Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)TiHo eLib

Untersuchung des Verhaltens von fünf Hunderassen und einem Hundetypus im innerartlichen Kontakt des Wesenstestes nach den Richtlinien der Niedersächsischen Gefahrtier-Verordnung vom 05.07.2000

This study surveys the intraspecific aggressive behaviour of 347 dogs belonging to the American Staffordshire Terrier, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier, Rottweiler, Dobermann breeds and the Pitbull-type. The dogs were tested for their temperament in fulfilment of the Dangerous Animals Act of Lower Saxony, Germany (GefTVO) at the Veterinary School of Hannover. A scaling system was used to register the different degrees of aggressive behaviour observed during testing. Subsequently, these scalings were transferred into five possible reactions „No threatening behaviour/ biting“, „Threatening behaviour“, „Threatening behaviour with forward tendency“, „Biting with prior threatening behaviour“ and „Disorders in aggressive behaviour“. The research aimed to establish, whether a significant difference exists in the behaviour between the breeds, the categories according to GefTVO and between the Terrier- and non-Terrier-breeds according to the Dogs Act of Lower Saxony (NdsMELF 2002). The research also sought to determine the proportion of dogs showing disorders in aggressive behaviour and inadequate aggressive behaviour (according to Temperament Testing). Only 3,75% of the dogs showed an inadequate and therefore dangerous aggressive behaviour towards other dogs. Since it is possible to detect these individuals by the means of the temperament-testing they can be excluded from breeding. The assessment of the breeds and those of the Pitbull-type did not show a significant difference between the single breeds and type. Individuals of any breed/ type were found among those displaying inadequate aggressive behaviour. The results of this study proved that the assumption of a difference in dangerousness between the categories of the GefTVO and between the Terrier- and non-Terrier-breeds (Dangerous Dogs Act (BMVEL 2001), Dogs Act of Lower Saxony) is not justified. Furthermore the study indicated that disorders in aggressive behaviour did occur independently of the assessed breeds and type, the categories and Terrier- and non-Terrier-breeds. Only the situation „Close contact to opposite sex” was capable of eliciting disorders in aggressive behaviour significantly more often in category 1-dogs than in category 2-dogs. Nevertheless, this did not affect either partial combined results or the maximum test result from eight situations. Notably, disorders in aggressive behaviour were not registered within the Staffordshire Bullterrier breed. The influence of ontogenesis, particularly of the dog-owner, on the incident of biting during behavioural testing was examined by owner questionnaire. Correspondingly, the use of lead-jerks and vocal commands preceding biting situations were assessed on the basis of video documentation. Many variables affected the observed behaviour of individual dogs. Therefore most of the factors did not have an influence on the incident of biting. This confirms the multicausality of aggressive behaviour in specific situations. Nevertheless, the factor „possibility to contact other dogs without being kept on a lead“ was related to biting incidents. Most significantly, more biting than non-biting dogs never had the opportunity to practise ritualised communication. Furthermore, aversive training methods, especially the jerk on a lead by the owner were strongly correlated with the incident of threatening behaviour or biting during the behavioural test. The impossibility of exercising dogs unleashed and the use of aversive training methods correspond directly with biting incidents during the intraspecific sub-tests of the temperament-testing. In conclusion, unrestrained exercise with an option of communication with other dogs and renunciation of aversive training methods, particularly the lead-jerk, are the most powerful options in preventing dog-bites in temperament-testing and every-day-situations while dogs are on a lead. The communicative behaviour of each of the ten dogs showing disorders in aggressive behaviour was described. Predatory behaviour as a motivation contributes to the development and expression of disorders in aggressive behaviour.

Diese Studie gibt einen Überblick über das innerartliche aggressive Verhalten von 347 Hunden der Rassen American Staffordshire Terrier, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier, Rottweiler, Dobermann und Hunden vom Pitbull Typus, welche den Hund-Hund-Kontakt des Wesenstests gemäß Niedersächsischer Gefahrtier-Verordnung (GefTVO) am „Institut für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde)“ der Tierärztlichen Hochschule Hannover durchliefen. Das Verhalten der Hunde in den einzelnen Situationen wurde mittels Skalierungssystem erfasst und anschließend zu den fünf Verhaltensmöglichkeiten „Kein Drohen/ Beißen“, „Stationäres Drohen“, „Nicht stationäres Drohen“, „Beißen mit vorherigem Drohen“ und „Gestört aggressives Verhalten“ zusammengefasst. Ziel der Untersuchung war es, bestehende Unterschiede im beobachteten aggressiven Verhalten zwischen den getesteten Tieren der einzelnen Rassen, den Kategorien nach GefTVO und den nach Niedersächsischem Gesetz über das Halten von Hunden (NHundG, NdsMELF 2002) eingeteilten Hunden aufzuzeigen. Auch wurde der Anteil von Hunden mit gestört aggressivem und unangemessen aggressivem Verhalten (gemäß Wesenstest) bestimmt. Nur 3,75% aller getesteten Hunde zeigten ein der Situation unangemessenes und damit unter Umständen gefährliches aggressives Verhalten anderen Hunden gegenüber. Diese Individuen können mit dem Wesenstest als Methode von der Zucht ausgeschlossen werden. Eine unterschiedliche Gefährlichkeit der fünf Rassen und des Typus bestand nicht, es waren Hunde aller Rassen/ des Typus vertreten. Die Annahme einer besonderen Gefährlichkeit laut Kategorien der GefTVO, aber auch nach dem (Bundes-)Gesetz zur Bekämpfung gefährlicher Hunde (BMVEL 2001) und dem NHundG, welche die Rassen Rottweiler und Dobermann nicht mehr beinhalten, ist nach den Ergebnissen dieser Studie nicht gerechtfertigt. Auch gestört aggressives Verhalten wurde ohne Unterschiede von den Rassen/ dem Typus und nach NHundG aufgeteilten Hunden gezeigt. Nur die einzelne Situation „Zunehmend, gegengeschlechtlich“ löste bei Hunden der Kategorie 1 häufiger gestört aggressives Verhalten aus als bei Hunden der Kategorie 2. Dieses Ergebnis blieb jedoch ohne Einfluss auf die zu Teilergebnissen zusammengefassten Situationen und das Ergebnis aller acht Situationen. Gestört aggressives Verhalten wurde nicht bei Hunden der Rasse Staffordshire Bullterrier beobachtet. Ergebnisse aus dem Besitzerfragebogen wurden benutzt, um den Einfluss der Ontogenese, insbesondere des Halters, auf das Vorkommen von Beißen im Test zu eruieren. Entsprechend wurde der Einsatz von Leinenruck und Stimmkommando im Vorfeld von Beißsituationen als direkt beobachtbares Halterverhalten untersucht. Bei den getesteten Individuen bestanden viele Variablen mit Einfluss auf das bei ihnen beobachtete Verhalten. Die Untersuchung der Haltungseinflüsse ergab entsprechend keinen signifikanten Einfluss der meisten einzelnen Faktoren auf das Vorkommen von Beißen im Test, was die Vielursächlichkeit aggressiven Verhaltens in einer spezifischen Situation untermauert. Als umso wichtiger ist daher die Möglichkeit des Hundes zu freiem Kontakt mit anderen Hunden ohne Leinenzwang einzuschätzen. Höchstsignifikant mehr im Test beißende als nicht beißende Hunde hatten vor Inkrafttreten der Verordnung nie die Gelegenheit, ritualisierte Kommunikation unter Artgenossen einzuüben. Es wurde ferner der höchstsignifikante Zusammenhang zwischen aversiven Erziehungsmaßnahmen, insbesondere dem Einsatz des Leinenruckes, und dem Auftreten von Drohverhalten bzw. Beißen im Test gezeigt. Fehlende Freilaufmöglichkeit und der Einsatz aversiver Erziehungsmittel stehen in direktem Zusammenhang mit dem Vorkommen von Beißen im Hund-Hund-Kontakt des Wesenstestes. Damit sind Freilauf bei gleichzeitiger Möglichkeit der Kommunikation mit Artgenossen und der Verzicht auf aversive Erziehungsmittel, insbesondere den Leinenruck, die wichtigsten untersuchten Möglichkeiten des Halters, einem Beißen anderer Hunde in Wesenstestsituationen und - übertragen - Alltagssituationen an der Leine entgegenzuwirken. Das Ausdrucksverhalten der zehn Hunde mit gestört aggressivem Verhalten wurde beschrieben. Die Untersuchung ergab, dass Jagdverhalten als Motivation bei der Entstehung und Ausprägung gestört aggressiven Verhaltens beteiligt ist.

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