Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)TiHo eLib

Klinische Studie über neurologische Ausfallserscheinungen von Wiederkäuern und Katzen zur besseren Erfassung von transmissiblen spongiformen Enzephalopathien

Bei den Haussäugetieren gelten Rinder, Schafe, Ziegen und Katzen als empfänglich für die transmissiblen spongiformen Enzephalopathien (TSE). Die Infektions- und Molekularbiologie dieser Erkrankungen bei diesen Tierarten ist Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte. Die klinische Symptomatik der transmissiblen spongiformen Enzephalopathien und deren Differentialdiagnosen werden nur in wenigen Arbeiten aufgegriffen. Durch die klinische, systematisch vorgehende Neurologie können Erkrankungen, die mit neurologischen Ausfallserscheinungen einhergehen, erfasst und beschrieben werden. Bisher fehlen grundlegende klinisch orientierte Übersichtsarbeiten, die die transmissiblen spongiformen Enzephalopathien und deren Differentialdiagnosen bei den empfänglichen Tierarten darlegen. In der vorliegenden Studie werden die Patienten mit neurologischer Symptomatik der Klinik für Rinder (n = 96 Rinder), der Klinik für kleine Klauentiere (n = 86 Schafe und Ziegen) und der Klinik für kleine Haustiere (n = 176 Katzen) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover berücksichtigt, um neurologische Erkrankungen bei diesen Spezies gezielter zu erfassen und als Differentialdiagnosen zu einer TSE aufzuarbeiten. Im Anschluss an eine der Tierart angepassten neurologischen Untersuchung wird anhand der im Einzelfall zu berücksichtigenden Differentialdiagnosen ein diagnostischer Plan zur Abklärung der vorliegenden Erkrankung aufgestellt. Mittels weiterführender Diagnostik, wie labordiagnostische Untersuchung von Blut und Harn, Zellzahlbestimmung im Liquor cerebrospinalis und bildgebende Verfahren (Röntgen, CT, MRT), werden Befunde für die klinische Diagnose gesammelt. Die in dem Patientenpool vorkommenden Erkrankungen mit neurologischer Symptomatik werden bei den untersuchten Tierarten hinsichtlich ihrer Häufigkeit und ihrer Verteilung in Krankheitskategorien dargestellt. Bei Tieren, die auch pathologisch untersucht werden (n = 92), findet ein Vergleich der klinischen erhobenen Aussagen „neuroanatomische Lokalisation“ und „klinische Diagnose“ mit den Resultaten der Pathologie zur Validierung der klinischen Diagnostik statt. Die weiterführende Diagnostik in Form der bildgebenden Verfahren (n= 33) und der Untersuchung des Liquor cerebrospinalis (n = 113) werden ebenfalls im Hinblick auf ihre Aussagekraft bewertet. Die Anwendbarkeit des neurologischen Untersuchungsgangs zur Erfassung von transmissiblen spongiformen Enzephalopathien wird erprobt und bewertet (n = 94). Durch den Einsatz einer systematischen neurologischen Untersuchung können die Erkrankungen bei den TSE empfänglichen Spezies, die mit neurologischen Ausfallserscheinungen einhergehen, klinisch umfassend beschrieben werden. Es wird eine Erfassung des neurologischen Status des betreffenden Patienten möglich, die über die bisherige Beschreibung von Einzelsymptomen hinausgeht und eine gute Übereinstimmung zu den Befunden der pathologischen Untersuchung aufweist (neuroanatomische Lokalisation: Katzen: 92%, kleine Wiederkäuer: 90%, Rinder: 86%; klinische Diagnose: Katzen: 100%, kleine Wiederkäuer: 80%, Rinder: 78%). Bei Wiederkäuern zählten in dieser Studie die entzündlich-infektiösen (Rinder: 23%, kleine Wiederkäuer: 34%) und metabolisch-toxischen Erkrankungen (Rinder: 33%, kleine Wiederkäuer: 53%) zu den häufigsten Ursachen neurologischer Symptome. Bei den Rindern wurde noch eine weitere große Krankheitsgruppe, die der traumatisch bedingen Erkrankungen (36%), in dieser Studie beschrieben. Bei den Katzen konnten Krankheiten aller Kategorien diagnostiziert werden. Zur weiterführenden Untersuchung von neurologischen Erkrankungen und deren Klassifizierung sind die Zellzahlbestimmung im Liquor cerebrospinalis und die bildgebenden Verfahren (Sensitivität: 86,6%, Spezifität: 100%) von großem Nutzen. Eindeutige Unterscheidungen zwischen der metabolisch-toxischen und der entzündlich-infektiösen Krankheitskategorie sind im Einzellfall nicht anhand der Zellzahl im Liquor cerebrospinalis vorzunehmen. Die Befunde der labordiagnostischen Untersuchung des Blutes und des Harns müssen hierzu mit berücksichtigt werden. Durch die hier angewandten klinischen, bildgebenden und pathologischen Untersuchungen konnte bei allen vorliegenden Fällen entweder eine Diagnose gestellt werden oder in ätiologisch unklaren Fällen eine TSE ausgeschlossen bzw. diagnostiziert werden. Zu den wichtigsten Differentialdiagnosen der TSE gehören nach dieser Studie metabolisch-toxische Erkrankungen, die auch mittels eines großen Aufwandes nur schwer ätiologisch aufgeklärt werden können.

Among domestic animals, cattle, sheep, goats and cats are considered to be susceptible to transmissible spongiforme encephalopathy (TSE). The infectious and molecular biology of these diseases in these species is the subject of numerous research projects. Clinical signs of the transmissible spongiforme encephalopathies and their differential diagnoses are rarely described. Diseases associated with neurological deficits can be assessed and described by clinical and systematic neurology. Today there is still a lack of basic, clinically oriented studies dealing with TSE and their differential diagnoses in susceptible species. In the present study patients with neurological signs from the Clinic for Cattle (n = 96 bovine), the Clinic for Swine and Small Ruminants (n = 86 sheep and goats) and the Small Animal Clinic (n = 176 cats) of the School of Veterinary Medicine Hannover were included to achieve a more detailed description of neurological diseases in these species and to consider these as differential diagnoses to TSE. Following a neurologic examination adapted to the respective species, a diagnostic plan is made in consideration of the individual differential diagnoses. Findings of additional diagnostic methods such as laboratory examination of blood and urine, cell count in the cerebrospinal fluid (CSF) as well as imaging methods (radiography, CT, MRI) are gathered to reach a definite diagnosis. The diseases in the patient pool in this study were categorized for the examined species regarding their incidence and distribution in disease categories. Findings of animals undergoing necropsies (n = 92) were compared with the clinical neuroanatomical localization and the clinical diagnosis to validate the clinical diagnostics. Additional diagnostics such as CSF analysis (n = 113) and imaging methods (n = 33) were also examined for their validity. The practicability of the neurological examination to recognize TSE was tested and evaluated (n = 94). A systematic neurologic examination is useful to clinically define diseases associated with neurologic signs in TSE-susceptible species. It is possible to analyse the neurologic status of the individual patient, going far beyond the description of individual symptoms and also showing good correlation to pathologic findings. (neuroanatomical localization: Cats: 92%, small ruminants: 90%, bovine: 86%; clinical diagnosis Cats: 100%, small ruminants: 80%, bovine: 78%;) The most common causes of neurologic symptoms in ruminants in the present study were inflammatory-infectious (bovine: 23%, small ruminants: 34%) and metabolic-toxic (bovine: 33%, small ruminants: 53%) diseases. In this study, a third category, traumatic disease (36%), was described in bovines. All categories were found in cats. The cell count in the CSF and imaging methods (Sensivity: 86.6%, Specivity: 100%) are valuable tools for further diagnostic work-up of neurologic diseases and their classification. However, in some cases metabolic-toxic and inflammatory-infectious diseases cannot be differentiated by CSF analysis alone. Laboratory diagnostic findings of blood and urine must be considered in addition. The clinical, radiological and pathologic examinations applied in this study lead to a diagnosis or, in case of etiologically unclear cases, to exclusion or diagnosis of TSE in all cases. The most important differential diagnoses to TSE according to the results of the present study are metabolic-toxic diseases which are difficult to clarify etiologically, even using highly sophisticated methods.

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