Betäubungstiefe und Fleischqualität bei Schlachtputen nach Betäubung mit Kohlendioxid und mit Zusatz von Argon
In einem norddeutschen Geflügelschlachthof wurde die routinemäßige Kohlendioxid (CO2)-Betäubung von Puten in einem V-förmigen Tunnelsystem untersucht. Bei Verhaltensbeobachtungen der sowohl männlichen als auch weiblichen Tiere (n=1560) im Tunnel während des routinemäßigen Betriebes wurden in der Anfangsphase der Betäubung u. a. Kopfschütteln (37,1 %) und vermehrte tiefe Atemzüge (18,4 %) beobachtet, die darauf hindeuten, dass die Tiere bis zum Einsetzen der Bewusstlosigkeit unter Erstickungsgefühlen und Reizungen der Schleimhäute infolge CO2-Einwirkung zu leiden scheinen. Als mögliche Verbesserung wurde eine Kombination aus Argon (Ar) und CO2 zur Betäubung in dem Tunnelsystem eingesetzt, bei welcher eine anfängliche Anflutung mit dem inerten Ar den Tieren die Einleitungsphase weniger schmerzhaft und stressfreier gestalten sollte. Eine nachfolgende CO2-Exposition sollte dann die anhaltende Tiefe der Betäubung gewährleisten. Zur Einschätzung der Betäubungstiefe wurden sowohl nach der routinemäßigen CO2-Betäubung, als auch nach der CO2&Ar-Kombination die klinischen Parameter Lidschluss und Interphalangealreflex an einer repräsentativen Anzahl an Puten überprüft. Nach der alleinigen CO2-Betäubung hatten 77 % der Tiere die Augen geschlossen, im Gegensatz zu 61 % geschlossenen Augen bei der Kombination von Ar und CO2. Lediglich eine Pute bei der Kombinationsbetäubung zeigte einen positiven Interphalangealreflex. Von diesen Tiere (n=226) wurde direkt am Schlachtband Stichblut entnommen und auf die Stressindikatoren Adrenalin (A), Noradrenalin (NA), Kortikosteron (K) und Laktat (L) untersucht. Alle Parameter lagen nach CO2&Ar- Betäubung deutlich höher als nach alleiniger CO2-Betäubung (p<0,05). Erhebliche Unterschiede ergaben sich zu den Befunden von einer Kontrollgruppe noch im Herkunftsstall gehaltener schlachtreifer Puten, die um den Faktor 1000 geringere Katecholamin-Konzentrationen im Blut aufwiesen (Kontrollgruppe: A 0,7 nmol/l, NA 4,2 nmol/l; CO2-Betäubung: A 995,6 nmol/l, NA 1180,8 nmol/l; CO2&Ar-Betäubung: A 1297,3 nmol/l, NA 1332,1 nmol/l). Die Kortikosteron-Werte dieser Tiere lagen um den Faktor 10 unter den betäubten Puten und auch die Laktatwerte betrugen nur die Hälfte (Kontrollgruppe: K 3,5 nmol/l, L 2,4 mmol/l; CO2-Betäubung: K 28 nmol/l, L 5,4 mmol/l; CO2&Ar-Betäubung: K 37 nmol/l, L 6,7 mmol/l). Die Fleischqualität schien durch die Art der Gasbetäubung wenig beeinflusst. Zwar waren die pH1-Werte nach CO2&Ar-Betäubung nach der Schlachtung in Brust- und Schenkelmuskulatur etwas niedriger und die elektrische Leitfähigkeit durchgehend höher als nach alleiniger CO2-Betäubung, die pH24-Werte waren jedoch wieder ausgeglichen (pH24-Wert in der Schenkelmuskulatur nach beiden Betäubungsmethoden 6,18, in der Brustmuskulatur 5,77 (CO2) bzw. 5,79 (CO2&Ar)). Insgesamt scheint das Hinzufügen von Ar in der beginnenden Betäubungsphase in dem hier benutzten V-förmigen Tunnel keine Vorteile gegenüber der routinemäßigen alleinigen CO2-Betäubung zu haben, weder im Hinblick auf den Tierschutz noch im Sinne der Fleischqualität. Allerdings war die hier betrachtete Tunnelkonstruktion ursprünglich auch nur auf eine alleinige Verwendung von CO2 als Betäubungsgas ausgelegt. Denkbar ist eine optimierte Anwendung beider Gase in nacheinander angeordneten Betäubungskompartimenten, wobei die Puten im ersten Bereich mit hohen Ar-Konzentrationen narkotisiert und direkt danach im zweiten Kompartiment mit CO2 tief und nachhaltig betäubt werden (Zweikammersystem). Möglicherweise wäre damit zwar eine Verlängerung der Tunnelpassage verbunden, aber ein solches Verfahren hätte das Potential die Betäubung von Puten sehr viel schonender einzuleiten und die Betäubungstiefe zu verbessern und zu stabilisieren als dies die derzeitige alleinige CO2-Betäubung leisten kann. Weitere Untersuchungen dazu wären wünschenswert.
Male and female slaughter turkeys (n=1560) stunned in a V-shaped tunnel with an increasing carbon dioxide (CO2)-atmosphere were monitored during their way through the stunning system. Until the point of unconsciousness in the middle of the tunnel reactions like headshaking (37,1%) and deep breaths (18,4%) were observed. They were interpreted as reactions to the acid sensation of the CO2 on the mucosal membranes and as respiratory distress. Therefore suffering and pain were supposed to be existend in the turkeys until unconsciousness. For opitmising this intial stunning phase the inert gas argon (Ar) was added prior to the CO2-atmosphere for creating a more gentle way to unconsciousness. After stunning eyelid closure and interphalangeal reflex were tested in 226 female turkeys to estimate the depth of unconsciousness. The results after both methods were acceptable whereas stunning with CO2-only seemed to create a little deeper unconsciousness. Here, 77 % of the birds showed closed eyes in comparison to 61 % after CO2&Ar-stunning. Only one bird after CO2&Ar-stunning reacted to the interphalangeal stimulus. After sticking blood samples of these animals were collected to be analysed for stress parameters (adrenaline (A), noradrenaline (NA), costicosterone (C), and lactate (L)). For comparison, blood samples of 40 female slaughter turkeys in a barn were analysed for the same parameters, too. The catecholamines were about 1000 times higher in the slaughter turkeys than in the animals in the stable (barn: A 0,7 nmol/l, NA 4,2 nmol/l; CO2-stunning: A 995,6 nmol/l, NA 1180,8 nmol/l; CO2&Ar-stunning: A 1297,3 nmol/l, NA 1332,1 nmol/l). Corticosterone was about 100 times higher and lactate was double (barn: C 3,5 nmol/l, L 2,4 mmol/l; CO2-stunning: C 28 nmol/l, L 5,4 mmol/l; CO2&Ar-stunning: C 37 nmol/l, L 6,7 mmol/l). All values of CO2&Ar-stunned animals were little higher than those of CO2-stunned birds. Also the carcasses were examined to consider whether the gas combination has an influence on meat quality. PH and electrical conductivity were measured one and 24 hours after slaughter in the breast and the leg´s muscle. The electrical condcutivity was always higher after CO2&Ar-stunning, as well as pH after one hour. 24 hours after slaughter the pH-values did not show significant differences (pH24 in the leg´s muscle after both stunning procedures 6,18, in the breast 5,77 (CO2) resp. 5,79 (CO2&Ar)). It can be concluded that the variation of the stunning gases did not influenced meat quality. In sum the addition of Ar to the initial stunning phase did not influence the stunning procedure advantageously in this V-shaped tunnel. Further research into this alternative in specially designed systems are necessary.
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