Frequenzspezifische Elektrische Reaktionsaudiometrie (ERA) beim Hund und ihr klinischer Einsatz bei der Diagnose von Hörschädigungen
Ziel dieser Arbeit war, Referenzwerte für die frequenzspezifische Elektrische Reaktionsaudiometrie (ERA) beim Hund zu ermitteln und die diagnostische Aussagekraft der frequenzspezifischen ERA in Hinblick auf das Vorliegen bestimmter Ohrerkrankungen und die Lokalisation der Hörschädigung bei einer Gruppe von hörgeschädigten Hunden über die Gegenüberstellung der pathologischen Befunde mit den gemessenen FAEP zu untersuchen. In die Arbeit wurden 250 Hunde einbezogen, bei denen in der Klinik für kleine Haustiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover eine frequenzspezifische Elektrische Reaktionsaudiometrie durchgeführt wurde. Dazu wurden die Hunde nach allgemeinen und speziellen Untersuchungen in zwei Untersuchungsgruppen eingeteilt. 200 Tiere (Gruppe 1) mit vorberichtlich unbeeinträchtigtem Hörapparat und Hörvermögen wurden einer otoskopischen Untersuchung unterzogen, die die Aussage des Vorberichtes bestätigte. Bei diesen Tieren wurde eine frequenzspezifische ERA zur Berechnung von Referenzwerten vorgenommen. Folgende Parameter wurden für die Reizpegel 60, 80 und 100 bzw. 95 dB nHL bei Frequenzen von 1, 2, 3 und 4 kHz bestimmt: Latenzen von Welle I, Welle III und Welle V, IPL I-III, IPL III-V und IPL I-V in ms, Amplitude I, Amplitude V und Amplituden-Differenz I-V in mV. Für diese Parameter wurden die Referenzbereiche als 90%-Perzentil zusammen mit dem Mittelwert, der Standardabweichung, dem Variationskoeffizienten, dem Median, Minimum und Maximum und der Anzahl der abgeleiteten und nicht abgeleiteten Parameter pro Messparameter ermittelt. Zudem wurde der Einfluss der Faktoren Gewicht, Narkose, Körpertemperatur, Rasse, Alter und Geschlecht untersucht. Dazu wurden die Hunde in fünf Gewichtsklassen, drei Narkoseklassen, sechs Temperaturklassen, fünf Rasseklassen, sechs Alterklassen und zwei Geschlechtsklassen unterteilt. 50 Tiere (Gruppe 2), die aufgrund einer otologischen, otoneurologischen oder neurologischen Erkrankung in die Klinik für kleine Haustiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover kamen, wurden zur Befunderhebung mit Hilfe des entwickelten frequenzspezifischen Messprotokolls untersucht. Anhand der aus den Messungen normalhörender Hunde ermittelten Referenzwerte wurden die abgeleiteten Parameter bei den hörgeschädigten Tieren objektiv beurteilt. Die Einteilung der Tiere erfolgte auf Grund der diagnostizierten Krankheiten. Zu der Klasse otologische Erkrankungen gehörten angeborene Hörschädigungen (n=7), erworbene Hörschädigungen (n=5) und Otitis externa (n=15). Zu den otoneurologischen Erkrankungen zählten Otitis media (n=12), Vestibularsyndrom (n=3), Neoplasie (n=4) und Trauma des den Gehörgang umgebenden Gewebes (n=1). Zu den neurologischen Erkrankungen gehörten Missbildungen im Bereich des zentralen Nervensystems (n=1) und Neuropathien (n=2). Die frequenzspezifische Ableitung der FAEP erwies sich bei den otologischen Erkrankungen als indiziert, um den Grad (dB nHL) der Hörschädigung und die betroffenen Frequenzen zu diagnostizieren. Bei den otoneurologischen Erkrankungen konnte mit Hilfe der frequenzspezifischen ERA ein Hinweis auf die Lokalisation der Läsion und auf das vorhandene Resthörvermögen im Hoch- oder Tieftonbereich gegeben werden. Bei den neurologischen Erkrankungen korrelierte die Beeinträchtigung der Reizleitung mit der Lokalisation der Erkrankung. Schädigungen des peripheren Nervensystemes führten zu Abweichungen der Latenzen, Interpeaklatenzen und Amplituden. Läsionen im Bereich des zentralen Nervensystems waren häufig mit einem Ausfall einzelner oder aller Wellen verbunden.
The objective of this study was to establish reference ranges for the frequency-specific electrical response audiometry (ERA) in clinically normal dogs and to analyse a group of dogs with hearing impairments using the determined reference values. The study contained 250 dogs, which were examined by frequency-specific ERA in the Small Animal Clinic of the University of Veterinary Medicine Hanover. Dogs were divided into two groups after physical and neurological examination. 200 animals (group 1) had no evidence of ear disease or hearing loss which was confirmed by otoscopic examination. All animals were examined by frequency-specific ERA to evaluate reference values. Latencies for peak I, peak III and peak V as well as interpeak-latencies (IPL) IPL I-III, IPL III-V and IPL I-V in ms, amplitude I, amplitude V and amplitude difference I-V in mV were determined for 60 dB nHL, 80 dB nHL and 100 and 95 respectively using frequencies of 1, 2, 3 and 4 kHz. 90%-reference intervals, means, standard deviations, coefficient of variation, median, minimum and maximum and number of measured results were determined. In addition, the effect of weight, anaesthesia, body temperature, breed, age and gender were tested. Therefore animals were divided into five weight groups, three groups of different anaesthesia, six temperature groups, five breed groups, six age groups and two gender groups. 50 animals (group 2), which were presented to the Small Animal Clinic of the University of Veterinary Medicine Hannover suffering from otological, otoneurological or neurological disease, were examined by frequency-specific ERA following the developed measurement report. Parameters were assessed by means of the previously calculated reference values. Animals were divided into groups according to the diagnoses. In the otological group, brainstem evoked potentials (BAEP) were recorded in cases of suspected congenital deafness (n=7), acquired deafness (n=5) and otitis externa (n= 15). The otoneurological group consisted of cases of otitis media (n=12), vestibular dysfunction (n=3), neoplasia (n=4) and trauma of the tissue surrounding the ear canal (n=1). The neurological diseases were abnormality of the cranium (n=1) and neuropathy (n=2). Electrical response audiometry elicited by tone-pips was indicated for otological diseases to prove the degree of hearing loss (dB nHL) and the affected frequencies. For otoneurological diseases frequency-specific ERA confirmed the site of lesion and the remaining hearing ability at high or low frequencies. Considering the neurological diseases, frequency-specific ERA gives information about a loss of stimulus conduction and the site of lesions. Damage of the peripheral nervous system caused variations in latencies, interpeaklatencies and amplitudes. Lesions of the central nervous system result in an absence of several or all measured peaks.
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