Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)TiHo eLib

Lateralität bei Pferden im Zusammenhang mit Flucht- und Erkundungsverhalten

Everyone working with horses knows situations in which the horse walks past something without any problems on the way out, but shows a strong reaction (such as moving away, body tension, flight) to the same thing on the way back. Some horses show this behaviour more frequently and intensely than others. Thus, this visual asymmetry seems to be important, when dealing with environmental stimuli. Understanding the sensory laterality of horses plays an important role when working with horses. New insights into the processing of sensations allow humans to better understand and assess horses. The present study asks the following questions: Do horses use one eye preferentially, when observing two test objects depending on the test situation? Does this preference differ between the two test objects? Is there a difference between Shetland ponies and Hanoverian stallions? Do various parameters, such as age, sex and type of training of the Shetland ponies, have an impact on the preference of one eye? Sixty-five Shetland ponies were examined individually on the property of their owner. Every animal was moving freely and without human interaction in the test arena. The Shetland ponies were tested in two test situations with different test objects. These were the Novel Object Test with a stationary ‘neutral’ object and the Startling Test with a moving ‘negative’ object. Hanoverian stallions participating in the study by GOSLAR (2011) were used as control group in the current study. These 71 stallions were tested in various test situations at the state-run stud farm in Celle. As part of the current study, video material of the horses was analysed in the two test situations, Novel Object Test and Startling Test. In both groups, a non-moving, unknown object was selected for the test situation Novel Object Test in order to evaluate eye preference during the exploration of a ‘neutral’ object. In contrast, the movement of the test object in the Startling Test initially caused a flight response due to the visual sensation. The flight response caused by the movement of the object and the following exploration of the object were used to gain insights into the object observation of ‘negative’ test objects. The results show a difference in the visual laterality between the two test objects as well as between Shetland ponies and Hanoverian stallions. Relative to the emotionality of the horses, all animals showed a tendency to use their right eye more frequently, when observing the non-moving, ‘neutral’ object during the Novel Object Test, whereas the majority of horses preferentially used their left eye during the Startling Test to explore the moving, ‘negative’ object. Furthermore, a difference was observed between Shetland ponies and Hanoverian stallions. Both groups showed a preferential use of their right eye during the Novel Object Test. However, this preference was only significantly more common than the use of the left eye in Shetland ponies that did not approach the test object. A difference between groups was also observed during the Startling Test. Both Shetland ponies and Hanoverian stallions used their left eye more frequently than their right eye during the object observation, but this difference only reached significance in the Hanoverian stallions. These results confirm the role of the left hemisphere in the processing of novelties without emotional value and the contrary role of the right hemisphere in the processing of unforeseen emotional situations. In the comparison between monocular and binocular object observations, a tendency to prefer monocular object observation was detected in both test situations in the Shetland ponies as well as the Hanoverian stallions. However, a slight increase in the frequency of binocular object observation was identified during the Startling Test compared to the Novel Object Test. Various parameters such as breed, age, sex, type of training, preferred lead during exercise and side on which object movement started, showed no significant influence on the visual laterality in the Shetland pony group.

Jeder kennt aus dem Alltag mit dem Pferd Situationen, in denen ein Pferd auf dem Hinweg an einem Gegenstand ohne Probleme vorbeigeht, auf dem Rückweg jedoch deutliche Reaktionen (wie z.B. Ausweichen, Körperanspannung, Flucht) auf diesen Gegenstand zeigt. Es gibt Pferde, die dieses Verhalten häufiger und stärker zeigen als andere Pferde. Diese visuelle Asymmetrie scheint daher eine wichtige Bedeutung bei der Auseinandersetzung mit Umweltreizen zu besitzen. Die Erforschung der sensorischen Lateralität bei Pferden spielt somit eine wichtige Rolle beim Umgang mit Pferden. Neue Erkenntnisse hinsichtlich der Verarbeitung von Sinneseindrücken ermöglichen dem Menschen das Pferd besser zu verstehen und einzuschätzen. Die vorliegende Untersuchung beschäftigte sich mit folgenden Fragestellungen: Besitzen die Pferde eine bevorzugte Augenseite bei der Betrachtung von zwei Testobjekten je nach Testsituation? Unterscheidet sich die Augenseite zwischen den zwei Testobjekten? Gibt es einen Unterschied zwischen Shetlandponys und Hannoveraner Hengsten? Haben verschiedene Parameter wie z.B. Alter, Geschlecht und Nutzungsart der Shetlandponys einen Einfluss auf die Augenbevorzugung? Es wurden 65 Shetlandponys einzeln auf dem Hof der Besitzer untersucht. Jedes Tier bewegte sich frei und ohne menschlichen Einfluss in der Testarena. Die Shetlandponys wurden in zwei Testsituationen mit unterschiedlichen Testobjekten getestet. Dies waren der Novel Object Test mit einem stationären „neutralen“ Objekt und der Startling Test mit einem beweglichen „negativen“ Testobjekt. Als Vergleichsgruppe dienten Hannoveraner Hengste der Studie von GOSLAR (2011). Sie untersuchte 71 Hengste des Landgestüts Celle in verschiedenen Testsituationen. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurde das Videomaterial der Pferde in den beiden Testsituation Novel Object Test und Startling Test ausgewertet. In beiden Gruppen wurde in der Testsituation Novel Object Test ein unbewegliches, unbekanntes Objekt gewählt, um die Augenbevorzugung bei der Erkundung eines „neutralen“ Objektes zu beurteilen. Die Bewegung des Testobjektes im Startling Test löste dagegen zunächst eine Fluchtreaktion aufgrund des visuellen Reizes aus. Die durch die Objektbewegung ausgelöste Fluchtreaktion mit anschließender Erkundung diente dazu, Kenntnisse der Objektbeobachtung eines „negativen“ Testobjekts zu erlangen. Die Ergebnisse zeigten, dass es einen Unterschied bei der visuellen Lateralität sowohl zwischen den beiden Testobjekten als auch zwischen den Shetlandponys und Hannoveraner Hengsten gab. In Abhängigkeit von der Emotionalität der Pferde zeigten alle Tiere einen tendenziell häufigeren Gebrauch ihres rechten Auges bei der Betrachtung des unbeweglichen, „neutralen“ Objektes im Novel Object Test, wohingegen bei der Mehrheit der Pferde im Startling Test das bewegliche, „negative“ Objekt bevorzugt mit dem linken Auge betrachtet wurde. Darüber hinaus wurde deutlich, dass ein Unterschied zwischen den Shetlandponys und Hannoveraner Hengsten vorlag. Im Novel Object Test lag eine Bevorzugung des rechten Auges in beiden Gruppen vor, jedoch war diese bei den Shetlandponys, die sich nicht an das Testobjekt annäherten, signifikant häufiger gegenüber der Nutzung des linken Auges. Auch in der Testsituation Startling Test konnte ein Unterschied zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden. Sowohl Shetlandponys als auch Hannoveraner Hengste nutzten das linke Auge häufiger zur Objektbeobachtung gegenüber ihrem rechten Auge, jedoch war die Differenz nur bei den Hannoveraner Hengsten signifikant. Die Ergebnisse bestätigen somit die Aufgabe der linken Hemisphäre bei der Verarbeitung von Neuheiten ohne emotionaler Wertigkeit und die gegensätzliche Rolle der rechte Hemisphäre bei der Verarbeitung unvorhersehbarer emotionaler Situationen. Bei dem Vergleich zwischen der monokularen und binokularen Objektbetrachtung zeigte sich in beiden Testsituationen eine tendenzielle Bevorzugung der monokularen Objektbeobachtung sowohl der Shetlandponys als auch der Hannoveraner Hengste, jedoch konnte eine leichte Zunahme der Häufigkeit der binokularen Objektbetrachtung in der Testsituation Startling Test gegenüber dem Novel Object Test festgestellt werden. Die Überprüfung verschiedener Parameter (Rasse, Alter, Geschlecht, Nutzungsart, bevorzugte Hand bei der Arbeit, Startseite Objektbewegung) in der Gruppe der Shetlandponys zeigte keinen signifikanten Einfluss in Bezug auf die visuelle Lateralität.

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