Anwendung von Goldimplantaten zur Schmerztherapie bei der kaninen Hüftgelenkdysplasie
Die Golddrahtimplantation/Goldakupunktur erfährt als Methode zur alternativen Schmerzbehandlung bei osteoarthrotischen Erkrankungen sowohl in der Veterinär- als auch in der Humanmedizin zunehmende Verbreitung, steht jedoch hinsichtlich ihrer Wirksamkeit in der Diskussion. Die vorliegende kumulative Doktorarbeit aus zwei Einzelpublikationen befasst sich im ersten Artikel mit den Hintergründen und dem Stand der Forschung zu den Effekten nach Implantation von Gold in Gewebe. Der zweite Artikel beschäftigt sich mit klinischen Studien und Fallberichten zur klinischen Wirksamkeit der Golddrahtimplantation. Für diese Arbeit wurden Veröffentlichungen aus tierärztlichen Fachzeitschriften und Büchern zusammengetragen und ausgewertet sowie thematisch verwandte humanmedizinische Publikationen berücksichtigt. Zielsetzung des ersten Übersichtsartikels ist eine zusammenfassende Darstellung und Diskussion aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen, die sich mit den Wirkmechanismen nach Goldimplantation, insbesondere den Gewebewechselwirkungen, befassen. Nach einer Einführung zu früheren medizinischen Einsatzgebieten von Gold und Goldverbindungen werden Methoden der Implantation des Edelmetalls zur Schmerztherapie bei kaniner Hüftgelenkdysplasie (kHD) vorgestellt. Bisherige Erkenntnisse zu Wirkungsweise und Biokompatibilität der Implantate werden erläutert. Der Nachweis der Freisetzung von Goldionen aus Goldimplantaten in Anwesenheit von Entzündungszellen sowie die anschließenden Untersuchungen zu den Auswirkungen dieser Reaktionen sind entscheidende Schritte zum Verständnis der Mechanismen hinter dem häufig beschriebenen schmerzreduzierenden Effekt der Golddrahtimplantation. Es wird angenommen, dass Analogien zu Goldsalzen bestehen könnten, die lange Zeit aufgrund ihrer entzündungshemmenden und immunmodulierenden Eigenschaften zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis eingesetzt wurden, bevor neuere Therapien mit weniger Nebenwirkungen etabliert wurden. Aktuelle Studien untersuchen die Fragestellung, ob die für Goldsalze beschriebenen Effekte durch die aus Implantaten freigesetzten Goldionen auf lokaler Ebene imitiert werden können. Auch wenn diese Untersuchungen einige Aspekte zum Wirkmechanismus nach Goldimplantation in Gewebe beleuchten, bedarf es weiterer Forschung, um die Mechanismen und Reaktionen nach Golddrahtimplantation in Gewebe vollständig aufzudecken. Der zweite Übersichtsartikel stellt Studien und Fallberichte vor, die sich mit den klinischen Effekten der Golddrahtimplantation/Goldakupunktur beschäftigen. Diese werden hinsichtlich ihrer Evidenz unterschiedlichen Evidenzstufen (Evidence based Levels [EbL] I–IV) zugeordnet. Bei den Veröffentlichungen zur klinischen Wirksamkeit der Methode handelt es sich um drei doppelt geblindete, plazebokontrollierte Studien (EbL II) sowie drei retrospektive, nicht geblindete Studien (EbL IV) und fünf Fallberichte (EbL IV). Während Fallberichte und retrospektive Studien von deutlichen Behandlungserfolgen der Goldimplantation bei kHD berichten, ergab sich nur in einer der drei doppelt geblindeten, plazebokontrollierten Studien ein schmerzreduzierender Effekt. Die einzige Studie, bei der eine kinematische und kinetische Ganganalyse zur objektiven Evaluierung des Behandlungseffekts erfolgte, kommt zu dem Ergebnis, dass die Goldimplantation wirkungslos ist. In der abschließenden Diskussion werden mögliche Gründe für voneinander abweichende Einschätzungen zu den klinischen Effekten der Golddrahtimplantation auf das Bewegungsmuster und die Schmerzsymptomatik von Hunden erörtert. Für eine abschließende Bewertung der Goldimplantation bei kHD fehlen bislang vor allem auch Ganganalysestudien, die die Wirksamkeit der Goldimplantation einer Standardtherapie mit nichtsteroidalen Antiphlogistika gegenüberstellen. Die moderne computergestützte Ganganalyse könnte hier zukünftig eine objektivere Untersuchung des klinischen Effektes von Golddrahtimplantationen im Rahmen der Schmerzbehandlung osteoarthrotischer Erkrankungen des Hundes ermöglichen. Weiterhin ist bei der Konzeption zukünftiger Studien zur Goldimplantation zu beachten, dass die Goldimplantation ein invasives Verfahren darstellt, so dass hier dem möglichen Nutzen der Therapie auch potentielle Risiken für den Patienten gegenüberstehen. Entsprechend muss es das Ziel zukünftiger Studien sein, neben einer objektiven Abschätzung der klinischen Wirksamkeit von Goldimplantaten auch eine Risikoabschätzung dieser Therapieform im Vergleich zu etablierten Therapieverfahren mittels nichtsteroidaler Antiphlogistika durchzuführen.
Gold bead implantation/gold acupuncture as a kind of alternative pain treatment achieves increasing distribution in veterinary medicine as well as in human medicine. However, the effects of this treatment are discussed controversially. The present cumulative thesis consisting of two publications. The first article provides background and state of research concerning the effects after implanting gold in tissue. The second publication is analysing clinical trials and case reports concerning the clinical effects of gold bead implantation. For the present work publications from veterinary journals and books have been reviewed and related articles from human medicine have been considered. After introducing former medical use of gold and gold compounds methods of implanting this noble metal in cases of canine hip dysplasia (cHD) are discussed. Present findings regarding the mechanism of action and biocompatibility as well as clinical studies are introduced. Investigating the liberation of gold ions from solid gold implants in presence of inflammatory cells as well as analyzing the effects of this reaction are important steps in understanding the often named painreducing effect of gold bead implantation. Hypothesis exist that there might be analogies to gold salts, which were formaly used in treatment of rheumatoid arthritis because of their anti-inflammatory and immuno-modulating effects before novel drugs with less side effects became established. Recent research aims to ascertain whether the anti-inflammatory and immuno-modulating effects of gold compounds are imitated by gold ions released from gold implants at a local level. Even if these investigations uncover some parts of biochemical and tissue reaction, further research is necessary to thoroughly understand mechanism and reactions following the implantation of gold in tissue. The second review focuses on publications concerning the clinical effectiveness of gold bead implantation/goldacupuncture. Due to the study design, a classification using evidence- based levels (Ebl) was carried out. Three double-blind, placebo-controlled randomised studies (Ebl II) were considered together with three retrospective, non-blinded studies (Ebl IV) and five case studies (Ebl IV). While the case and retrospective studies reported impressive therapeutic success in treating cHD-incurred pain with gold implantation, a pain-reducing effect through gold implantation was demonstrated only in one of the three double-blind studies. The only study that carried out an objective evaluation of the therapeutic result of gold implantation by using cinematic and cinetic gait analysis came to the conclusion that the method is ineffective. In conclusion possible reasons for deviating assessment of the clinical effects of gold bead implantation on motion-pattern and signs of pain in dogs are discussed. For a concluding evaluation of gold implantation in case of cHD, gait analysis studies investigating the effects of gold bead implantation in comparison to a standard treatment with nonsteroidal anti-inflammatory drugs are currently lacking. Modern computer-based gait analysis could be a tool for a more objective assessment of the clinical effects of treating dogs with gold bead implantation in cases of osteoarthritic diseases. In context with future studies investigating the clinical effects of gold bead implantation it has to be considered that this method is an invasive procedure. Thus, potential benefits of the therapy have to be opposed to potential risks for the patient. Accordingly, it must be the goal of future studies to perform an objective assessment of the clinical efficacy of gold beads implants as well as a risk assessment of this form of therapy in comparison to established therapies using nonsteroidal anti-inflammatory drugs.
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