In vitro Studien für einen objektiven Vergleich geburtshilflicher Zugkräfte bei der Extraktion des Kalbes
Bis heute gibt es widersprüchliche Angaben über die Art und Weise der manuellen Extraktion in der Rindergeburtshilfe, wobei die meisten Empfehlungen auf Empirie und nicht auf objektiven Studien beruhen. Das Ziel dieser Studie war es, ein in vitro Modell zu entwickeln, um damit die bei wechselseitigem und gleichzeitigem Auszug auftretenden Kräfte und Energien objektiv miteinander zu vergleichen. In dem biomechanischem in vitro Modell wurde das Becken einer euthanasierten, pluriparen Holstein Friesian Kuh entsprechend einer linken Seitenlage horizontal frei drehbar eingespannt. Bei 20 totgeborenen HF-Kälbern wurden Zugketten an den beiden Vordergliedmaßen angebracht und darüber mit Hilfe von zwei Elektromotoren die Tiere mit konstanter Geschwindigkeit durch das knöcherne Becken gezogen. Anhand definierter Zugzeiten wurde zwischen dem gleichzeitigen Zug (glz) und den wechselseitigen Zügen mit Differenzen von 5 cm (ws5) und 10 cm (ws10) unterschieden. Jedes Kalb wurde mehrmals in unterschiedlicher, randomisierter Reihenfolge durch den Geburtsweg gezogen. Die an den einzelnen Gliedmaßen auftretenden Kräfte wurden mit Zuglastwägezellen gemessen. Die dabei entstehenden Kraft-Zeit-Kurven wurden digital aufgezeichnet, woraus auch die Energien berechnet wurden. Der Vergleich der auftretenden Kräfte und Energien wurde sowohl an beiden Gliedmaßen als auch an der Gliedmaße mit dem Maximalwert von Kraft und Energie vorgenommen. In einem Vorversuch mit acht Kälbern wurde die Reproduzierbarkeit der Methode überprüft und in dem folgenden Hauptversuch wurden mittels zwölf Kälbern die drei Zugmodi miteinander verglichen. Bei allen Auszügen des Vorderkörpers traten immer zwei Kraftmaxima auf. Das erste wurde bis zum Eintreten der Ellbogen bzw. zeitgleich beim Austreten des Kopfes und das zweite mit dem Austreten der Brust aus dem knöchernen Geburtsweg beobachtet. Zusammenfassend zeigt die Studie, dass das konstruierte in vitro Modell geeignet ist, um die bei verschiedenen Zugmodi auftretenden Kräfte und Energien zu messen und miteinander vergleichen zu können. Aus den Resultaten dieser Studie ergeben sich zwei verschiedene Vorgehensweisen als objektive Empfehlung für die Extraktion des Vorderkörpers bei einem Kalb in Vorderendlage. Bis zum Eintreten der Ellbogen in den Beckeneingang sollte ein wechselseitiger Zug innerhalb physiologischer Differenzen (ws10) durchgeführt werden bis der Kopf aus dem Geburtsweg ausgetreten ist. Für den Auszug der Brust sollte dagegen nicht wechselseitig, sondern vielmehr ein gleichzeitiger Zug an beiden Gliedmaßen durchgeführt werden.
Even today, contradictory statements are still made as to how manual extraction should be performed in cattle obstetrics. Most recommendations are based on empirical observations rather than on objective studies. The aim of this study was to develop an in vitro model to objectively compare the force and energy involved under alternate and simultaneous traction. In this biomechanical in vitro model, the pelvis of a euthanized, pluriparous Holstein-Friesian cow was fixed on its left side such that it could be freely turned about the craniocaudal axis. Traction chains were applied to both forelimbs of 20 stillborn HF calves, and the calves were pulled through the bony pelvis at a steady speed using two electric motors. Traction was applied simultaneously (ST) to both legs or alternately (AT) to each leg with differences of 5 cm (AT 5) or 10 cm (AT 10). Each calf was pulled through the pelvis several times in a different, randomized order. The ensuing forces on each limb were measured using load cells. The resulting load-time curves were digitally recorded and used to calculate energy values. Force and energy were compared on both legs and on the leg with the maximum amount of force and energy. The reproducibility of this model was assessed in a preliminary trial with eight calves and in the subsequent main experiment with twelve calves the traction modes were compared. In all cases of extraction of the upper body, two peaks of maximum force occurred. The first was observed up to the point at which the elbows entered the pelvic inlet at the same time as the head emerged. The second peak occurred when the chest emerged from the bony pelvis. In summary, this study shows that the in vitro model devised is suitable for measuring and comparing different modes of traction in terms of the force and energy involved. From the results of this study, two different approaches are deduced as objective recommendations for the extraction of the upper body of calves in anterior presentation. Up until the elbows enter the pelvic inlet, alternate traction with physiological differences (AT 10) should be applied until the head emerges from the birth canal. For the extraction of the chest, however, traction should be applied simultaneously to both forelimbs rather than alternately.
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