Epidemiologische Untersuchungen zur Verwendung der tierärztlichen Befunde am Schlachthof als tierorientierte Tierschutzkriterien zur Beurteilung der Tiergesundheit und des Tierwohls der Tiere in Schweinemastbeständen
Epidemiologische Untersuchungen zur Verwendung der tierärztlichen Befundung am Schlachthof als tierorientierte Tierschutzkriterien zur Beurteilung der Tiergesundheit und des Tierwohls der Tiere in Schweinemastbeständen Mit der Aufnahme des „Wohlergehens der Tiere“ in den Artikel 13 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union hat der Tierschutz auf EU-Ebene wesentlich an Bedeutsamkeit gewonnen. Auch für die Verbraucher hat die tiergerechte Haltung von Nutztieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen, an Wichtigkeit gewonnen. Die Verordnung (EG) Nr. 882/2004 fordert regelmäßige risikoorientierte amtliche Kontrollen zur Überwachung des Tierschutzes in landwirtschaftlichen Nutzbetrieben. Ziel dieser Arbeit war es, ein Hilfsmittel zur Beurteilung der Tiergesundheit und des Tierwohls der Tiere in Schweinemastbeständen zu entwickeln, um die Auswahl tierschutzauffälliger Bestände im Rahmen der risikoorientierten Tierschutzüberwachung effizienter zu gestalten. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden die Ergebnisse der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung von 650.335 Mastschweinen, die von 129 Zulieferbetrieben stammten, an einem norddeutschen Schlachtbetrieb gesammelt und ausgewertet. Von den angelieferten Schweinen wurde in der amtlichen Schlachttieruntersuchung für 0,06 % ein Schlachtverbot erteilt, für weitere 1,01 % der Tiere wurden ein oder mehrere Befunde erhoben, dabei war der Befund „Schwanzläsionen“ mit 0,38 % der am häufigsten erfasste. Als zweithäufigster Befund wurden „Lahmheiten/Paresen“ bei 0,21 % der Schweine dokumentiert. In der amtlichen Fleischuntersuchung wurden bei 4,3 % der untersuchten Schweine mittel- bis hochgradige Veränderungen an der Pleura festgestellt. Für 2,74 % der Tiere wurden mittel- bis hochgradige Veränderungen an der Lunge erfasst, die Häufigkeitsrate für das Auftreten von Pericarditiden betrug 1,57 %. Milk spots der Leber wurden bei 6,35 % der Schweine festgestellt, dies war der am häufigsten gestellte Befund. Die Befundrate für das Auftreten von Abszessen und großen Teilschäden betrug 0,62 %. Für 89,75 % der insgesamt untersuchten Schlachtschweine wurden keine mittel- und hochgradigen Veränderungen am Brustfell oder an der Lunge, keine Veränderungen am Herzbeutel und keine Milk spots an der Leber erfasst. Im Rahmen dieser Arbeit wurde in starker Anlehnung an den Organbefundindex von BLAHA (1994) ein Tiergesundheits-/Tierschutz-Index (TTI) zur Beurteilung der Lebensqualität der Tiere in Schweinemastbeständen entwickelt. Für die Häufigkeitsrate der Befunde aus der Schlachttieruntersuchung, der mittel- bis hochgradigen Veränderungen an der Pleura, der mittel- bis hochgradigen Veränderungen an der Lunge, der Pericarditiden und der Teilschäden wurden Punkte vergeben. Dabei wurden die Befunde der Lebenduntersuchung und die Teilschäden doppelt gewichtet. Die Punkte für die einzelnen Befunde wurden zu einer Gesamtsumme, dem TTI summiert. Ein Betrieb konnte zwischen 0 und 21 Gesamtpunkte erreichen, wobei ein geringer TTI für eine geringe Befundhäufigkeit spricht. Durch die Definition des TTI wurde eine Spreizung der Indexwerte über den gesamten Wertebereich erreicht. Dieses Ergebnis zeigt, dass das Verfahren eine ausreichende Variabilität der TTI-Messungen erzeugen kann und spricht für die Verwendbarkeit dieses Bewertungsmaßes. In einer zweiten Auswertung wurde im Rahmen dieser Studie über einen Zeitraum von zwölf Monaten während der amtlichen Fleischuntersuchung zusätzlich eine erweiterte, detaillierte Erfassung der Teilschäden durchgeführt. In der Zeit von März 2010 bis Februar 2011 wurden von 318.050 untersuchten Schweinen für 8.091 Tiere (2,54 %) zusätzlich zur regulären Befundung tierschutzrelevante Befunde registriert. Der Befund „Abszess“ wurde am häufigsten erfasst (0,72 %). Gelenkerkrankungen wurden mit 0,38 % am zweithäufigsten registriert. Der Tiergesundheits-/Tierschutz-Index wurde auf Zusammenhänge mit den Betriebsleistungsdaten von 40 der 129 in die Untersuchung einbezogenen Mastbetriebe untersucht. Für den Zusammenhang zwischen dem TTI und der Mortalitätsrate ließ sich eine schwache negative Korrelation feststellen. Mit der durchschnittlichen täglichen Zunahme ergab sich ein schwacher positiver Zusammenhang. Die Korrelation zwischen dem TTI und der Futterverwertung verlief in sehr geringer negativer Stärke. Zwischen dem TTI und dem Mastendgewicht ließ sich ein sehr schwacher positiver Zusammenhang erkennen. Die Tatsache, dass die Korrelationen des Tiergesundheits-/Tierschutz-Index mit den Betriebsleistungsparametern von 40 Schweinemastbetrieben nur sehr gering sind, ist ein Beweis dafür, dass die Bewertung der Tierleistung alleine als Schlussfolgerung auf das Tierwohl nicht ausreicht. Demzufolge ist die Verwendung des beschriebenen TTI von besonderer Wichtigkeit für die Einschätzung der Tierwohlqualität von Schweinemastbeständen. Vorteilhaft ist, dass dieser Index mit dem im Rahmen der regulären amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung anfallenden Befunden zu erstellen ist und keine weiteren Untersuchungen vonnöten sind. Die im Vergleich „schlechtesten“ Betriebe können identifiziert werden. Da bei diesen Schweinemastbeständen die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen von Tierschutzdefiziten höher ist, können diese gezielt amtlich überwacht und in ihren Bemühungen für eine Verbesserung der Tierhaltung und -betreuung unterstützt werden.
Epidemiological investigations into the usability of veterinary findings at the slaughterhouse as animal-oriented indicators for animal health and animal welfare in pig finishing herds. With the inclusion of the “welfare requirements of animals” in Article 13 of the Treaty on the Functioning of the European Union, animal welfare at EU level is gaining significance. Even for the consumers the state of welfare in husbandry systems of animals, which are kept on farms for food production, took on greater significance. The Regulation (EC) No 882/2004 requires regular risk-based official controls to monitor also animal welfare in food animals. The aim of this investigation was to develop a benchmarking tool for the assessment of animal health and animal welfare in pig finishing herds in order to make the riskbased animal welfare monitoring more efficient. Over a period of two years, the results of the official ante-mortem and post-mortem inspection of 650 335 pigs, which came from 129 farms were collected in a North German slaughterhouse and evaluated. In the official ante-mortem inspection the permission for slaughter to 0.06 % of the delivered pigs was not granted. For further 1.01 % of the animals one or more findings were collated, tail lesions were the most frequently documented findings (0.38 %).The second most frequent finding was “lameness / paralysis” in 0.21 % of the pigs. In the mandatory meat inspection moderate to severe alterations of the pleura were recorded for 4.3 % of the slaughter pigs that were included in this study. For 2.74 % of the animals moderate to severe lesions of the lung were recorded, the average frequency rate of pericarditis was 1.57 %. Milk spots of the liver were observed in 6.35 % of the pigs, this was the finding most frequently recorded. The finding rate for the occurrence of abscesses and large damaged parts on the carcasses was 0.62 %. For 89.75 % of the total examined pigs no medium-and highgrade lesions in the pleura or the lung, no alterations in the pericardium and no milk spots in the liver have been detected. In the context of this work an Animal Health/Animal Welfare Index (HWI) on the basis of the Organ-Lesion-Index according to BLAHA (1994) was developed to assess the animal health and welfare status of pig finisher herds. Points were awarded for the frequency rate of the findings from the ante mortem inspection, the moderate to severe lesions of the pleura, the moderate to severe lesions of the lungs, pericarditis and damage parts on the carcasses. The findings of the ante-mortem inspection and the damaged parts of the carcasses were weighted twice. The points for the individual findings were summarized to form an index, the HWI. A pig herd could reach 0 to 21 total index points. In this context a low HWI expresses a low frequency rate of pathological lesions found in carcasses and organs. By the definition of the HWI a spreading of the index values was achieved over the entire range of values. This result shows that this procedure can generate a sufficient variability of HWI measurements and suggests the utility of this assessment criterion. Within the frame of this study a second analysis was carried out over a period of twelve months (March 2010 to February 2011). During the mandatory meat inspection a more detailed assessment of the damaged parts of the carcasses was accomplished. The finding "abscess" was most frequently acquired (0.72%). Joint diseases were the second most registered findings with 0.38%. The Animal Health/Animal Welfare-Index was examined for its correlation with the performance data for 40 of the 129 fattening farms which are included in this study. Between the HWI and the mortality rate a very weak negative correlation was ascertained. With the average daily weight gain a weak positive relationship could be determined. The correlation between the HWI and the feed conversion ratio was negative in a very low strength. Between the HWI and the final fattening weight a very weak positive correlation was seen. The fact that the correlations of the Animal Health/Animal Welfare Index with the performance parameters are only weakly is a proof that the evaluation of performance data alone is not sufficient for the assessment of animal welfare. Consequently the use of the described HWI is of particular importance for the assessment of well-being of animals in pig-finishing herds. The index can be created with the collated results of the regular official ante- and post-mortem inspection, no further investigations are needed. Pig herds, which are the ‟worst” in the benchmarking, can be identified. Due to the fact that there is a high probability of the existence of animal welfare deficits in these herds, they should be officially inspected and supported in their efforts to improve their husbandry system and the quality of their animal care.
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