Erhebung zur Häufigkeit und zum Verlauf von Herzerkrankungen bei Reitpferden
In der vorliegenden Arbeit wurde zunächst die Häufigkeit verschiedener Herzerkrankungen bei 555 Pferden über einen Zeitraum von elf Jahren (4,1 Jahre) kontrolliert. Am häufigsten trat dabei eine Mitralklappeninsuffizienz - entweder isoliert (n = 132; 24%) oder in Kombination mit einer anderen Klappenerkrankung (n = 102; 18%) - auf. 37 (28%) der 132 Pferde mit isolierter Mitralklappeninsuffizienz wiesen bereits zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung einen dilatierten linken Vorhof von mehr als 13,5 cm auf. 38 Pferde (7%) zeigten eine isolierte und 45 Pferde eine kombinierte Aortenklappeninsuffizienz. Eine isolierte Trikuspidalklappeninsuffizienz hatten 25 (5%) und eine Trikuspidalklappeninsuffizienz in Vergesellschaftung mit einer weiteren Herzklappeninsuffizienz zeigten 77 Pferde (14%). 42 Pferde (8%) wiesen Rückflüsse an mehr als zwei Herzklappen auf. Von den 555 Patienten hatten 174 Pferde (31%) eine Herzrhythmusstörung (Vorhofflimmern: n = 133, atriale Extrasystolen: n = 30, ventrikuläre Extrasystolen: n = 11). 46 der 555 Pferde wurden direkt im Anschluss an die Untersuchung bzw. an einen Therapieversuch aufgrund einer infausten Prognose euthanasiert. Von den übrigen 509 Pferdebesitzern wurden von 478 die Adressen ermittelt und diesen ein Fragebogen mit Fragen zur Nutzung und Krankheitssymptomatik ihrer Pferde zugeschickt. Die Rücklaufquote betrug 38%. Obwohl 59% dieser Pferde zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung, jedoch nur 31% der Pferde zum Zeitpunkt der Beantwortung der Fragebögen, von ihren Besitzern als beschwerdefrei beschrieben wurden, nutzten 55% der Besitzer die Pferde nach der ersten kardiologischen Diagnostik auf dem gleichen sportlichen Niveau wie vor der Feststellung der Herzerkrankung. 4% nutzten die Pferde reiterlich stärker und bei den übrigen Pferden (41%) wurde die Arbeitsanforderung reduziert. Von 182 Pferden zeigten 20% einen für die Besitzer erkennbaren Leistungsabfall. 15% von den 182 Pferden wurden aufgrund der Herzerkrankung in unterschiedlich langen Zeitabständen nach der kardiologischen Erstuntersuchung euthanasiert. Ein Zusammenhang zwischen der Dauer und der Art und Ausprägung der Herzerkrankung mit der Überlebenszeit konnte nicht nachgewiesen werden. 80 Pferde wurden klinisch, elektrokardiographisch und echokardiographisch nachuntersucht. Davon wiesen bei der Erstuntersuchung 24 Pferde eine isolierte Mitralklappeninsuffizienz, acht Pferde eine isolierte Aortenklappeninsuffizienz, sechs Pferde eine isolierte Trikuspidalklappeninsuffizienz, sechs Pferde eine kombinierte Aorten- und Mitralklappeninsuffizienz und 13 Pferde eine kombinierte Mitral- und Trikuspidalklappeninsuffizienz auf. Die übrigen Pferde hatten Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern: n = 13, Extrasystolen: n = 5) bzw. einen Ventrikelseptumdefekt (n = 1). Das Untersuchungsintervall dieser 80 Pferde betrug zwischen zwei und elf Jahre und das durchschnittliche Alter der Pferde bei der Nachuntersuchung 13,5 Jahre. Klinisch zeigten, mit Ausnahme von zwei Pferden, alle Pferde sowohl bei der Erst- als auch bei der Nachuntersuchung ein ungestörtes Allgemeinbefinden. Bei 31 von 65 nachuntersuchten Pferden mit Herzgeräuschen war der Auskultationsbefund bei der Nachuntersuchung unverändert. Bei acht Pferden war das Herzgeräusch lauter geworden und 16 Pferde hatten ein zusätzliches Herzgeräusch auf der anderen Körperseite entwickelt. Echokardiographisch traten bei den 80 nachuntersuchten Pferden fast ausschließlich Veränderungen der B-Mode-Werte auf. Es wurde insgesamt eine tendenzielle Vergrößerung des linken und des rechten Vorhofs, des linken Ventrikels sowie der Aorta festgestellt. Der linke Ventrikel von Pferden mit isolierter Aortenklappeninsuffizienz (n = 8), sowie der linke Ventrikel und der linke Vorhof von Pferden mit kombinierter Mitral- und Aortenklappeninsuffizienz (n = 6) vergrößerten sich dagegen im Untersuchungszeitraum signifikant. Bei den meisten der 80 nachuntersuchten Pferde verschlechterten sich die gering- und mittelgradigen Herzerkrankungen lediglich tendenziell. Auffällige Verschlechterungen sowohl der klinischen als auch der echokardiographischen Befunde (Herzstatus) traten nur bei vier Pferden auf. Sogar die 26 Pferde mit einem großen Untersuchungsabstand von sechs bis elf Jahre nach der Erstuntersuchung zeigten keine signifikante Verschlechterung der kardialen Erkrankung. Die meisten dieser über einen langen Zeitraum untersuchten Pferde wurden nach der Erstuntersuchung unverändert genutzt. Die Studie zeigte somit, dass einerseits nur bei ganz wenigen Pferden eine klinisch manifeste Progression der Herzerkrankung erkennbar war und diese andererseits nicht im Zusammenhang mit der Dauer der Erkrankung stand. Außerdem konnte gezeigt werden, dass Reitpferde mit kleinen Rückflüssen ohne bedeutsame Dimensionsveränderungen und ohne Leistungsinsuffizienz weiterhin auf dem gewohnten Niveau trainiert werden sollten, da sich kontinuierliches Training auf gleich bleibendem Niveau tendenziell mit hoher Wahrscheinlichkeit positiv auf den kardiologischen Zustand auswirkt. Diese Pferde sollten allerdings regelmäßig kardiologisch nachuntersucht werden, da in Einzelfällen deutliche Verschlechterungen des Herzstatus vorkommen können. Da es sich bei dem Patientengut dieser Arbeit vornehmlich um Freizeit,- Dressur- und Springpferde handelte, die üblicherweise nicht so stark gefordert werden wie z.B. Vielseitigkeitspferde, bleibt die Entwicklung von Herzerkrankungen bei Pferden, die bis an die Leistungsgrenze gefordert werden, unklar. Bis dazu spezielle Untersuchungen vorliegen, sollte der Einsatz mit Spitzenleistungen im Vielseitigkeitssport weiterhin restriktiv gehandhabt werden, um Gefährdungen von Reiter und Pferd auszuschließen.
In this study first of all the frequency of various heart diseases in 555 horses was examined over a period of eleven years (4.1 years). The most frequently occurring disease was mitral valve insufficiency, either isolated (n = 132; 24%) or combined with another valve insufficiency (n = 102; 18%). 37 (28%) of the 132 horses with isolated mitral valve insufficiency had a dilated left atrium of more than 13.5 cm at the time of the first examination. 38 horses (7%) showed an isolated, and 45 horses a combined aortic valve insufficiency. 25 horses (5%) had an isolated tricuspid valve insufficiency. 77 horses (14%) showed a tricuspid valve insufficiency accompanied by another valve insufficiency. 42 horses (8%) had regurgitations in more than two valves. 174 of the 555 horses (31%) had a cardiac arrhythmia (atrial fibrillation n: = 133, atrial extra systoles: n = 30, ventricular extra systoles: n = 11). 46 of the 555 horses were euthanatized directly after the examination or after attempted therapy because of a grave prognosis. Of the remaining 509 owners the addresses of 478 were ascertained and these received a questionnaire inquiring about use and symptoms of disease in their horses. 38% of these questionnaires were returned. Although 59% of the horses were described by their owners as free from health problems at the time of the first examination, but only 31% at the time of answering the questionnaires, nevertheless 55% of the owners used their horses after the first cardiological diagnosis on the same level of sport as before the heart disease was discovered. 4% used their horses more intensively in equestrian sport and in the case of the other horses (41%) the demands were reduced. Of the 182 horses 20% showed a perceptible loss of performance. 15 % of the 182 horses were euthanatized at various intervals after the first cardiological examination because of the heart disease. A connection between duration, type and severity of heart disease and length of survival could not be proved. In 80 horses a second clinical, electrocardiographical and echocardiographical examination was possible. At the first examination 24 of these horses had an isolated mitral valve insufficiency, eight an isolated aortic valve insufficiency, six an isolated tricuspid valve insufficiency, six a combined aortic- and mitral valve insufficiency and 13 a combined mitral- and tricuspid valve insufficiency. The remaining horses had cardiac arrhythmias (atrial fibrillation: n = 13, extra systoles: n = 5) or a ventricular septal defect (n = 1). The interval between the two examinations of these 80 horses ranged between two and eleven years. The mean age of the horses at the time of the second examination was 13.5 years. With the exception of two horses all horses had no clinical problems both at the time of the first examination and at the second. In 31 of 65 horses with heart murmurs the results of the auscultation at the second examination were unchanged. In eight horses the heart murmur was louder and 16 horses had developed an additional heart murmur at the other side of the body. After the echocardiography of the 80 re-examined horses there were almost exclusively changes in the B-Mode values. In all there was a tendential enlargement of the left and the right atrium, of the left ventricle and of the aorta. Within the period of the examinations there was on the other hand a significant enlargement of the left ventricle in the horses with isolated aortic valve insufficiency (n = 8), and of the left ventricle and the left atrium in the horses with a combined mitral- and aortic valve insufficiency (n = 6). In most of the re-examined 80 horses there was only tendential deterioration in the low- and medium-degree heart disease. Only four horses demonstrated noticeable deterioration both in the clinical as well as in the echocardiographic results. Even the 26 horses with a long interval of six to eleven years between the examinations did not show a significant deterioration of cardiac disease. Most of these 26 horses which were examined over a long period of time continued to be used in the same way after the first examination. In conclusion only very few horses showed a clinically manifest progression in heart disease and this progression was independent of the duration of disease. Also, we recommend that riding-horses with minor regurgitations and no significant changes in dimensions, or signs of exercise intolerance should continue to be trained at the accustomed level. We suggest that continued training at the same constant level is likely to have a beneficial influence on the cardiac condition. However, affected horses should be cardiologically checked regularly, since it is possible that in isolated cases there could be a distinct deterioration of the heart condition. Since most of the patients in this study were pleasure-, dressage- and jumping horses, which were not usually put to such strenuous training as e.g. three-day-event horses, we cannot assess the development of heart disease in horses which are trained to the utmost limit. Until special examinations on this theme have been made one should continue to prevent such horses from taking part in top-grade eventing, in order to avoid hazard for rider and horse.
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