Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)TiHo eLib

Untersuchungen zur Stressbelastung von Wildschweinen bei der Ausbildung von Hunden zur Verhaltensanpassung im Schwarzwildgatter

In vier Brandenburger Schwarzwildgattern wurden in der Zeit vom 28.07.2007 bis 02.12.2007 Untersuchungen an siebzehn Wildschweinen (Sus scrofa scrofa) durchgeführt. Dabei wurden mittels Videographie Ethogramme erstellt und Speichelproben zur Cortisolbestimmung entnommen, um festzustellen, welcher Stressbelastung die Gatterwildschweine bei der Ausbildung von Jagdhunden zur Verhaltensanpassung im Schwarzwildgatter ausgesetzt sind. Die Untersuchungen brachten folgende Ergebnisse: Wildschweine, die zum ersten Mal Kontakt mit Hunden haben, zeigen keine abweichenden Verhaltensweisen im Vergleich zu denen mit längerer Dienstzeit im Schwarzwildgatter. Das Verhalten des Schwarzwildes gegenüber Hunden entstammt dem natürlichen Verhaltensrepertoire, das bereits bei Frischlingen ausreichend ausgeprägt ist. Wildschweine besitzen demnach eine natürliche und deutliche höhere Stressresistenz als Hausschweine unter der Voraussetzung einer natürlichen Haltung mit entsprechendem Biotop und Sozialstrukturen. Des Weiteren konnte mit zunehmenden, einzeln nacheinander ins Gatter eingebrachten Hunden, bis zu einer maximalen Anzahl von sechs Tieren, kein Anstieg von gestressten Verhaltensweisen bei den Wildschweinen beobachtet werden. Ein einzelner Hund ist für Schwarzwild demnach kein unkontrollierbarer Stressor, der Dysstress hervorruft. Im Vergleich mit einer Stresssituation ohne Hundkontakt, wie die Isolation von der Rotte, ist der Anstieg des Cortisols während der Isolation von der Rotte deutlicher, als bei der Gatterarbeit mit einem Hund. Signifikante Unterschiede bei den Verhaltensweisen konnten nicht ermittelt werden. Der stöbernde Hund im Gatter stellt demnach keine größere Stressbelastung dar, als die vorübergehende Trennung vom vertrauten Sozialverband. Die Haltung und der Gattereinsatz im Rottenverband sind daher nötig, um die Verhältnismäßigkeit dieser Ausbildungsmethode zu wahren. Die Speichelcortisolwerte sind sehr individuell und ein einheitlicher Verlauf des Cortisolanstiegs zu unterschiedlichen Messzeitpunkten ist nicht zu erkennen. Zudem weisen Wildschweine deutlich höhere Werte als Hausschweine auf. Insgesamt geht aus der vorliegenden Arbeit hervor, dass sich das Gatterschwarzwild in einem deutlich stabilen psychischen und physischen Zustand mit ausgeprägtem Stressbewältigungsvermögen befindet. Bei Einhaltung der Untersuchungsbedingungen gemäß dem Gemeinsamen Standpunkt zur tierschutzgerechten Verhaltensanpassung von Jagdhunden im Schwarzwildgatter bleiben §1 und §3 des Tierschutzgesetz sowie §19/13 des Bundesjagdgesetzes unberührt. Der Einsatz von Wildschweinen in Schwarzwildgattern zur Verhaltensanpassung von Jagdgebrauchshunden erzeugt, nach den vorliegenden Ergebnissen, keinen Dysstress und ist somit nicht tierschutzrelevant.

From July 28th to December 2nd 2007 this study observed the behaviour of 17 wild boars (Sus scrofa scrofa) in different wild boar gates in Brandenburg using videography and analyses of cortisol-level in saliva to determine their stress level during the training of hunting dogs within the gates. The following results were yielded: Wild boars at their first contact with hunting dogs do not show different behavioural patterns than wild boars with a longer period of service in wild boar gates. These patterns can also be observed in young boars, thus wild boars show a significantly higher natural stress resistance in comparison to domestic pigs when being held under adequate conditions regarding the biotope and social structures. Furthermore, when the amount of hounds within the gate is increased slowly up to the amount of six, no rise of stress is monitored in the behavioural patterns of the wild boars. A single dog is therefore not considered being factor causing distress in wild boars. In comparison to different stress situations without contact to hounds (e.g. isolation from the family group) wild boars show the same level of relaxed behavioural patterns and stress reactions. Also the increase of cortisol level is significantly stronger when isolated in comparison to a hunting dog training within the gate. Therefore keeping the wild boars in reliable family groups within the gates is a necessary condition to sustain animal welfare while training hunting dogs. The level of cortisol in saliva is extremely individual and a uniform rise of cortisol levels at different measuring times cannot be recognized. Wild boars show significantly higher values in general than domestic pigs. In conclusion, wild boars in gates are in a very stable mental and physical condition with a distinct ability to manage stress. When training conditions according to the “Common Point of View of Behavioural Training of Hunting Dogs in Accordance to Animal Rights”  are ensured, §1 and §3 of the German Animal Protection Laws, as well as §19/13 of the Federal German Hunting Laws are kept pristine. As a result, the stress in wild boars caused by the training of hunting dogs within the wild boar gates is not to being considered distress and therefore not violating animal welfare.

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