Untersuchung des verarbeiteten Elektroenzephalogramms als Parameter für das Anästhesiemonitoring beim Hund
Sowohl beim Menschen, als auch beim Tier gestaltet sich die Beurteilung der optimalen Narkosetiefe und damit das Vermeiden von intraoperativen Schmerzen als schwierig. Der pEEG-Monitorâ der Firma Dräger ist zur Ergänzung des Anästhesiemonitorings durch computergestützte EEG-Spektralanalyseverfahren konzipiert. In der vorliegenden klinischen Studie wurde an Hunden überprüft, ob die quantitativen EEG-Variablen ein geeignetes Mittel zur Verbesserung der Narkoseüberwachung darstellen. Es wurden 52 Hunde verschiedener Rassen randomisiert ausgewählt, an denen in der Klinik für kleine Haustiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover chirurgische Eingriffe vorgenommen wurden. Die Hunde wurden in vier Gruppen eingeteilt: Gruppe 1: Orthopädische Eingriffe unter Inhalationsanästhesie; n = 13 Gruppe 2: Weichteilchirurgische Eingriffe unter Inhalationsanästhesie; n = 13 Gruppe 3: Orthopädische Eingriffe unter Injektionsnarkose; n = 13 Gruppe 4: Weichteilchirurgische Eingriffe unter Injektionsnarkose; n = 13 Als Prämedikation erhielten alle Patienten 0,6 mg/kg Levomethadon. Die Hunde der Inhalationsanästhesie bekamen als Prämedikation zusätzlich 1 mg/kg Diazepam. Die Inhalationsanästhesie wurde dann mit einem Isofluran / Sauerstoff / Lachgasgemisch durchgeführt. Bei den Hunden der Injektionsanästhesiegruppen erfolgte die Narkoseinduktion mit 3 mg/kg Propofol. Die Tiere erhielten ein Sauerstoff / Luft-Gemisch und eine kontinuierliche Propofolinfusion (20 – 40 mg/kg/h). Alle Patienten wurden während der Operation kontrolliert beatmet. Neben dem Routinemonitoring wurden der mittlere arterielle Blutdruck (invasiv) und die EEG-Kenngrößen (Roh-EEG, spektrale Eckfrequenz 90, spektrale Medianfrequenz, prozentuale Anteile der b -,a -,q -, d -Frequenzen, d -Ratio) gemessen. Jeweils zu Beginn und am Operationsende wurde der Tiefenschmerz überprüft. Anhand der vorliegenden Ergebnisse sind die Anästhesiebedingungen (Narkotikadosis, Körperinnentemperatur, arterielle Sauerstoffsättigung und die endexspiratorische Kohlendioxidkonzentration) bei allen Hunden als vergleichbar zu beurteilen. Nur in Gruppe 1 mußte die erforderliche Isoflurandosis in der ersten Viertelstunde erhöht werden, da zu Narkosebeginn sowohl die SEF 90, als auch der Anteil der b -Frequenzen höher lagen, als in den anderen drei Gruppen und auf ein zu flaches Anästhesiestadium hinwiesen. Bei den Injektionsnarkosegruppen 3 und 4 war der prozentuale a -Anteil, und bei Gruppe 4 zudem auch der Anteil an q -Frequenzen höher, als bei den Inhalationsnarkosegruppen. Dagegen unterschieden sich die d -Anteile sowie die d -Ratio in den vier Gruppen nicht, so daß hier eine zweifelsfreie Zuordnung der Narkosestadien nicht möglich ist. Nahezu über den gesamten Narkoseverlauf zeigten die Patienten der Propofolgruppen 3 und 4 deutlich höhere arterielle Mitteldrücke als Patienten der Isoflurangruppen 1 und 2. Der Verlauf der Herzfrequenz unterschied sich nicht. Der ausgeübte Tiefenschmerz wies bei insgesamt 14 Hunden (5 Hunde der Inhalationsnarkosegruppen, 9 Hunde der Injektionsnarkosegruppen) eine positive Reaktion auf, die in der überwiegenden Zahl der Fälle nur durch einen kurzfristigen Blutdruckanstieg gekennzeichnet war, während die Herzfrequenz und die quantitativen EEG-Daten meist unverändert blieben. Der Anstieg der hämodynamischen Parameter war bei den Injektionsnarkosen graduell stärker ausgeprägt. Bei der Auswertung der individuellen Narkoseverläufe sprachen nur bei 8 (Inhalationsanästhesie), bzw. 10 Patienten (Injektionsanästhesie) sowohl EEG-Kenngrößen, als auch hämodynamische Parameter für das gleiche Anästhesiestadium. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, daß EEG-Veränderungen mit und ohne hämodynamische Reaktion auftraten, ebenso wie eine hämodynamische Aktivierung ohne begleitende elektroenzephalographische Antwort. Auffällig war, daß Patienten der Isoflurangruppen eher nur mit EEG-Veränderungen reagierten, während Hunde der Propofolgruppen häufiger hämodynamische Reaktionen zeigten. Dies kann zum einen durch ausreichende Dämpfung des Cortex bei noch unbeeinflußten hämodynamischen Reflexen auf Rückenmarksebene, beziehungsweise durch ein anästhesiebedingtes Versagen der hämodynamischen Reflexantwort erklärt werden. Aufgrund der extremen individuellen Streuung der Spektralvariablen und eines durch die Spektralanalyse in Kauf genommenen Datenverlustes, scheint der pEEG-Monitorâ allerdings nicht mehr als einen Trend der Narkosetiefe darzustellen. Der transportable pEEG-Monitorâ zeichnete sich durch eine gute und einfache Handhabung beim Hund während operativer Eingriffe aus. Der Anästhesist muß daher zur Ermittelung der optimalen Narkosetiefe gleichzeitig mit dem verarbeiteten EEG, das Roh-EEG und die anderen klinischen Reaktionen, wie die Reflexe und die Hämodynamik mit in die Beurteilung einbeziehen.
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