuries. The last two types of injuries were seen significantly more often in small breed dogs. More than 90 % of the bite injuries had been treated by veterinaries during the first eight hours after injury, non of the wounds was older than two weeks. Surgical debridement, lavage and the use of drains seemed to have positive effects on wound healing. The total complication rate was 28.3 %, exsudation and infection have been seen most often as complications. All in all about 80 % of the bite injuries healed completely, 17 % had slight cosmetic or functional problems such as hairless spots or scars. The mortality in this study was 3.3 %, all of them where small breed dogs with polytrauma. The microbiological examination isolated 300 different bacterial species from 29 families. The dominating aerobic bacterial species were Staphylococcus species, Streptococcus species, Pasteurella species and Bacillus species. Often isolated obligate anaerobic species were Bacteroides species and Prevotella species. In nine cases there was no bacterial growth. In both aerobic and anaerobic bacterial families the gram-negative bacteria were most common. However, in the aerobic bacterial families most of the isolated species were gram-positive. Many of the isolated bacteria can be found in the physiological flora of the skin and in the oral cavity of the dogs. The use of antibiotics in bite wounds seems to be advisable, but no antibiotic can kill all different species of bacteria that might be involved. In this study Amoxicillin showed a good broad-spectrum affectivity against most of the isolated bacteria. In addition to the results from the microbiological examination other antibiotics were added ore the whole therapy was changed. In connection with dog bite wounds a microbiological examination should always be carried out, including examination for anaerobic bacteria.
Preview
Cite
Access Statistic

Rights
Use and reproduction:
All rights reserved