Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)TiHo eLib

Zusammenhänge zwischen Fütterung, Haltung sowie Managementaspekten und der Tiergesundheit in Milchviehbetrieben

Ziel vorliegender Untersuchung war es, Beziehungen zwischen Schwergeburten, Tiergesundheit sowie Abgängen und Fütterung, Haltung und einigen Managementaspekten zu analysieren, die als Beratungsgrundlage zur Prävention von Erkrankungen und erhöhten Abgangsraten genutzt werden könnten. Hierzu wurden die Inzidenzen von Schwergeburten und verschiedenen Erkrankungen (Milchfieber, Retentio secundinarum, Ketose, Labmagenverlagerung, Endometritis/Metritis, Klinische Mastitis, Lahmheiten) in 98 Milchviehbetrieben in Schleswig-Holstein mit insgesamt 6910 Kühen in einem Zeitraum von Oktober 2002 bis Februar 2005 erhoben. Anhand eines Fragebogens wurden die Fütterungs- und Haltungsbedingungen bei trockenstehenden und laktierenden Kühen erfasst. Bei den Managementaspekten wurden folgende Faktoren berücksichtigt: Ketose- und Milchfieberprophylaxe, Melkstandtypen und Zitzendesinfektion nach dem Melken sowie Klauenpflege. Neben der Tiergesundheit wurde die Bestandsmilchleistung in Zusammenhang mit  Fütterung, Haltung und Management gebracht. Dabei wurden die Betriebe basierend auf der durchschnittlichen 305-Tageleistung in 4 Bestandsleistungsgruppen eingeteilt: < 6.500 kg (BL I), 6.500 – 7.500 kg (BL II), 7.501 – 8.500 kg (BL III) und > 8.500 kg (BL IV). Folgende Ergebnisse wurden erzielt: 1. 73,5 % aller Betriebe führten eine zweiphasige Fütterung der trockenstehenden Kühe durch. Diese zeigten eine schlechtere Tiergesundheit mit signifikant höheren Inzidenzen für Retentio secundinarum, Milchfieber und Endometritis/Metritis als Betriebe mit einphasiger Fütterung. Der Großteil dieser Betriebe gehörte zu den höheren Bestandsleistungsgruppen (BL III u. BL IV). 2. Eine konventionelle Fütterung wurde bei den trockenstehenden Kühen in 75,5 % der Betriebe durchgeführt und war insbesondere bei der zweiphasigen Fütterung mit niedrigeren Krankheitsinzidenzen verbunden als bei Verfütterung von einer totalen Mischration (TMR) oder aufgewerteten Mischration (AMR). Bei den laktierenden Kühen zeigten sich keine eindeutigen Beziehungen zur Tiergesundheit bei den unterschiedlichen Fütterungstechniken. Betriebe mit konventioneller Fütterung hatten eine niedrigere Milchleistung als Betriebe mit Mischrationen. 3. Im Sommer erhielten die Kühe z. T. ausschließlich Weidegras als Grundfutter. Während sich dies bei den trockenstehenden Kühen kaum auf die Gesundheit auswirkte, hatten die laktierenden Kühe insgesamt eine bessere Tiergesundheit als bei Verfütterung anderer Grundfuttermittel. Der Großteil dieser Betriebe mit ausschließlicher Weidegrasfütterung war in den niedrigeren Bestandsleistungsgruppen (BL I u. BL II) zu finden. 4. Bei der einphasigen Fütterung der trockenstehenden Kühe setzte 23,1 % der Betriebe Kraftfutter, 15,4 % andere Futtermittel und 65,4 % Mineralfutter ein. Bei der zweiphasigen Fütterung verwendete ca. 97 % der Betriebe in beiden oder einer Phase Kraftfutter, ca. 60 % nutzte andere Futtermittel und ca. 80 % Mineralfutter.  Wurde bei letzteren auf andere Futtermittel verzichtet, war dies mit einer besseren Tiergesundheit verbunden. Die meisten Betriebe ohne Kraftfutter, ohne andere Futtermittel und ohne Mineralfutter befanden sich in den niedrigeren Bestandsleistungsgruppen (BL I u. BL II). 5. Die laktierenden Kühe wurden in allen Betrieben mit Kraftfutter bei unterschiedlicher Darreichungsform und in den meisten Betrieben zusätzlich mit anderen Futtermitteln (77,6 %) und Mineralfutter (94,4 %) versorgt. Die Betriebe mit einer AMR, d.h. Kraftfutterversorgung z.T. über Transponder, hatten insgesamt höhere Krankheitsinzidenzen als Betriebe mit anderer Kraftfutterzufuhr. Diese Betriebe fanden sich überwiegend in den höheren Bestandsleistungsgruppen (BL III u. BL IV). 6. In 66 Betrieben (67,4 %) wurden die trockenstehenden Kühe und in 91 Betrieben (92,9 %) die laktierenden Kühe in Liegeboxenlaufställen gehalten und zeigten statistisch signifikant bzw. tendenziell höhere Krankheitsinzidenzen als bei anderen Haltungsformen auf. Dabei trat in den höheren Bestandsleistungsgruppen signifikant häufiger eine Haltung in Liegeboxenlaufställen als in Anbindeställen auf. 7. Auf eine Weidehaltung der trockenstehenden Kühe wurde in 2 Betrieben verzichtet. Die höchsten Krankheitsinzidenzen traten bei der zweiphasigen Fütterung mit Weidegang in der 1. Phase auf. Diese Weideform trat insbesondere in der höchsten Bestandsleistungsgruppe (BL IV) auf und unterschied sich signifikant von den anderen 3 Bestandsleistungsgruppen. Eine Weidehaltung der laktierenden Kühe wurde in 94 Betrieben durchgeführt. Davon nahm die ganztägige Weideform 56,1 % ein. Die höchsten Krankheitsinzidenzen traten bei stundenweisem Weidegang auf. In den hohen Milchleistungsgruppen trat diese Weideform signifikant häufiger auf als in den niedrigen Leistungsgruppen. 8. Eine Milchfieberprophylaxe wurde in 62,2 % der Betriebe durchgeführt. Die Krankheitsinzidenzen insbesondere für Milchfieber waren in diesen Betrieben signifikant höher als in Betrieben ohne Milchfieberprophylaxe. Bezüglich der Milchleistung traten in den hohen Bestandsleistungsgruppen (BL III u. BL IV) signifikant mehr Betriebe mit Milchfieberprophylaxe auf als in den niedrigeren Bestandsleistungsgruppen (BL I u. BL II). 9. Eine Ketoseprophylaxe wurde in ca. 35 % der Betriebe durchgeführt. Diese Betriebe waren vor allem in den höheren Bestandsleistungsgruppen zu finden, und es traten tendenziell höhere Krankheitsinzidenzen auf als in Betrieben, die auf eine Ketoseprophylaxe verzichteten.  10. Die vorgelegten Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Beziehung zwischen Milchleistung und unterschiedlichen Fütterungs-, Haltungs- und Management-bedingungen besteht. Mögliche Interaktionen zwischen diesen und Krankheits-inzidenzen können hierdurch überlagert werden, da Beziehungen auch zwischen Milchleistung und Krankheitsinzidenzen existieren. Ein fortschrittliches Milchvieh-management, welches vorwiegend in Betrieben mit höherem Leistungsniveau durchgeführt wird, bedeutet daher nicht unbedingt auch eine bessere Tiergesundheit.

It was the aim of this study to analyse possible relationships between dystocia, animal health and culling rate on the one hand and feeding, housing and several management aspects on the other hand, the knowledge of which might be used for prevention of diseases and increased culling rates in dairy cattle. For this purpose, the incidences of dystocia, several diseases (milk fever, retained placenta, ketosis, displaced abomasum, endometritis/metritis, clinical mastitis, lameness) were recorded on 98 dairy farms in Schleswig-Holstein, Germany, with a total of 6910 cows during October 2002 until February 2005. Feeding and housing factors of dry and lactating cows were documented using a questionnaire. With respect to management, the following factors were considered: preventive measures against ketosis and milk fever, type of milking parlour, post milking teat disinfection, claw trimming. In addition to animal health, the relationships between herd milk yield and feeding, housing and management were studied. Based on the average 305-d milk yield, the farms were divided among 4 groups: < 6,500 kg (BL I), 6,500-7,500 (BL II), 7.501-8.500 (BL III) and > 8,500 kg (BL IV). The following results were obtained: 1. Seventy-two dairy farms (73.5 %) used two different diets (early dry cow, close-up) during the dry period. However, this was connected with a depressed animal health with statistically significantly higher incidences of retained placenta, milk  fever and endometritis/metritis compared with farm that had only one diet for all dry cows. The majority of those farms belonged to the higher milk yield groups (BL III and BL IV). 2. Component feeding in dry cows was practiced in 75.5 % of the farms and was associated with lower disease incidences especially in connection with the two-phase feeding regime compared with a total mixed ration (TMR) or an energy/protein enriched mixed ration (AMR). Considering the lactating cows, there were no consistent relationships between animal health and the various feeding systems. Farms with component feeding had a lower milk yield than farms that fed mixed rations. 3. During summer, some farms kept their cows exclusively on pasture. Whereas in dry cows, this practice was hardly  related to animal health postpartum,  health situation in lactating cows was better than with feeding other roughages. The majority of farms with continuous pasture grass feeding belonged to the lower milk yield groups (BL I and BL II). 4. From the farms with a one-phase feeding for dry cows, 23.1 % included concentrate into the diet, 15.4 % and 65.4 % used other energy/protein sources and minerals, respectively. Approximately 97 % of farms with a two-phase feeding used concentrate, ca. 60 % offered other feed stuffs and ca. 80 % included minerals. For the latter farms, omitting other feed stuffs from the diet was connected with a better animal health. Most of the farms that did not use concentrate, other feed stuffs or minerals were in the lower milk yield groups (BL 1 and BL II). 5. On all farms, lactating cows received concentrate in various application forms,  and additionally were supplied with other energy/protein sources (77.6 %) and minerals (94.4 %). Farms that used AMR, which in general was combined with concentrate feeding via computerized feeding stations, overall had higher disease incidences than farms with other concentrate feeding systems. Those farms mainly belonged to  the higher milk yield groups (BL III and BL IV). 6. On 66 farms (67.4 %) and on 91 farms (92.9 %), dry cows and lactation cows were kept in free stalls with cubicles, where disease incidences were statistically significantly higher than in other housing types. On higher milk yield farms, free stalls were more often found than stanchion barns. 7. Only 2 farms did not use pasturing for their dry cows. Highest incidences of diseases were observed with a two-phase feeding when pasturing was offered only during the first phase. This type of pasturing was found more often in the higher milk yield group (BL IV) and statistically significantly different from the other milk yield groups. Pasturing of lactating cows was performed on 94 farms with 56.1 % using continuous pasturing. Highest disease incidences occurred with part time pasturing. This type of pasturing was found statistically significantly more often in higher milk yield classes than in lower ones. 8. Milk fever prophylaxis was performed on 62.2 % of the farms. Disease incidences especially those for milk fever were higher in those farms than in dairy operations without milk fever prophylaxis. With respect to milk performance, more farms with milk fever prophylaxis were found in the higher milk yield groups (BL III and BL IV) than in the lower milk yield classes (BL I and BL II). 9. Prevention against ketosis was carried out on ca. 35 % of the farms. Those farms majorily belonged to the higher milk yield classes and had higher diseases incidences than farms without ketosis prophylaxis. 10. The results presented suggest that there is a relationship between herd milk yield performance and various feeding, housing and management conditions.  Possible associations between the latter ones and disease incidences might be overlapped by the milk yield effect which is also related to disease incidences. Therefore, an advanced dairy cow management, which primarily is performed on dairy farms with higher milk yield performance, might not necessarily coincide with a better animal health.

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