Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)TiHo eLib

Vergleichende Untersuchung des Zitzengewebestatus von Kühen nach Einsatz eines konventionellen oder eines automatischen Melkverfahrens unter Berücksichtigung der Eutergesundheit

75 Kühe mit unterschiedlicher Laktationsanzahl und in verschiedenen Laktationsstadien wurden gruppenweise auf zwei Melksysteme verteilt. In einem konventionellen Melkverfahren (KON) wurden über einen Zeitraum von 3 Monaten und in einem automatischen Melksystem (VMS) über 8,5 Monate Zitzengewebefestigkeit (Kuppe u. Schaft), Zitzenlänge, Parameter der Eutergesundheit, Milchleistung und Melkdauer untersucht. In KON fielen 1270 (5 Versuchstage) und in VMS 4520 Viertelproben (13 Versuchstage) an. Im Rahmen der Studie sollte die Einflussnahme der unterschiedlichen Melkverfahren auf Zitzengewebefestigkeit, Zitzenlänge, Melkdauer, sekretorische Aktivität der Milchdrüse und Eutergesundheit beurteilt werden. Die Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:   1. Unter Anwendung ähnlicher melktechnischer Voraussetzungen (Zitzengummi, Melkvakuum, Pulstakt, Pulszahl) sind die Zitzengewebeveränderungen in der konventionell gemolkenen Herde größer, insbesondere unter Berücksichtigung des Vorzeichens in Gruppe „V“ (Kuppe: KON: -0,45 %; VMS: -1,36 %; Schaft: KON: 4,73 %; VMS: 0,84 %) [p< 0,0001]. Deutlich wird dies an den vorderen Vierteln, die aufgrund ihrer geringeren Milchleistung verlängerte Blindmelkzeiten aufweisen. Der Niveauunterschied zwischen den beiden Melkverfahren kann zum einen durch die unterschiedliche Abnahmetechnik (KON: Euterebene; VMS: Viertelebene) und zum anderen durch den Abnahmezeitpunkt der Melkbecher begründet werden (KON: <200 ml/ min auf Euterebene; VMS: < 200 ml/ min auf Viertelebene). 2. Sehr kurze Melkintervalle und hohe Melkfrequenzen im automatischen Melkverfahren lassen eventuell keine ausreichende Rückbildungszeit zu, die Gewebefestigkeit der Zitzen ist daher höher als nach Melkungen mit langem MI. Es kann zur Ödematisierung des Zitzengewebes kommen. Nach sehr langen Intervallen oder niedrigen Melkfrequenzen ist die Festigkeit dem gegenüber deutlich geringer. Der Einfluss des Melkintervalls auf die Gewebefestigkeit ist hochsignifikant (p< 0,0001). Im konventionellen Melksystem ist dagegen die Beeinflussung durch das MI untergeordnet. Die in vorangegangenen Untersuchungen festgestellten Grenzwerte für die Veränderungen der Festigkeit der Zitzenkuppe von ±5 % als positiver Faktor für die Neuinfektionsrate werden aber in keinem Fall überschritten. 3. Die durchschnittliche (Tages)-Melkdauer ist in der automatisch gemolkenen Herde aufgrund der viertelweisen Abnahme trotz der höheren durchschnittlichen Melkfrequenz (VMS: 2,65) geringer als in der KON-Herde. Einer höheren Beanspruchung des Zitzengewebes durch die mit Anhebung der Melkfrequenz erwarteten Verlängerung der Tagesmelkzeit, wird durch die viertelweise Abnahmetechnik in VMS entgegengewirkt. 4. Während des gesamten Versuchszeitraumes ist die Anzahl normal sezernierender Viertel im automatischen Melkverfahren größer, der Zellgehalt der Milch geringer. Im Zusammenhang mit Infektionen des Euters werden in KON Zunahmen und in VMS Abnahmen der Gewebefestigkeit beobachtet. Die Annahme, dass ausgeprägte Veränderungen des Zitzengewebes unabhängig von der Richtung (+/-) mit Eutererkrankungen assoziiert sind, ist somit zutreffend. 5. Im automatischen Melksystem werden durch lange Melkintervalle bzw. niedrigere Melkfrequenzen die Werte für Eutergesundheitsparameter elektrische Leitfähigkeit (p= 0,0071), NAGase-Aktivität (p< 0,0001) und Anzahl somatischer Zellen (p= 0,0143) erhöht. Nach Betrachtung von Vierteln mit „normaler Sekretion“ bleibt der Anstieg der NAGase-Aktivität mit Zunahme des Melkintervalls bestehen (p= 0,2831). Lange Melkintervalle können die inflammatorische Aktivität des Euters erhöhen, kurze Melkintervalle eine Abnahme zur Folge haben. 6. Die Milchsekretion liegt in der automatisch gemolkenen Herde nur in sehr kurzen Melkintervallen über jener der konventionell gemolkenen Herde. Im Melkintervall > 14 h beider Herden ist die Sekretionsrate in der VMS-Herde signifikant kleiner als die der KON-Herde (p< 0,0001). Bei zweimaligem Melken in konventionellen Melkverfahren unterliegt die Milchbildung einem geringeren Einfluss durch das Melkintervall als in Systemen mit freier Wählbarkeit der Melkfrequenz. Milchsekretionsrate (p< 0,0001) und Milchleistung (p= 0,0013) sind in der VMS-Herde um ca. 5 % höher, die vor allem durch die hohe Sekretionsrate im MI < 6 h bestimmt werden. 7. Ringbildungen und Hyperkeratosen treten gehäuft bei älteren Tieren mit hoher Milchleistung auf. In der VMS-Herde stehen sie in Verbindung mit einer Abnahme der Gewebefestigkeit von Zitzenkuppe und Schaft, in der KON-Herde kommt es zu einer ausgeprägten Verlängerung der Zitzen (p< 0,05). 8. Eine stärkere Längung durch den Melkvorgang zeigen kurze im Vergleich mit langen Zitzen (p< 0,0001). Die Gewebefestigkeit an der Zitzenkuppe erhöht sich. Die Festigkeit der Zitzenschäfte der langen Zitzen wird durch den Melkvorgang verringert. Dies spricht für eine bessere Massagewirkung des Zitzengummis an langen Zitzen. 9. Das automatische Melksystem führt zu einer Erhöhung der Milchleistung von ca. 5 %, die Eutergesundheit liegt konstant auf einem höheren Niveau, die Veränderungen der Gewebefestigkeit sind geringer, Blindmelken wird durch die viertelweise Abnahmetechnik vermieden und so das Wohlbefinden der Kühe verbessert. Erhöhung der Melkfrequenz bzw. Verringerung des Melkintervalls haben niedrigere Werte der elektrischen Leitfähigkeit, NAGase-Aktivität und Anzahl somatischer Zellen zur Folge. 10. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine Verbesserung der Euter- und Zitzengesundheit in Verbindung mit automatischen Melkverfahren erwartet werden kann.

75 German Holstein Frisian cows at different lactation stages and numbers were split up on two different milking methods. The conventional milking technique (KON, 33 cows) was examined for three months, the automatic milking system (VMS, 42 cows) for 8.5 month. Parameters involved were: thickness changes in teat end and teat barrel as well as in teat length, udder health, milk yield and duration of milking. There were 1270 quarter measurements in KON (5 days) and 4520 in VMS (13 days). Within the scope of this study the influence of two different milking units on teat tissue changes, teat length, duration of milking, milk secretion and udder health were to be assessed. The results can be summarised as follows:   1. By application of identical functional milking parameters (liner, milking vacuum, pulsation cycle, pulsation rate) in KON teat tissue changes are greater, especially in the group “V” considering algebraic sign (teat end: KON: - 0.45 %; VMS: - 1.36 %; teat barrel: KON: 4.73 %; VMS: 0.84 %) [p< 0.0001]. This can clearly be seen at the front quarters, which show higher over milking because of lower milk yield. On the one hand the difference in the levels between the two milking methods is based on different detachment techniques (KON: whole udder; VMS: quarter) and on the other hand on different point of time of detachment (KON: <200 ml/ min on udder level; VMS: <200 ml/ min on quarter level).  2. Perhaps in VMS very short milking intervals (MI) and high milking frequencies do not grant adequate recovery time, therefore tissue thickness is greater in teats after milkings with long intervals in between. Thus oedema of teat tissue can be observed. After long intervals or short frequencies teat tissue decreases strongly. These changes are significant (p< 0.0001). In KON interval has only a little importance. Nevertheless the critical value of ±5 % for tissue changes of teat end pointed out in other studies as a predetermining-factor for new infection, rate is not exceeded. 3. In VMS (daily) milking time is lower than in KON because of teat cup detachment at quarter level, although on average frequency of milking is higher (VMS: 2.65). Stress on teat tissue caused by raised milking frequency and longer daily milking time can be counteracted by the quarter take off used in the automatic milking system. 4. During the whole period of examination the number of quarters with “normal secretion” is larger in the automatic milking system, the somatic cell count in milk is lower. Regarding to infections of the udder in KON teat tissue changes are positive, while in VMS teat tissue thickness decreases. Consequently, the hypothesis, that marked changes of the teat tissue, irrespective of the algebraic sign (+/-) are associated with infections of the udder is correct. 5. Long milking intervals and low milking frequencies in the automatic milking system increase the parameters for udder health like electrical conductivity (p= 0.0071), NAGase-activity (p< 0.0001) and somatic cell count (p= 0.0143). In quarters with normal secretion raising activity of NAGase can be confirmed (p= 0.2831). Long milking intervals can increase the inflammatory activity of the udder; short milking intervals can be followed by decrease. 6. In VMS milk secretion is situated on a higher level than in KON only in combination with very short milking intervals. The milking interval > 14 h shows a significant greater secretion in KON (p< 0.0001). After twice daily milking in KON milk secretion is rarely influenced by interval, in VMS with free eligibility of milking frequency milk secretion increases. Secretion rate (p< 0.0001) and milk yield (p= 0.0013) are greater in VMS in the range of 5 %. It is mostly determined by MI < 6 h. 7. Rough rings and hyperkeratosis are found more frequently on older animals with high milk yield. In VMS they are associated with a decrease of teat tissue (teat end, teat barrel) and in KON with a marked increase of teat length (p< 0.05). 8. Short teats show greater elongation in comparison with long teats throughout the milking process (p< 0.0001). Teat end tissue thickness increases. Long teats have lower thickness at the teat barrel which is caused by the milking process. It can be assumed that the massaging effect of the liner is greater on longer teats. 9. Automatic milking causes an increase of milk yield in the range of 5 %, a higher level of udder health, and smaller teat tissue changes. Over milking is avoided because of teat cup detachment at quarter level, which improves the quality of life for cows. Increase of milking frequency or decrease of intervals is followed by lower electrical conductivity, NAGase-activity and somatic cell count. 10. The results of this study show that an improvement of udder and teat health can be expected in connection with automatic milking systems.

Cite

Citation style:
Could not load citation form.

Access Statistic

Total:
Downloads:
Abtractviews:
Last 12 Month:
Downloads:
Abtractviews:

Rights

Use and reproduction:
All rights reserved