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Einfluss einer regelmäßigen Kontrolle und Behandlung der an Moderhinke erkrankten Schafe mit Tilmicosin auf die Krankheitsinzidenz in einer chronisch verseuchten Herde

Moderhinke ist eine der bedeutendsten und häufigsten Klauenerkrankungen in der Schafhaltung weltweit. Es gibt zahlreiche Behandlungs- und Sanierungskonzepte zur Bekämpfung der Erkrankung in den Herden. Diese zielen entweder auf die Kontrolle der Erkrankung, als auch auf eine vollständige Eradikation der Erkrankung und des Erregers aus der Herde ab (RAADSMA und EGERTON 2013). In jüngeren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass durch eine parenterale antibiotische Behandlung ganze Herden von der Moderhinke saniert werden können (STAMPHØJ 2012). In Deutschland ist lediglich Tilmicosin (Tilmodil®, WDT eG, Garbsen) zur Behandlung der Moderhinke bei Schafen zugelassen. Mit der vorliegenden Studie sollte der Einfluss einer regelmäßigen Kontrolle und Behandlung der an Moderhinke erkrankten Schafe mit Tilmicosin auf die Krankheits-Inzidenz untersucht werden. Dafür wurden über den Zeitraum von einem Jahr (18.02.2012 bis 28.02.2013) einmal wöchentlich, in einer zunächst hochgradig mit Moderhinke infizierten Herde, alle lahmen Schafe erfasst, untersucht und bei Vorliegen von Moderhinke mit Tilmicosin behandelt. Für diese behandelten Schafe wurde jeweils ein Lahmheits- und Klauenscore erstellt. Im Abstand von je einer Woche wurden diese Tiere nachkontrolliert. Zusätzlich wurden der Ort der Behandlung, sowie Geschlecht und für jeden Besuchstag die durchschnittliche Tagestemperatur und die Niederschlagsmenge der vorangegangenen Woche dokumentiert. Zur Diagnoseabsicherung wurden Klauentupfer von erkrankten Schafen entnommen und mittels PCR auf spezifische Genomabschnitte von Dichelobacter nodosus untersucht. Von 128 Klauentupfern wurden in 101 Tupfern Genomabschnitte von Dichelobacter nodosus nachgewiesen. Im Rahmen der Studie wurden 605 Behandlungen an erwachsenen Schafen durchgeführt. Die Behandlungen wurden an 415 (85,2%) von insgesamt 487 Schafen in der Herde vorgenommen. Von den 415 Schafen wurden 291 Schafe nur einmal, 124 Schafe wurden mehrmals (bis zu sechs Mal) gegen Moderhinke behandelt. Die Lämmer wurden nur sporadisch untersucht und behandelt. Aufgrund der langen Wartezeit von Tilmicosin konnten Lämmer vor der Schlachtreife, trotz Erkrankung an Moderhinke, nicht mehr behandelt werden. Die Behandlung der an Moderhinke erkrankten Tiere mit Tilmicosin war erfolgreich. So sanken nach der Behandlung die Lahmheits- und Klauenscores der behandelten Schafe signifikant innerhalb von zwei Wochen. Die Anzahl der Neuerkrankungen konnte von anfänglich 50 Neuerkrankungen pro Woche innerhalb von 93 Tagen auf 2 Neuerkrankungen gesenkt werden. Danach stieg die Anzahl der Neuerkrankungen nur noch an wenigen Besuchstagen auf über 10 an. Die Mehrzahl der Schafe infizierte sich im Stall und auf einer angrenzenden Koppel. Ein direkter Einfluss der Außentemperaturen und der Niederschläge auf die Moderhinke-Inzidenz konnte aufgrund der häufigen Ortswechsel der Tiere nicht nachgewiesen werden. Als Risikofaktoren für die Aufrechterhaltung der Infektion in der Herde wurde besonders die kontinuierliche Belegung des Stalles und einer daran angrenzenden Koppel, in Verbindung mit dem häufigen Wechsel der Schafe zwischen Stall, Koppel und Weide, identifiziert. Die inkonsequente Behandlung der Lämmer und die Tatsache, dass chronische kranke Tiere nicht gemerzt wurden, führten ebenfalls zu einer Aufrechterhaltung der Infektkette. Eine Verlängerung des Kontroll- und Behandlungsintervalls führt wieder zu einem Anstieg der Moderhinke-Inzidenz. Die beiden benutzen Parameter, Lahmheits- und Klauenscore, eignen sich zur Identifizierung und Diagnose der Moderhinke. Es kann aber nicht vom Grad der Lahmheit auf den Grad der Klauenveränderung geschlossen werden. Durch die regelmäßigen Behandlungen der Neuerkrankungen kann im Trend der Grad der Klauenveränderungen reduziert werden. Bei frisch erkrankten Schafen heilen die Moderhinke-Läsionen auch schneller ab.   Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse sollten in Betrieben mit enzootischer Moderhinke und hoher Krankheitsprävalenz alle lahmen Schafe regelmäßig untersucht und bei Verdacht auf das Vorliegen von Moderhinke unverzüglich parenteral antibiotisch behandelt werden. Andere Lahmheitsursachen sollten adäquat behandelt werden. Die Intervalle der Lahmheitskontrolle sollten sieben Tage nicht übersteigen. Wiederholt an Moderhinke erkrankte Schafe sollten umgehend gemerzt werden. Nach Erreichen einer wöchentlichen Moderhinke-Inzidenz von unter 2% der Schafe sollte eine Sanierung der Moderhinke angestrebt werden.  

Foot rot constitutes one of the most significant and widespread hoof infections occurring in sheep breeding worldwide. There are numerous treatment and sanitation concepts for the prevention and control of infection in flocks. Such concepts either aim at the control and/or the full eradication of the infection and its pathogen in the flock (RAADSMA and EGERTON 2013). Recent research has shown that parenteral antibiotic treatment of the whole flock leads to successful sanitation of the whole flock infected with foot rot (STAMPHØJ 2012). In Germany, Tilmicosin (Tilmodil®, WDT eG, Garbsen) is the only medication licensed for the treatment of foot rot infection found in sheep. The focus of this study lies on the investigation of the influence of regular control examinations and treatment with Tilmicosin on the incidence in sheep affected with foot rot. A flock infested with foot rot to a high degree, i.e. all sheep showing indication of lameness, was monitored and examined weekly over a period of one year, and in case of a positive diagnosis of foot rot, the animal was treated with Tilmicosin. Individual lameness and hoof score reports were compiled for the sheep under treatment. All animals were examined again at an interval of one week. In addition, the condition of the treatment location, the sex of the animal, the average temperature on the day of examination and the amount of precipitation of the preceding week were documented. Swab samples were taken from the hooves of infected sheep and were examined for specific DNA sequences of dichelobacter nodosus by means of PCR. DNA sequences of dichelobacter nodosus were detected in a number of 101 out of a total of 128 swab samples. The scope of the study comprised 605 treatments of adult sheep. 415 (85.2%) of a total of 487 sheep were treated. 291 of the 415 sheep that were treated underwent only one treatment. In 124 sheep foot rot was treated repeatedly (up to six treatments). Lambs were only sporadically examined and treated. Despite their infection with foot rot, treatment of lambs before their slaughter age was rendered impossible due to the long withdrawal period of Tilmicosin. The treatment of animals infected with foot rot with Tilmicosin was successful. After the treatment, the lameness and hoof scores of the sheep under treatment sank significantly within two weeks. The number of new infections could be reduced from 50 new cases per week in the beginning to 2 new cases per week within 93 days. Subsequently, the number of new cases detected exceeded 10 cases only on few examination days. The majority of sheep contracted foot rot in the stable and on a neighbouring pen. It was not possible to establish a direct influence of the outside temperature and precipitation on foot rot incidence due to the frequent change of location of the animals. Continuous occupancy of stable and neighbouring pen in conjunction with a frequent change of the locations stable, pen and pasture could be notably identified as risk factors for the persistence of the disease. Inconsistent treatment of lambs and the fact that chronically ill animals were not destroyed also led to a persistence of the infection chain. Increasing the examination and treatment intervals led again to a rise in foot rot incidence. The two parameters used, lameness and hoof score, prove to be valid instruments for the identification and diagnosis of foot rot. However, it is not possible to establish a relationship between the degree of lameness and the degree of change in the hoof. Regular treatment of new infections can lead to a reduction in trend of the degree of change in the hoof – with newly infected sheep, foot rot lesions could also be observed to heal faster.   Based on the present results in farms with enzootic foot rot and high disease prevalence all lame sheep should be exercised regularly. If any signs lead to the reasonable suspicion of existing foot rot, a parenteral antibiotic therapy should be initiated. Other causes of lameness should be treated adequately. The examination of lameness should be repeated after seven days at the latest. Sheep which are taken ill recurrently should be culled immediately. After reaching a weekly foot rot incidence of less than 2% a sanitation of foot rot should be sought.    

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