Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)TiHo eLib

Stärken-Schwächen-Analyse bei der Einführung der risikoorientierten amtlichen Schlachttier-und Fleischuntersuchung in einem mittelständischen Schweineschlachthof

Gemäß dem Vorschlag von Robert von Ostertag wurde in Deutschland vor mehr als 100 Jahren eine amtliche Schlachttier- und Fleischuntersuchung eingeführt. Die konsequente Anwendung dieser Untersuchung hat sehr erfolgreich dabei geholfen, Tierseuchen und gefährliche Zoonosen in Deutschland ganz oder beinahe komplett zu tilgen. In den letzten Jahrzehnten häufen sich jedoch in der Wissenschaft die Vorschläge, den starr vorgegebenen Untersuchungsgang dynamisch an neue Gefährdungs- und Nachweispotentiale anzupassen. Auch die Europäische Gesetzgebung hat mit der „Basisverordnung“ VO (EG) Nr. 178/2002 und dem darauf aufbauenden „Hygienepaket“ mit den für die amtliche Schlachttier- und Fleischuntersuchung von Schweinen relevanten Verordnungen (EG) Nr. 852/2004, 853/2004 und 854/2004 ein radikal neues Lebensmittelsicherheitskonzept entwickelt und zur Geltung gebracht. Damit werden moderne Formen der Kommunikation und elektronischen Datenverarbeitung, ein stark verändertes Gefährdungspotential für den Verbraucherschutz und neue Nachweismethoden von gefährlichen Stoffen und Mikroorganismen in die Möglichkeit umgesetzt, von der konventionellen Schlachttier- und Fleischuntersuchung abzuweichen und eine risikoorientierte Form der Untersuchung am Schlachthof umzusetzen. Die ab dem 01.01.2006 in Kraft getretene Neuordnung der Europäischen Lebensmittelpolitik überträgt außerdem den Lebensmittelunternehmen eine größere Mitverantwortung für sichere Lebensmittel. Somit besteht nun die Möglichkeit, die Sicherheit der Verbraucher in einem gemeinsamen Projekt aus amtlicher Überwachung und privat gesteuerter Datenverarbeitung deutlich zu erhöhen und dynamisch neuen Gefahren und Möglichkeiten der Erkennung und Bekämpfung dieser Gefahren anzupassen. Demnach kann der Lebensmittelunternehmer relevante Informationen der Lebensmittelkette von den Stellen zusammenfügen wo sie anfallen, nämlich in den landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieben und bei der Untersuchung am Schlachthof, diese Daten aufbereiten und dem amtlichen Untersuchungspersonal zur Verfügung stellen. Das amtliche Untersuchungspersonal kann auf Grundlage dieser Daten sowie der Befunde der aktuell zu untersuchenden Partie von Schlachtschweinen die beste Untersuchungsmethode auswählen, die angebracht scheint. Die Möglichkeiten der Untersuchung reichen von der visuellen bis zur gezielt erweiterten Untersuchung. Am Schlachthof der Firma Manten wurde in einer public-privat Partnership mit wissenschaftlicher Unterstützung durch Professor Thomas Blaha und Dr. Diana Meemken von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, und Martin Frettlöh von Quh-Lab ein Projekt für die Umsetzung der risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung entwickelt und eingeführt. Grundlagen dafür waren besonders das von SCHRUFF (2004) entwickelte Bewertungssystem von Lebensmittelketteninformationen und die Untersuchung von Bewertungssystemen für Lebensmittelketteninformation von MEEMKEN (2006). Ergebnis der vorliegenden Arbeit ist ein funktionierendes und amtlich zugelassenes System einer risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung, bei dem für jeden landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieb ein Index für die Tiergesundheit (LAX) errechnet wird und der Erzeugerbetrieb mit diesem LAX in 3 verschiedenen Risikoklassen eingeteilt wird. Diese Risikoeinschätzung die sich aus den Lebensmitelketteninformationen und den Ergebnissen der voran gegangenen Schlachttier- und Fleischuntersuchungen zusammensetzt, hilft dem amtlichen Untersuchungspersonal bei der Entscheidung über die für die Tiere dieser Lieferpartie anzuwendende Untersuchungsmethode. Schlussfolgernd wird nahegelegt, die Entwicklung der risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung weiter zu treiben. Es sollte eine wissenschaftlich erstellte amtliche Risikoanalyse des jeweiligen Schlachtbetriebes geben. Daten aus den Erzeugerbetrieben und den Schlachthöfen sollten in einer Internet basierten Datenbank zusammen fließen und von dort auch den relevanten Stellen zur Verfügung gestellt werden. Die sehr starren Vorgaben der Behörden zum Personaleinsatz sollten überdacht werden. Tierärzte, amtliche oder Amtstierärzte sollten Ihre neue, wichtige Rolle bei dem Schutz und der Weiterentwicklung der Verbrauchersicherheit erkennen und annehmen und ihr Berufsbild aktiv neu gestalten. Veterinärämter sollten die neue Rolle der Schlachthöfe und Erzeugerbetriebe als Lebensmittelunternehmer anerkennen und diese Partner bei der Wahrung von Verbraucher- und Tierschutzbelangen ebenso fördern wie auch Leistung und Kooperation einfordern.

In accordance with the suggestions of Robert von Ostertag, an official ante- and post-mortem inspection was introduced in Germany more than 100 years ago. The consistent application of this inspection contributed very successfully to abatement or even eradication of animal diseases and zoonotic diseases in Germany. However, in recent decades scientists came up with new proposals to dynamically adapt the strictly preset inspection procedures to new danger potentials and new examination methods. European legislation developed a radically changed food safety concept by introducing and putting into effect the „base regulation“ (EU) 178/2002, followed by the regulations (EU) 852/2004, 853/2004 and 854/2004, the so called „Hygiene Package“. All these prescriptions are relevant with respect to the official ante- and post-mortem inspection of pigs. By this new legislation, modern forms of communication and modern electronic data processing allow deviating from the conventional methods of official ante- and post-mortem inspection at the slaughterhouse and the use of new, risk-based techniques. This takes into account the significantly changed danger potential for the consumer as well as new examination methods. This new European legislation came into force on January 1st, 2006 and assigns a higher responsibility for food safety to the food business operator. Consequently there now is the chance for the introduction of a common project between official supervision and privately controlled data processing, by which consumer safety can be enhanced significantly and at the same time the system can be adapted dynamically to new methods of identification and controlling of the new dangers. Thus the food business operator can assemble the relevant food chain information from those places where they originate from, i.e. the agricultural holdings and the meat inspection at the slaughterhouse. These data can be edited and made available to the official inspection staff. As a result of this, the official veterinarian can choose the adequate inspection method for the lot of pigs currently to be examined on basis of this information as well as on the inspection findings. The range of different inspection methods reaches from visual examination to specifically enhanced methods. Under scientific support by Professor Thomas Blaha and Dr. Diana Meemken from the „Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover“ (veterinary school at Hannover) and Martin Frettlöh from Quh- Lab, a project for the implementation of a risk- based ante- and post- mortem inspection was launched at the slaughterhouse of the Manten company in a private – public partnership. Basis for this were especially the valuation system for food chain information, developed by SCHRUFF (2004), and the study on valuation systems for food chain information by MEEMKEN (2006). Result of the present research is a functioning and officially approved system of risk- based ante- and post-mortem inspection of slaughter pigs. In this paper, a dynamic index for animal health is developed for each agricultural holding (LAX), by means of which the holding is graded in one of three risk categories. This risk assessment, resulting from food chain information and the results of previous meat inspections, helps the official veterinarian with his decision on the appropriate examination method to be used on the current lot of slaughter pigs. As a conclusion it is suggested that the development of risk-based ante- and post-mortem inspection should be continued. There should be a scientifically prepared risk analysis for each individual slaughterhouse. Data from the agricultural holdings as well as from the abattoirs should coalesce in a web-based database and by this way made available to the relevant authority. The very inflexible standards of personnel placement on the official side should be reconsidered. Veterinary officers as well as official veterinarians should recognize their new role in the development of protection and safety of the consumer and actively mould the outline of their profession. Veterinary offices should acknowledge the new role of both slaughter houses and agricultural holdings as food business operators and on one hand encourage these partners in protecting the requirements of both animal welfare and consumer protection and on the other hand, demand performance and co-operation.

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