Tierverhalten und Stallluftqualität in einem Putenmaststall mit Außenklimabereich unter Berücksichtigung von Tiergesundheit, Leistungsmerkmalen und Wirtschaftlichkeit
Im Jahr 2000 wurde in Deutschland der erste Putenmaststall mit Außenklimabereich errichtet. Über einen Zeitraum von 2 Jahren (2000- 2002) wurde dieser Stall (Stall A) im Rahmen eines Pilotprojekts wissenschaftlich betreut. Im Versuchsstall wurden durchschnittlich 3500 Putenhähne der Linie B.U.T. Big 6 bis ca. zur 21. Lebenswoche gemästet. Über eine Dauer von jeweils zwei Sommer- und Winterdurchgängen wurden verschiedene Verhaltensmerkmale, die Luftqualität, die Tiergesundheit und –leistungen sowie die wirtschaftlichen Daten dieses Stalles mit Außenklimabereich erfasst und ausgewertet. In Teilaspekten der Arbeit war ein konventioneller Putenmaststall (Stall B) ohne Außenklimabereich vergleichend einbezogen. Ziel dieser Arbeit war es, den ersten Stall mit Außenklimabereich in Deutschland anhand der erwähnten Merkmale zu charakterisieren und damit die Praxiseinführung dieses Haltungssystems wissenschaftlich zu begleiten. Die Tiere nutzten den angebotenen Außenklimabereich sowohl im Winter als auch im Sommer von der 7. Lebenswoche bis zum Ende der Mast. Am häufigsten wurden 300 bis 400 Tiere zeitgleich im Außenklimabereich beobachtet. Das entsprach 9 bis 11 Prozent des Gesamtbestandes und einer Besatzdichte von ca. 1,3 bis 1,7 Tieren/m² im Außenklimabereich. Die Unterschiede in den Verhaltensmerkmalen Liegen, Stehen und Fortbewegung zwischen den Innenstallbereichen beider Betriebe waren gering .Im Außenklimabereich zeigten die Puten nur im Winter deutliche Unterschiede in den Verhaltensmerkmalen Liegen, Stehen und Fortbewegung im Vergleich zum Innenstallbereich desselben Betriebes. In Abhängigkeit von der Jahreszeit lagen die Wochendurchschnittswerte der Anteile liegender Tiere im Außenklimabereich zwischen weniger als 1 und 70 (± 6,5) Prozent, die Anteile stehender zwischen 20 und 76 (± 4,7) Prozent und zwischen 4 und 28 (± 3,1) Prozent der Tiere bewegten sich fort. Im Innenstall mit Außenklimabereich wurden 45 bis 88 (± 6,5) Prozent der Tiere liegend, 10 bis 48 (± 4,7) Prozent stehend und 2 bis maximal 17 (± 3,1) der Tiere in Fortbewegung beobachtet. Ähnlich Anteile wurden auch im Stall ohne Außenklimabereich (Stall B) ermittelt (52 bis 86 (± 6,5) Prozent liegend; 11 bis 42 (± 4,7) Prozent stehend und 2 bis maximal 13 (± 3,1) in Fortbewegung). Auch in den Verhaltensweisen der Funktionskreise Sozial-, Komfort- und Erkundungsverhalten waren die Unterschiede zwischen den Innenstallbereichen beider Betriebe (mit und ohne Außenklimabereich) gering. Unterschiede zwischen dem Verhalten im Außenklimabereich und dem im Innenstall desselben Betriebes (Stall A) waren vorhanden, aber nicht einheitlich. So wurden im Außenklimabereich häufiger Flügelschlagen, Flügelstrecken, Sandbaden, aggressives Picken und Bodenpicken, aber weniger Putzen im Liegen, Beinstrecken, Gefiederschütteln und Imponieren beobachtet. Von den verschiedenen Pickformen, die mit Direktbeobachtungen erfasst wurden, traten Federpicken, gefolgt von Schnabelpicken, am häufigsten auf. Unterschiede in der Häufigkeit des aggressiven Pickens traten weder zwischen den Innenstallbereichen beider Betriebe (mit und ohne Außenklimabereich) noch zwischen dem Außenklimabereich und dem Innenstallbereich des Betriebes A auf. Federpicken wurde im Innenstall B häufiger beobachtet als im Innenstall A. Im Vergleich zum Innenstall des Stalles A trat Federpicken im Außenklimabereich dieses Stalles häufiger auf. Im Stall mit Außenklimabereich wurden im Sommer im Mittel Gesamtstaubkonzentrationen zwischen 0,7 und 1,6 mg/m³ und im Winter zwischen 1,7 und 2,9 mg/m³ erfasst. Die Ammoniakkonzentrationen bewegten sich in den Sommerdurchgängen zwischen 5,0 und 10,4 ppm, in den Winterdurchgängen zwischen 8,3 und 23,5 ppm. Im Wochenmittel wurden Kohlenstoffdioxidkonzentrationen zwischen 640 und 880 ppm im Sommer bzw. 880 und 1690 ppm im Winter gemessen. Die Merkmale der Tierbeurteilung (Lauffähigkeit, Beinstellung und Gefiederzustand), die in der 9., 13. und 17. Lebenswoche ermittelt wurden, zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen dem Stall mit und ohne Außenklimabereich. Unabhängig vom Betrieb wiesen zwischen min. 53 und max. 95 Prozent der beurteilten Tiere Veränderungen der Lauffähigkeit auf. Schwere Beeinträchtigungen der Lauffähigkeit (Note 3 und 4) traten in beiden Ställen jedoch selten auf (max. 17 Prozent). Der Anteil Tiere mit normaler Beinstellung sank betriebsunabhängig im Verlauf der Mast ab. Im Mittel zeigten 36 Prozent der Tiere in der 9. Lebenswoche, 23 Prozent in der 13. Lebenswoche und 14 Prozent in der 17. Lebenswoche normale Beinstellung auf. Die am häufigsten beobachtete Fehlstellung stellte die X-Beinigkeit dar. Zu keinem der Untersuchungszeitpunkte konnte ein Tier mit intaktem Gefieder (Note 1) beurteilt werden. Die Gefiedernoten 2 und 3 traten am häufigsten auf. Tiere mit stark beschädigtem Gefieder (Note 4) waren vergleichsweise selten (0- 4 Prozent). Gewichtsentwicklung, Futterverbrauch und Futterverwertung der Tiere, die im Stall mit Außenklimabereich gemästet wurden, lagen im Normbereich. Die Mortalität variierte im Stall A zwischen 5,1 und 7 und im Stall B zwischen 7 und 13, 4 Prozent. Signifikante Unterschiede in der Schlachtkörper- und Fleischqualität zwischen den beiden Betrieben konnten in dieser Untersuchung nicht nachgewiesen werden. Der Anteil Tiere mit Breast Buttons lag zwischen 24 und 36 Prozent des Gesamtbestandes. Brustblasen wurden bei zwei bis 27 Prozent der Tiere festgestellt. Unabhängig vom Betrieb lassen die Ergebnisse der Fleischqualitätsuntersuchung auf Fleisch guter Qualität schließen. Die Berechnung der Wirtschaftlichkeit im Stall mit Außenklimabereich erbrachte, dass trotz schwankender Erzeugerpreise und relativ hoher Investitionskosten für den Außenklimabereich, Gewinn erzielt werden konnte, was im untersuchten Zeitraum nicht für alle Mäster selbstverständlich war. Durch Errichtung eines Außenklimabereiches im Zuge eines Neubaus, durch Verwendung genormter Bauteile und durch Einbringen von Eigenarbeit können Kosten reduziert werden.
In Germany, the first turkey house with a veranda (roofed outside run) was built in 2000. This house (”stable A“) was scientifically examined over a time period of two years (2000 - 2002). On average 3,500 male turkeys of the line B.U.T. Big 6 were reared up to approximately 21 week of life. Throughout a period of two summer- and two winter fattering periods different behavioural parameters, air quality, animal health and -performance as well as economic parameters of this particular stable were collected and evaluated. For specific aspects of this study a conventional turkey house without a veranda was also included (“stable B“). The aim of this study was to investigate this first turkey house with a veranda according to the parameters mentioned above. Turkeys used the veranda in winter as well as in summer from the 7th week onwards until the end of the fattening period. Most frequently 300 to 400 birds were observed in the veranda, which equalled 9 to 11 percent of the whole flock (stocking density: approximately 1.3 to 1.7 birds per square metre inside the veranda). The differences in the behavioural parameters resting, standing and locomotion between the inside of the houses of both stables were low. Seasonal effects were small, too. Observing the ethological parameters inside the veranda the turkeys showed only during the winter period clear differences as compared to the inside of the same stable. In summer, the differences between the veranda and the inside of the house were small. Depending on the season, the weekly averages of the share of resting birds in the veranda reached less than 1 and 70 per cent. The percentage of standing birds was between 20 and 76 per cent and between 4 and 28 per cent of birds in moving. Inside stable A between 45 to 88 per cent of the birds were resting, 10 to 48 per cent standing and 2 up to 17 per cent of the birds were moving. Similar shares were observed in stable B (52 to 86 per cent lying, 11 to 42 per cent standing and 2 to up to 13 per cent moving). Concerning the behavioural aspects (social, comfort- and exploration behaviour), differences between the areas inside the house of both stables (with and without veranda) were small. Behavioural differences between the veranda and the inside of the same stable (house A) were observed but not consistent. In the veranda, wing flapping, wing stretching, dust bathing, aggressive and ground pecking were observed more frequently compared to inside the stable, whereas preening during resting, leg stretching, plumage shaking and strutting were observed less often. Different types of pecking behaviour were raised via direct observation. Of these, feather pecking was most frequently observed, followed by beak pecking. Differences in the frequency of aggressive pecking were observed neither between the inside of both stables (with and without veranda) nor between the veranda and the inside stable A. Feather pecking was more frequently observed inside house B than inside house A. Feather pecking was more often observed in the veranda as compared to the inside of the same stable. During summertime, an average of 0.7 to 1.6 mg/m3 of dust concentration was measured. In wintertime the concentration of dust amounted to 1.7 and 2.9 mg/m3. The concentration of ammonia inside the house with veranda amounted during summer to 5.0 and 10.4 ppm, in winter to 8.3 and 23.5 ppm (weekly average). Inside the house with veranda, there was a weekly average of 640 and 880 ppm of carbon dioxide concentration during the summer weeks and 880 to 1,690 ppm during wintertime. There were no significant differences in the evaluation of birds between the 9th, 13th and 17th week of age (walking ability, leg posture and feather condition) when comparing the house with veranda to the house without veranda. The parameters “walking ability” and “leg posture” changed in relation to the age of the birds. Independently from the type of stable between 53 and 95 per cent of the birds showed changes of the walking ability. Strong impairements (score 3 to 4) of the walking ability were rare. The share of birds with normal leg posture decreased during the fattening period, irrespective of the stable. In the 9th week of age 36 per cent (average) of birds, in the 13th week 23 per cent and in the 17th week only 14 per cent of the turkeys showed a nomal leg posture. Most frequently birds with knock-knees were observed in both turkey stables. At no time of the study a bird with intact plumage was observed (score 1). Mostly score 2 and 3 were observed in both stables. Birds with strongly damaged plumage were rare (0 to 4 per cent). Performance parameters in stable A were in the reference values of the breed company. The mortality differed between 5.1 and 7.0 in stable with veranda and 7.0 and 13.4 per cent in the conventionale turkey house. Significant differences in the carcass- and meat quality between both stabels were not found. The share of birds with breast buttons reached 24 to 36 per cent. Breast blisters varied between 2 to 27 per cent of all birds at the slaughterrhouse. The results of the analysis of meat quality showed a good quality of the meat, irrespective of the turkey houses. The economic analysis of the house with veranda showed that, in spite of oscillating producer prices and comparably high investment costs for the veranda, profits were gained. This was not the case for all the other turkey farmers during this period. Costs for the veranda can be reduced by using standardised parts and by using own labour.
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