Clemens Maria Franz von Bönninghausen (1785 - 1864) und seine tierhomöopathische Praxis in ihrem therapiegeschichtlichen Kontex
Zu Lebzeiten Bönninghausens bestand die Behandlung kranker Tiere meist aus für den Patienten strapaziösen Eingriffen, wie z. B. Aderlaß, Haar-seilziehen oder Brennen. Die Homöopathie stellte daneben eine Therapieart dar, die das Tier nicht beeinträchtigte, einfach zu verabreichen war und vom Tierbesitzer selbst durchgeführt werden konnte. Neben den dokumentierten Erfolgen stellte sie auch eine wirtschaftlich interessante Alternative dar, da sie wesentlich billiger als die damaligen schulmedizinischen Therapien war. Bönninghausen, ein breit gebildeter, naturwissenschaftlich sehr interessierter Zeitgenosse Hahnemanns, kam durch eigene gute Erfahrung mit homöo-pathischen Mitteln zu dieser Therapieform. Bedingt durch seine Reise-tätigkeit und engen Kontakt mit Tierbesitzern wandte er die Mittel neben dem Menschen auch beim Tier an, worüber er von 1849 bis zu seinem Tod 1864 ein Journal führte. Diese Aufzeichnungen und die über seinen Tod hinaus bis 1894 von fremder Hand weitergeführten Niederschriften wurden in der vorliegenden Arbeit transkribiert und in ihrem therapiegeschichtlichen Kontext besprochen. Anhand dieses Journals erfolgte eine Beschreibung seines tierischen Klien-tels und dessen Krankheiten, die Häufigkeit der Konsultationen, die ver-wendeten homöopathischen Arzneimittel und deren Anwendung. Es wurde untersucht, ob Bönninghausen die Maßstäbe, die er an menschliche Fall-aufnahmen setzte, auch in der tiermedizinischen Praxis anwendete und ob die Mittelwahl nachvollziehbar gestaltet wurde. Trotz der Forderung verschiedener Autoren nach gesonderten Arzneimittel- prüfungen an Tieren, wurden diese nie im großen Stil durchgeführt, sondern blieben auf Einzelfälle beschränkt. Somit musste Bönninghausen bei seiner Verabreichung homöopathischer Mittel an Tieren auf Arzneimittelprüfungen am Menschen zurückgreifen und damit Erfahrungen sammeln. Andererseits probierte er die Hochpotenzen erst am Tier aus, bevor er sie Menschen verabreichte. Aufgrund der Kürze der tiermedizinischen Fallaufzeichnungen ist in den meisten Fällen der Gedankengang Bönninghausens bei seiner Mittelwahl nicht nachvollziehbar. Die Krankheitssymptome wurden häufig nur mit einem Wort benannt ohne Angaben weiterer, charakteristischer oder mittel-weisender Symptome, welche die Auswahl der in Frage kommenden Mittel hätten eingrenzen können. In vielen Fällen ist bei Kenntnis der Arznei-mittelbilder der verabreichten Mittel ein Rückschluss auf die Krankheits-symptomatik möglich, da Bönninghausen häufig die gleichen Homöopathika bei gleichen Symptomen einsetzte. Auch der von Klinkenberg an drei Fällen durchgeführte Versuch, die Bönninghausen–Methode zur Mittelfindung einzusetzen und damit Bönninghausens Gedankengänge transparenter zu machen, erwies sich als schwierig. Auch Hahnemanns Forderung, nach der Gabe von Einzelmitteln, der Bönninghausen bedingungslos zustimmte, mit entsprechender Wartezeit bis zur Wiederholung eines Mittels, kam er nicht nach, indem er homöo-pathische Mittel in Reihen verabreichte, mit zum Teil nur stundenweisen Abständen. Insofern erfüllte Bönninghausen bei Weitem nicht die Vorgaben, die er in seinen Veröffentlichungen für eine erfolgversprechende Fallauf-nahme und Therapie forderte. Das Tierjournal kann als eine Art Tagebuch der tierärztlichen Tätigkeit Bönninghausens gesehen werden, bietet dabei eine interessante Quelle bewährter Indikationen für tierhomöopathische Praktiker und kann in diesem Sinne genutzt werden. So umstritten die Wirkung der Homöopathie immer noch ist, hat sie sich als Therapieform bei Mensch und Tier dennoch bis zur heutigen Zeit etabliert. Alle von Bönninghausen bereits verwendeten Mittel haben Einzug in die moderne Behandlung von Tier (und Mensch) gehalten und sind feste Bestandteile homöopathischer Apotheken.
In Boenninghausens lifetime treatment of ill animals mostly consisted in blood-letting and the like exhausting operations. Homeopathy represented a kind of therapy, which didn’t impair the animals, which was easy to provide and which was practicable by the owners themselves. Beside the documented success it was an interesting economic alternative, because it was much cheaper than the allopathic therapy. Boenninghausen, a well educated and in science very interested con-temporary of Hahnemann came in contact with homeopathy by his own experience. Conditioned by his business trips and close contact to the owners of the animals, he applied homeopathic remedies beside human beings also to animals, about which he kept his journal from 1849 till his death in 1864. These notes, including those ones, which were written after his death till 1894, were transcribed and discussed here. Based on this veterinarian journal Bönninghausens animal patients, their diseases and the frequency of treatments were described. It was analysed, if Boenninghausen applied the same standard to the case taking of animals than to human beings and if his choice was clear. In spite of the demand of various authors for separate trials of homeopathic remedies on animals, this wasn’t carried out on a large scale, only in individual cases. Consequently Bönninghausen had to take the verification on human beings for treating animals and had to gain experience by that. On the other hand, he first tested high potencies on animals before he handed it over to human beings. Given the shortness of his case notes, it’s mostly impossible to find out the way of Boenninghausens thinking. The symptoms of the diseases were mostly designated by one word without specification of any individual details, which could have lead to the right homeopathic medicine. In many cases the knowledge from the character of homeopathic remedies can lead to the symptoms of the diseases, because Bönninghausen treated animals with same symptoms mostly on a equal basis. Even the attempt on the Bönninghausen-Method to find the right medicine in 3 cases turned out to be difficult. Although Bönninghausen asked for giving single remedies within a corresponding waiting period till a repetition, he contradicted his demand and gave series of homeopathic medicine in short intervals. So far Bönninghausen didn’t accomplish the points he had claimed for a successful case- taking and therapy in his publications. On the other side the veterinary journal can be seen as a kind of diary of Bönninghausens veterinary activity and it’s a rich treasure of reliable indications for homeopathic veterinarians or interested laity and can be used from both. Although homeopathy is discussed in a controversial way up to now, it still exists today among the medicine for human beings and animals. All kind of homeopathic remedy used by Boenninghausen is still part of the today’s pharmacy.
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