Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)TiHo eLib

Gesundheit und Leistung von Sauen nach unterschiedlicher Fütterung in der Trächtigkeit (übliches Alleinfutter restriktiv im Vergleich zu trockenschnitzelreichem Mischfutter ad libitum)

Ziel der vorliegenden Feldstudie in zwei größeren Sauenbeständen waren Aussagen zu möglichen Auswirkungen zweier unterschiedlicher Fütterungskonzepte für tragende Sauen. Hierzu wurden die tragenden Sauen zwischen dem 35. und 108. Trächtigkeitstag (n = 569) entweder restriktiv mit einem üblichen Alleinfutter (~12-13 MJ ME, 5 % Rohfaser) bzw. ad libitum mit einem trockenschnitzelreichen Mischfutter (~ 9 MJ ME, 13 % Rohfaser) gefüttert. Dabei erfolgte die Haltung der restriktiv gefütterten Sauen in Kastenständen (Kontrollgruppe; n = 261), während die ad libitum versorgten Tiere (Versuchsgruppe; n = 308) in Gruppen gehalten wurden. Unter diesen Bedingungen waren zum Einen die aufgenommene Futtermenge sowie die damit verbundene Energie- und Nährstoffversorgung von Interesse. Zum Anderen sollten mögliche Effekte auf die Gesundheit und Leistung der in der Trächtigkeit unterschiedlich versorgten Sauen geprüft werden. Hierzu wurden die Tiere über die jeweiligen Reproduktionszyklen (Trächtigkeit, Geburt, Puerperium, Säugezeit) hinsichtlich verschiedener Parameter (Entwicklung von Körpermasse [KM] und Rückenspeckdicke [RSD]; klinisch erkennbare Erkrankungen; Reproduktionsleistung) verfolgt und untersucht. Die Datenerhebung erstreckte sich dabei über den Zeitraum von Mai 2003 bis April 2004. Für die Untersuchung der Futtermittel kamen nur etablierte Analysenverfahren (Weender Analyse; übliche Mineralstoffbestimmung) zur Anwendung. Entnommene Kotproben wurden auf ihren TS-Gehalt (24 h Trocknung bei 107°C) und auf ihre Konsistenz (mittels eines Penetrometers: Eindringtiefe eines Kegels in die Probe) geprüft; bei Harnproben wurde der pH-Wert ermittelt. Die Messung der RSD erfolgte nach dem empfohlenen Vorgehen für Eigenleistungsprüfungen von Zuchttieren (Ultraschall- Gerät Lean Meater, Fa. Renco, Stufe 3).   Folgende Ergebnisse konnten ermittelt werden:   1.      Die Futteraufnahme von Sauen in der Trächtigkeit (35. bis 108. Tag p.c.) betrug bei ad libitum - Angebot des Sattfutters im Durchschnitt 4 kg je Tier und Tag. Bei restriktiver Fütterung des konventionellen Alleinfutters wurden durchschnittlich 2,9 (Betrieb I) bzw. 2,4 kg (Betrieb II) angeboten und auch aufgenommen. Die TS-Aufnahmekapazität tragender Sauen (2% der KM) wurde nicht ausgeschöpft (TS-Aufnahme: ~ 1,49 %). 2.      Bedingt durch die hohe Futteraufnahme bei ad libitum - Angebot kam es besonders bei den niedertragenden Sauen (35.-80. Trächtigkeitstag), aber auch später (81.-108. Tag) zu einer bedarfsüberschreitenden Energieversorgung (38 MJ ME/ Tag im Vergleich zum Bedarf von 33 MJ ME/Tier/Tag), während die Energieversorgung der restriktiv versorgten Sauen nur knapp den Versorgungsempfehlungen entsprach.   3.      Die im Vergleich zur restriktiven Fütterung höhere Futteraufnahme bei ad libitum – Angebot des trockenschnitzelreichen Mischfutters führte bei etwa gleichen Kosten der beiden Mischfutter von 14 Euro/100 kg zu einem Mehraufwand von etwa 36 Euro je Sau und Jahr. Dem stehen jedoch deutlich reduzierte baumaßliche Investitionskosten gegenüber.   4.      In beiden Betrieben waren die Körpermassenzunahmen (Betr. I: 53 ±18 kg, Betr. II: 54 ±21 kg) während der Trächtigkeit (35 – 108. Tag p.c.) als auch die KM -Abnahmen (Betr. I: 43 ±14 kg, Betr. II: 32 ±15 kg) während der Laktation (Tag 108 p.c. bis Tag 21 p.p.) bei Sauen mit ad libitum-Fütterung höher als bei den restriktiv gefütterten Tieren (Zunahmen: Betr. I: 42 ±15 kg, Betr. II: 42 ±19 kg; Abnahmen: Betr. I: 33 ±16 kg, Betr. II: 21 ±20 kg). Dabei ließen sich diese vermehrten Zu- und Abnahmen der Körpermassen der ad libitum gefütterten Sauen in erster Linie auf eine stärkere Füllung des Magen-Darm-Kanals zurückführen (durchschnittlich 12 kg).   5.      Am 108. Tag p.c., d.h. beim Umstallen in die Abferkelbuchten war in der Versuchsgruppe die Streuung der Körpermasse (ausgedrückt als Variationskoeffizient) leicht niedriger (Betr. I: 10,8 %; Betr. II: 12,9 %) als zu Beginn der unterschiedlichen Fütterung am 35. Trächtigkeitstag.   6.      Im Verlauf eines Reproduktionszyklus (35. Tag p.c. bis 21. Tag p.p.) nahm die RSD der ad libitum gefütterten Sauen deutlich zu (Tag 35 p.c.: Betr. I: 17,8  ± 2,6 mm, Betr. II: 17,3 ± 3,2 mm; Tag 21 p.p.: Betr. I: 19,3 ± 4,6 mm, Betr. II: 19,2 ± 4,4 mm), während die restriktiv versorgten Sauen ihre RSD eher abbauten. In beiden Betrieben war der Anteil von Sauen mit sehr niedriger, „kritischer“ RSD (< 16 mm) zum Ende der Trächtigkeit (108. Tag p.c.) bei den zuvor restriktiv gefütterten Tieren (Betr. I: 12,8 %, Betr. II: 24,4 %) deutlich höher als bei den ad libitum gefütterten Sauen (Betr. I: 3,4 %, Betr. II: 9,0 %).   7.      Das trockenschnitzelreiche Mischfutter hatte günstige Effekte auf die Kotbeschaffenheit der Sauen (Kontrolle: 32 % TS; Versuchsgruppe: 26 % TS), andererseits - weniger erwünscht – aber höhere pH-Werte in Harn zur Folge (pH 7,5 ± 0,5; Kontrollgruppe: pH 7,1 ± 0,2).   8.      Bei den Leistungen der Sauen in Bezug auf die Ferkel (Anteil lebend bzw. tot geborener Ferkel, Wurfmassen, Verluste) waren die betriebsspezifischen Einflüsse größer als die der Fütterung in der Trächtigkeit. Eine erhöhte Anzahl von Erdrückungsverlusten bei den Würfen der Versuchsgruppe wurde nicht festgestellt.   9.      Insgesamt konnte kein gerichteter Einfluss des Fütterungskonzeptes auf die Gesundheit oder das Auftreten von Gesundheitsstörungen der Sauen während der Gravidität, bei der Geburt (notwendige geburtshilfliche Maßnahmen, Anteil tot geborener Ferkel) und weiterhin bis zum Absetzen der Ferkel (Verlauf des Puerperiums und der Säugezeit) festgestellt werden. Allenfalls waren betriebsspezifisch bedingte Unterschiede zu erkennen. In Betrieb II waren bei Sauen der Kontrollgruppe eine höhere Frequenz von MMA Erkrankungen (23 %; Versuchsgruppe: 8 %), notwendigen geburtshilflichen Maßnahmen (26 %; Versuchsgruppe: 11 %) sowie eine höhere Rate an tot geborenen Ferkeln (8 %) zu ermitteln.   10.  In Betrieb I hatte die Rückenspeckdicke beim Absetzen (ad lib. > restr.) in beiden Fütterungsgruppen zumindest tendentiell einen günstigen Einfluß auf das Absetz–Beleg–Intervall (Intervall von 4 Tagen: 19,9 ± 3,81 mm [ad lib.] bzw. 17,8 ± 2,56 mm [restr.]; Intervall von 6 Tagen: 16,8 ± 3,25 mm [ad lib.] bzw. 16,0 ± 3,83 mm [restr.]).     Schlussfolgerung   Der Einsatz von trockenschnitzelreichen Mischfuttern bei tragenden Sauen stellt durchaus ein praxistaugliches Fütterungskonzept dar. Die Haltung tragender Sauen in Gruppen sowie das Angebot eines rohfaserreichen und sättigenden Futters erfüllt die Forderungen einer tiergerechten und den Bedürfnissen der Tiere entgegenkommenden Haltungs- und Fütterungsform und somit tierschutzrelevanten Aspekten. Gesundheit und Leistung blieben unter den Bedingungen der ad libitum – Fütterung in der Trächtigkeit unbeeinflusst. Das Fütterungskonzept war allerdings mit einer nicht unerheblichen Energie- und Nährstoffüberversorgung verbunden. Die geringen Investitionskosten für die Fütterungstechnik und die einfache Handhabung und Umsetzbarkeit dieses Systems - welche die höheren Futterkosten mehr als kompensieren – geben Anlass, die Sattfütterung (unter Einsatz von Mischfuttern mit einem hohen Anteil an Trockenschnitzeln) tragender Sauen in Gruppenhaltung als praktikables Fütterungskonzept zu empfehlen.

Aim of the field study in two pig farms was to test the potential influences of two different feeding concepts in pregnant sows. The feeding trials were carried out with pregnant sows (35th up to 108th  day of pregnancy; n = 569) which were fed restrictively with an usual complete diet (~12-13 MJ ME, 5 % crude fiber) or ad libitum with a mixed diet rich in sugar beet pulp (~ 9 MJ ME, 13 % crude fiber). Restrictively fed sows were hold in crates (control; n = 261), whereas the ad libitum provided sows  (trial group; n = 308) were kept in groups. Under these conditions on one hand the ingested feed amounts as well as energy and nutrient supply were of interest. On the other hand potential effects on health and reproductive performance of the sows  should be proofed. The sows were observed over the reproductive cycles (pregnancy, parturition, puerperal period, lactation) and different parameters (developement of body weight and back fat thickness [BFT], clinical symptoms, reproductive performance) were investigated. Data were sampled within a period from May 2003 up to April 2004. Investigations of feedstuffs were done by conventional analytical methods (weender analysis, usual mineral determination). In samples of faeces the dry matter content was analysed (24 h drying, 107 °C) as well as the consistency (penetration depth of a cone into the sample). Furthermore, the pH-data in urine were determined on day 35 and 108 of pregnancy. Measurement of the BFT was done via the recommended method for the examination of the individual performance in breeding animals (ultra sound: Lean Meater, Fa.. Renco, range 3).   The following results could be  observed:   1.      Daily feed intake during pregnancy  (35th to 108th day p.c.) amounted on average 4 kg in sows fed ad libitum, whereas the restrictively supplied sows had an average intake of 2.9 (farm I) and 2.4 kg (farm II). 2.      The high amounts of feed intake in sows fed ad libitum caused an energy (and nutrient) oversupply in sows (38 MJ ME/day compared to a requirement of 33 MJ ME/sow/day), especially during first phase of pregnancy (35th to 80th day). 3.      The higher feed intake of sows fed ad libitum compared to the restrictively fed ones led (under the premisse of identical costs of both diets of 14 Euro/100 kg feed) to additional costs of 36 Euro per sow and year. Otherwise, the ad libitum concept is combined with lower investment costs for feeding technique.   4.      On both farms the body weight gains (farm I: 53 ± 18 kg; farm II 54 ± 21 kg) during pregnancy (35th to 108th p.c.) as well as body weight losses during lactation (farm I: 43 ± 14 kg; farm II: 32 ± 15 kg) in sows fed ad libitum were higher compared to sows fed restrictively (body weight gains: farm I: 42 ± 15 kg; farm II. 42 ± 19 kg; body weight losses: farm I: 33 ± 16 kg; farm II: 21 ± 20 kg). These higher increases and decreases of body weight in ad libitum fed sows can be explained mainly by a higher gutfil (on average 12 kg).   5.      On the 108th day (change into the farrowing crates) the variation of individual body mass (given as variation coefficient) was slightly lower (farm I: 10.8 %, farm: 12.9 %) than at the beginning of the feeding experiment  (day 35th p.c.).   6.      In sows fed ad libitum there was an increase of  their back fat thickness (day 35th p.c.: farm I 17.8 ± 2.6 mm, farm II: 17.3 ± 3.2 mm; 21st day p.p.; farm I: 19.3 ± 4.6 mm, farm II: 19.2 ± 4.4 mm) during the reproductive cycle (35th day p.c. to 21st day p.p.) whereas in sows fed restrictively during pregnancy the BFT rather was reduced. The proportion of sows with a too low or critical BFT (< 16 mm) at the end of pregnancy (108th day) was much higher in restrictively fed sows (farm I: 12.8 %; farm II: 24.4%) compared to sows fed ad libitum (farm I: 3.4 %, farm II: 9.0%).   7.      The mixed diet rich in sugar beet pulp influenced positively the quality of faeces (higher moisture level, softer consistency); otherwise, the diet rich in sugar beet pulp led to higher pH data in the urine (pH 7.5; control: pH 7.1).   8.      The farm specific influences on the performance of sows regarding the piglets (proportion of alive and dead born piglets, birth weight of piglets, litter weight, losses) were higher than the influences of the two different feeding concepts. There was no higher incidence of piglets losses squeezed by the sow in litters of sows fed ad libitum during pregnancy.     9.      In general, directed influences of the feeding concepts on health or the incidence of clinical disorders in sows during pregnancy, the course of parturition (necessary obstetrics, proportion of death born piglets) and lactation until weaning (course of puerperal period and lactation) could not be observed. At most farm specific effects caused differences in health and performance. On farm II sows of control group had a higher incidence of metritis, mastitis and agalactia (23 %; trial group: 8 %), necessary obstetrics (26 %; trial group: 11 %) as well as dead born piglets (8 %; trial group: 5 %).   10.  On farm I the higher average back fat thickness (ad lib. > restr.) influenced the interval from weaning to oestrus at least in tendency  (interval of 4 days: 19.9 ± 3.81 mm [ad lib.] and 17.8 ± 2.56 mm [restr.]; interval of 6 days: 16.8 ± 3.25 mm [ad lib.] and 16.0 ± 3.83 mm [restr.]).     Conclusions   Feeding of mixed diets rich in sugar beet pulp can be recommended for pregnant sows under practitional conditions. The housing of pregant sows in groups as well as offering a diet rich in fiber fullfill the demands of animal welfare. Health and performance were not influenced negatively by the ad libitum feeding during pregnancy. Otherwise, this feeding concept is combined with an energy and nutrient oversupply. The low cost of investment of this feeding concept and the simple apply and conversion of this system (and these points compensate the higher feed costs) give cause for a recommendation of  the ad libitum feeding as a concept for pregnant sows to the practice.

Cite

Citation style:
Could not load citation form.

Access Statistic

Total:
Downloads:
Abtractviews:
Last 12 Month:
Downloads:
Abtractviews:

Rights

Use and reproduction:
All rights reserved