Untersuchungen zur Anwendbarkeit der Isoflurannarkose bei der Ferkelkastration sowie deren Auswirkung auf Produktionsparameter in der Ferkelerzeugung unter konventionellen Produktionsbedingungen
Obwohl erwiesenermaßen die Kastration männlicher Saugferkel mit erheblichen Schmerzen und Leiden einhergeht (MC GLONE et al.1993; TAYLOR et al. 2001; HAY et al. 2003; MOYA et al. 2008), wird sie bis dato nur in Verbindung mit vorheriger Gabe eines schwachen Analgetikums durchgeführt. Als eine Alternative zur betäubungslosen Kastration wird die Kastration unter automatisierter Isoflurannarkose diskutiert. Sie zeichnet sich durch eine schnelle und sichere Narkoseeinleitung und -erhaltung sowie eine kurze und problemlose Aufwachphase aus (WALKER et al. 2004; HODGSON 2006; HODGSON 2007) und führt in Kombination mit einem Analgetikum zu einer ausreichenden Schmerz- und Stressreduktion während der Kastration (SCHULZ et al. 2007a und b; STEIGMANN 2013). In der hier vorliegenden Studie sollte die Praktikabilität der Saugferkelkastration unter Isoflurannarkose in der konventionellen Schweineproduktion evaluiert werden. Hierfür wurden in der Zeit zwischen Juli 2012 und Mai 2013 im Rahmen eines Feldversuches drei verschiedene Ferkelerzeugerbetriebe (Betrieb A, B, C) jeweils mit dem automatisierten Isoflurannarkosegerät PIGNAP Pro® der Schweizer Firma Agrosystems GmbH (Gossau, CH) ausgerüstet. Dieses Gerät wurde für den Einsatz im Stall konstruiert und bietet die Möglichkeit jeweils zwei Ferkel parallel zu narkotisieren. Anhand der Überprüfung von Reflexen sowie der Erhebung eines Lautäußerungs- und Bewegungsscores (nach HOPPE 2011) wurde der Anteil der Ferkel (in %) in ausreichender Narkosetiefe zum Zeitpunkt der Kastration unter konventionellen Produktionsbedingungen ermittelt. Der Einfluss des Körpergewichtes der Ferkel, das Kastrationsalter sowie das Handling oder die Durchführung anderer Managementmaßnahmen im Zusammenhang mit der Kastration auf die Narkosetiefe wurden ebenfalls berücksichtigt. Eine ausreichende Narkosetiefe lag vor, wenn der Lid- und Flexorreflex ausgefallen waren und die Ferkel keine oder nur geringe Lautäußerungen und Bewegungen zeigten. Im weiteren Verlauf sollten mögliche Auswirkungen der Narkose auf das Säugeverhalten der Ferkel nach der Kastration, die Wundheilung und die Gewichtsentwicklung im Vergleich zu herkömmlich kastrierten Tieren eruiert werden. Im Zuge der Datenerfassung konnten 1166 Ferkel während der Kastration unter Narkose beobachtet und beurteilt werden. Hierbei zeigten nach den gewählten Kriterien insgesamt nur 77 % (Betrieb A: 82 %, B: 75 %; C: 69 %) der Tiere eine tatsächlich ausreichende Narkosetiefe. Es konnte gezeigt werden, dass die Wahrscheinlichkeit für eine ausreichende Narkosetiefe der Ferkel mit steigendem Alter und Gewicht der Tiere sinkt. Auch scheint, im Hinblick auf die unterschiedlichen einzelbetrieblichen Ergebnisse, das Handling der Ferkel, respektive das Ferkelmanagement rund um die Kastration, einen Einfluss auf die Narkosetiefe zu haben. Hingegen konnte keine Beeinflussung des Säugeverhaltens, der Gewichtsentwicklung sowie des Wundheilungsverlaufes durch die Kastration unter Narkose im Vergleich zur herkömmlichen Methode festgestellt werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine Rate von nur 77 % ausreichend narkotisierter Ferkel kein angemessenes Ergebnis für die kommerzielle Nutzung dieser Technologie ist. Gleichwohl stellt sie, nach technischer Überarbeitung, eine durchaus erfolgsversprechende Methode zur Schmerzausschaltung bei der Saugferkelkastration dar.
To date, surgical castration without anaesthesia is the most common practice in swine production, although it is evidenced that castration is accompanied by pain and stress for the animal (MC GLONE et al.1993; TAYLOR et al. 2001; HAY et al. 2003; MOYA et al. 2008). An alternative to the practice of piglet castration without anaesthesia provides the castration under automated isoflurane-anaesthesia, which permits a safe and rapid anaesthetic induction and maintenance as well as a brief and smooth recovery (WALKER et al. 2004; HODGSON 2006; HODGSON 2007). In combination with an analgesic, isoflurane-anaesthesia provides a considerable pain and stress reduction for the piglets (SCHULZ et al. 2007a and b; STEIGMANN 2013). The aim of this study was to examine the practicability and effectiveness of piglet castration under isoflurane-anaesthesia in conventional pig production. Therefore, between July 2012 and May 2013, three different farms (A, B, C) were fitted with their own automated anaesthetic machine PIGNAP Pro® (Agrosystems GmbH, Gossau, CH), which is designed for the use inside the stable and offers the possibility of anaesthetising two piglets at the same time. The percentage of sufficiently anaesthetised piglets under production conditions was determined by assessing reflexes as well as the intensity of vocalisation and defensive movements using a scoring system according to HOPPE (2011). Furthermore, the influence of the body weight of the piglets, the age at the time of castration and the handling or other operations associated with the castration on the depth of the anaesthesia was evaluated. For study purposes, an adequate anaesthetic depth was assumed with the absence of reflexes and no or only minor vocalisations and defensive movements. In addition, potential effects of anaesthesia on suckling-behaviour of the piglets after castration, wound healing and growth-performance compared to conventional castrated animals were determined. For the assessment of the depth of anaesthesia 1166 male piglets could be evaluated. According to the selected criteria, only 77 % of the animals (farm A: 82 %, B: 75 %, C: 69 %) were considered as sufficiently anaesthetised. It was shown, that the overall probability for a sufficient depth of anaesthesia decreased with increasing age and weight. Also, the handling of the piglets before the castration procedure seems to have an influence on the achieved depth of anaesthesia. However, it can be concluded that piglets experience neither advantages nor disadvantages in their suckling-behaviour, wound healing and further growth-performance if castration is performed under isoflurane-anaesthesia. In summary, only 77 % sufficiently anaesthetised piglets is an inadequate result for the practical application of this technology. Nevertheless, isoflurane-anaesthesia represents a very promising method for eliminating pain in the castration of piglets after technical revision.
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