Einfluss von Lahmheiten auf die Fruchtbarkeitsleistung von Milchkühen
Ziel dieser Arbeit war es, zu untersuchen, ob Klauenerkrankungen bzw. Lahmheiten einen negativen Effekt auf die Fruchtbarkeit haben. Dazu wurden Untersuchungen an ca. 1350 Milchkühen und Färsen der Rasse „Deutsche Schwarzbunte“ im Zeitraum von Juni 2001 bis Ende 2002 in einem agrargenossenschaftlichen Milchviehbetrieb im Landkreis Dipoldiswalde in Sachsen durchgeführt. 839 Tiere gingen in die Endauswertung ein. Diese Tiere wurden in einer Laktationsperiode im Abstand von einem halben Jahr zweimal einer Klauenpflege unterzogen. Hierbei wurden alle Klauen beschnitten sowie Veränderungen der Klauen, verschiedene Diagnosen, Lahmheit und Lahmheitsgrad (0-3) dokumentiert. Zwischen den Klauenpflegeterminen wurden lahme Tiere einmal wöchentlich behandelt und Lahmheitsgrad und Diagnose festgehalten. In Bezug auf die Fruchtbarkeit wurde in der Auswertung nur ein Vergleich zwischen lahmen Tieren (=Tiere, die über den Untersuchungszeitraum mindestens einmal lahm gingen und nicht lahmen Tieren (= Tiere, die über den Untersuchungszeitraum nie lahm gingen) angestellt. Hierbei wurde eine Unterteilung nach Laktationsnummer, maximalem Lahmheitsgrad, Lahmheitshäufigkeit und zeitlichem Auftreten der Lahmheit in der Laktation gemacht. Für die Beurteilung der Fruchtbarkeit wurden für jedes Tier anhand des Betriebsprogramms Abkalbedatum und Besamungsdaten ermittelt. Daraus wurden Konzeptionsrate, Gesamtträchtigkeitsrate, Erstbesamungserfolg, Trächtigkeitsindex, mittlere Rast-, Güst-, Verzögerungs- und Zwischenkalbezeit sowie die 200-Tage-Nicht-Trächtigkeitsrate für die jeweiligen Untergruppen errechnet und statistisch verglichen. 1. Klauenerkrankungen: Die häufigsten Befunde an den Klauen waren Veränderungen durch subklinische Klauenrehe und durch Ballenhornerosionen. Diese Veränderungen führten jedoch nicht zu einer Lahmheit. Lahmheiten wurden in erster Linie durch Mortellaro, White Line Disease und Sohlengeschwüre verursacht. Ca. 90 % der lahmen Tiere wiesen eine gering- bis mittelgradige Lahmheit auf und waren über den Untersuchungszeitraum nur ein- oder zweimal lahm. Lahme Tiere hatten im Durchschnitt mehr von der Norm abweichende Diagnosen pro Tier als die nicht lahmen Tiere. 2. Konzeptionsrate: Lahmheit führte zu einer um 5 % signifikant verringerten Konzeptionsrate. Dieser Unterschied erhöhte sich noch auf 6 %, wenn die Lahmheit im Zeitraum von 71-105 Tagen p.p. auftrat. Vor allem geringgradige Lahmheiten führten zu einer schlechteren Konzeptionsrate im Vergleich zu den nicht lahmen Tieren. 3. Gesamtträchtigkeitsrate: Die Gesamtträchtigkeitsrate wurde durch das Auftreten einer Lahmheit nicht beeinflusst. Dies war jedoch in erster Linie auf die Versuchsbedingungen zurückzuführen. 4. Erstbesamungserfolg: Der Erstbesamungserfolg war bei den lahmen Tieren im Vergleich zu den nicht lahmen Tieren signifikant um 6 % erniedrigt. Auch bei Tieren, die über den Untersuchungsraum einmal lahm waren bzw. nur eine geringgradige Lahmheit aufwiesen, hatten einen signifikant geringeren Erstbesamungserfolg verglichen mit den nicht lahmen Tiere (6% bzw. 11%). 5. 200-Tage-Nicht-Trächtigkeitsrate: Lahmheit führte zu einer signifikanten Erhöhung der 200-Tage-Nicht-Trächtigkeitsrate um 9 %. Dieser signifikante Unterschied zu den nicht lahmen Tieren zeigte sich vor allem dann, wenn die Lahmheit ab dem 140. Tag p.p. auftrat (11%) und bei Tieren, die über den Untersuchungsraum ein- bzw. zweimal lahm waren oder eine maximal gering- bzw. mitelgradige Lahmheit aufwiesen. 6. Trächtigkeitsindex: Der Trächigkeitsindex war bei den lahmen Tieren signifikant erhöht, insbesondere wenn die Lahmheit im Zeitraum von 60-100 Tagen p.p. bzw. 71-105 Tagen p.p. auftrat. Bei den verschiedenen Lahmheitsgraden und Lahmheitshäufigkeiten führte nur eine geringgradige bzw. eine einmalige Lahmheit zu einem signifikant erhöhten Trächtigkeitsindex. 7. Rastzeit: Es konnte kein signifikanter Einfluß von Lahmheit auf die Rastzeit festgestellt werden. 8. Güst- und erwartete Zwischenkalbezeit: Lahme Tiere hatten eine um 21 Tage signifikant verlängerte Güst- und Zwischenkalbezeit, vor allem, wenn die Lahmheit im Zeitraum von 71-105 Tagen p.p. bzw. ab dem 140. Tag p.p. auftrat (27 bzw. 20 Tage). Auch ein maximaler Lahmheitsgrad von 1 bzw. 2 führte zu einer Verlängerung um 32 bzw. 17 Tage. Bei Tieren, die über den Untersuchungszeitraum ein bzw. zweimal lahm waren, verlängerten sich die Güst- bzw. Zwischenkalbezeiten um 22 bzw. 17 Tage signifikant im Vergleich zu den nicht lahmen Tieren. 9. Verzögerungszeit: Die Verzögerungszeit war bei den lahmen Tieren signifikant um 21 Tage verlängert, vor allem wenn die Lahmheit im Zeitraum von 106-140 Tagen p.p. bzw. ab dem 140. Tag p.p. auftrat (37 bzw. 19 Tage). Auch bei Tieren, die über den Untersuchungsraum ein- oder zweimal lahm waren bzw. eine maximal gering- bzw. mittelgradige Lahmheit aufwiesen, hatten eine signifikant verlängerte Verzögerungszeit zwischen 15 und 33 Tagen. 10. Kosten pro Trächtigkeit: Die Kosten pro Tier und Trächtigkeit lagen bei den lahmen Tieren mit 238,13 € im Schnitt um 48,87 € höher als bei den nicht lahmen Tieren mit 189,26 €. Die meisten Kosten wurden dabei durch verlängerte Güstzeiten > 85 Tage p.p. verursacht. 11. Schlussfolgerung: Lahmheit hatte einen deutlich negativen Effekt auf die Fruchtbarkeitsparameter, in erster Linie, wenn die Lahmheit in dem Zeitraum von 60-100 Tagen p.p. bzw. 71-105 Tagen p.p. auftrat. Vor allem geringgradige Lahmheiten führten schon zu schlechteren Fruchtbarkeitsergebnissen mit ökonomischen Verlusten, so dass in Milchviehbetrieben ein großes Augenmerk auf die Prävention von Klauenerkrankungen gelegt werden sollte.
It was the aim of this study to investigate whether or not claw diseases or lameness have a negative influence on fertility. For this reason, about 1350 dairy cows and heifers of the breed “German Holsteins (black pied)” of a large dairy farm in the district of Dipoldiswalde/Saxony were examined from June 2001 until the end of the year 2002. 839 animals were used for the final analysis. Each of those animals had undergone two claw trimmings during lactation in a half year interval. During the claw trimming dates, all claws were trimmed and claw lesions, various diagnoses, presence of lameness and the lameness score (0-3) were recorded. Animals identified as lame during the time period between herd claw trimmings, were treated weekly, and lameness score and diagnoses were documented. As to the reproductive performance, in this study, only lame animals (= cows that had been lame at least once during lactation) and animals without lameness (= cows that had not been lame throughout the whole lactation) were compared regardless of the diagnosis. Furthermore, the effect of number of lactation, maximum lameness score, frequency of lameness and the stage of lactation, where lameness occurred, were investigated. For the assessment of reproductive performance, a variety of fertility measures were calculated based on calving and insemination dates obtained from the farm records: conception rate, overall pregnancy rate, first service conception rate, pregnancy index, the 200-day not-in-calve-rate, calving to first service interval, calving to conception interval, first service to conception interval and expected calving interval. 1. Claw diseases: The most frequent claw diseases were lesions due to subclinical laminitis and heel horn erosion which, however, did not lead to lameness. In contrast, mortellaro, white line disease and sole ulcers were often found in connection with lameness. Almost 90 % of the lame animals had a low or medium lameness score, and lameness was observed only once or twice during lactation. On the average, number of different diagnoses per cow was higher in lame animals than in cows that were not lame. 2. Conception rate: In lame cows, conception rate was decreased by 5 % compared with cows without lameness. This difference increased to 6 % when lameness occurred between 71 and 105 days postpartum and was already detectable in cows with a low lameness score. 3. Overall pregnancy rate (number of pregnant cows/number of inseminated cows): This fertility measure was not influenced by lameness, which might be due to the study design and management decisions. 4. First service conception rate: In lame cows, the first service conception rate was decreased by 6 % in comparison with non lame animals. This difference was also detected in animals with a low lameness score and animals that were lame only once during the study period. 5. 200 day not-in-calve-rate: Lameness statistically significantly increased the 200-day not-in-calve-rate by 9 %. This difference between lame and non lame animals was obvious (11%), when lameness occurred later than 140 days postpartum, when animals were lame once or twice during lactation or had a low or medium lameness score. 6. Pregnancy index: In lame cows, the pregnancy index was statistically significantly higher than in animals without lameness, especially when lameness was diagnosed between 60 to 100 days or 71 to 105 days postpartum. Again, the difference between lame and non lame animals was observed when cows were lame only once or had only a low lameness score. 7. Calving to first service interval: There was no influence of lameness on the calving to first service interval. 8. Calving to conception interval and expected calving interval: In lame animals, those measures were statistically significantly prolonged by 21 days compared with animals that were not lame, especially when lameness occurred between 71 to 105 and later than 140 days postpartum (27 and 20 days, respectively). In addition, lameness scores of 1 and 2 prolonged those intervals by 32 and 17 days, respectively. Furthermore, cows with one or two lameness episodes had longer calving to conception and expected calving intervals compared with non lame cows (22 and 17 days, respectively). 9. First service to conception interval: In lame animals, the first service to conception interval was prolonged by 21 days, especially when lameness was observed between 106 to 140 days and later than 140 days postpartum (37 and 19 days, respectively). Also, cows that were lame once or twice during lactation or had a low or medium lameness score had a statistically significantly longer first service to conception interval (difference compared with non lame animals ranging from 15 to 33 days). 10. Cost per pregnancy: In lame animals, the cost pregnancy were 238.13 € per cow whereas in cows without lameness they amounted only to € 189.26 (difference: 48.87 € per cow). Most of the cost per pregnancy were caused by prolonged calving to conception interval > 85 days postpartum. 11. Conclusion: Lameness had a marked effect on reproductive performance of dairy cows, especially when lameness occurred during the service period. Even low lameness scores had a negative impact on fertility with economic losses. Our findings stress the importance of a good herd management to prevent claw diseases.
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